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1874 - Die Stunde der Zentrifaal

Titel: 1874 - Die Stunde der Zentrifaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vom Drachen ausging, nicht ertragen. Die Tatsache, daß ich nicht die ganze Zeit um mich schlug, verdankte ich nur der Mentalstabilisierung. Genaugenommen stellte die Aggressionsstrahlung so etwas wie einen suggestiven Einfluß dar. Ich verfügte über Widerstandskraft, aber auch die reichte über einen gewissen Punkt nicht hinaus.
    Was, wenn ich den Drachen nicht betreten konnte? fragte ich mich. Was, wenn zwei Kilometer vorher Schluß war?
    Ich schob den Gedanken beiseite. Plantagoo hing davon ab, ob ich und Bully uns überwinden konnten.
    Jeder Schritt fiel mir schwer. Ich stapfte mit verbissener Miene durch den tiefen Schnee. Durch die saure Beimengung gefror die Masse nicht völlig, auch nicht bei sieben Grad minus, sondern bildete einen matschigen Untergrund.
    Zusätzlich zu den verschnürten Paketen, die die Genmasse von Tasch-Term enthielten, trugen wir Seile mit provisorischen Haken. Eine vierzig Meter hohe Mauer war zu überwinden, die Grenze zwischen West-VIER und Herz-FÜNF Jeder Gedanke fiel mir schwer. Die ganze Zeit kämpfte ich gegen blinde Angriffswut. Wenn ich nicht bald einen Weg fand, die Aggression loszuwerden ... dann half auch die beste Motivation nicht weiter.
    Ich biß mir auf die Zunge, und ich hörte erst wieder auf, als der Geschmack von Blut mich zur Besinnung brachte.
    Es war schlimmer als beim ersten Mal, sehr viel schlimmer. Ich schleppte mich bis zum Rand der ersten Plattform. Meine Zuversicht verließ mich. Instinktiv spürte ich, es war vorbei, schon bevor wir die Stadt überhaupt betreten hatten.
    Links und rechts lagen die ersten Häuser. Die weißen Gemäuer wirkten schmutzig. Nicht nur vom klebrigen Schnee, ich bemerkte auch Spuren von Blut.
    „Vorsicht jetzt!" rief Reginald Bull. „Es könnte hier überall Angreifer geben!"
    Ich musterte die Hausecken, die Fenster, die Türen. Aber nirgendwo ließ sich eine lebendige Seele blicken. Wahrscheinlich hatten sich alle gegenseitig umgebracht.
    Überall fanden sich Leichen. In der niedrigen Temperatur verfielen sie nicht, sondern wurden nur vom sauren Schnee zersetzt. Ich sah verstümmelte und aufgeschlitzte Körper, Mocksgerger die meisten, aber auch einige Kroogh und Zentrifaal. Califorms Artgenossen hatte es ganz zuletzt erwischt. Sie waren die besten Kämpfer in Plantagoo.
    „Hier lebt niemand mehr", sagte Bull nach einer Weile. Er klang enttäuscht. „Ich glaube, daß meine Warnung voreilig war. Sie haben sich bis zum letzten Gegner umgebracht."
    -Mir kam der verrückte Gedanke, daß bei diesem Kampf ein einziges Wesen übriggeblieben sein mußte; sozusagen der Triumphator, der Beste von allen. Diesem Wesen wäre ich gern entgegengetreten. Und wenn es ein Ertruser gewesen wäre, ich hätte ihn besiegt.
    Statt dessen tobte die Angriffslust in meinem Geist. Ich konnte es nicht ertragen.
    Keinen Schritt mehr! Oder ich töte euch alle!
    Unsere Prozession schlängelte sich über die Plattform, drei Kilometer weit. Dann stießen wir auf die Betonmauer, die das Zentrum der Galornenstadt von den ehemaligen Slums trennte.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute hinauf. Mir wurde klar, daß die Reise für mich zu Ende war.
    Wortlos schnallte ich mein Paket vom Rücken. Ich blickte verstohlen in Bullys Gesicht. Der Dicke stierte mich durch seine Helmscheibe an. Verdammte Doggenfratze.
    „Was machst du da, Ex-Administrator?"
    „Das geht dich einen Dreck an."
    Ich pfefferte das Paket in den Schnee, holte aus und rammte Bull die Faust ins Gesicht. Jedenfalls hatte ich das tun wollen; statt dessen traf ich seine Helmscheibe. Daran hatte ich nicht gedacht. Der Schlag richtete keinen Schaden an. Bull wurde nur zurückgeschleudert und fiel auf den Hosenboden.
    „Das wirst du büßen, verdammter ... !"
    Was mache ich da? Plantagoos Schicksal hängt von uns ab!
    Mit dem Paket auf dem Rücken war Bull, unbeweglich wie ein Käfer.
    Bevor der Dicke wieder hochkam, standen B-Zagristas und E-Emergen an seiner Seite. Sie hielten seine Arme fest.
    Ich fühlte mich ebenfalls gepackt. A-Caliform und K-Fordes stellten es so geschickt an, daß ich mich kaum zu rühren vermochte. Hätte ich in dem Moment die Kontrollen meines Schutzschirms erreicht, ich hätte ihn aktiviert.
    Ortungsgefahr oder nicht, was maßten sich die verblödeten Kaugummigesichter eigentlich an? Wenn ich den Dicken umbringen wollte, hatten sie gefälligst nicht im Weg zu stehen!
    Die Zentrifaal hielten uns fest. Ich brauchte fünf Minuten, bis ich mich beruhigt hatte. Danach

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