189 - Die Nebelhexe vom Central Park
nie von jemandem bekommen.«
»Damit will ich mir deine Freundschaft erkaufen«, sagte Noel grinsend.
»Joe Clubber ist Ihr Freund, Mr. Bannister. Und Ihrer auch, Mr. Ballard«, sagte er zu mir, obwohl ich ihm keinen Schein gegeben hatte.
»Darüber freuen wir uns, Joe«, sagte Noel. »Und eine ganz besonders große Freude machst du uns, wenn du anrufst, sobald du die Nebelhexe siehst.«
***
»Hallo, Meg«, sagte Lee Diamond, als seine attraktive blonde Freundin die Tür öffnete.
»Lee!« Sie wirkte unsicher, wüßte nicht, was sie sagen sollte. Sehr schien sie sich über seinen Besuch nicht zu freuen. »Du bist wieder… Wann haben sie dich entlassen?«
»Heute«, antwortete Diamond. »Darf ich reinkommen?«
»Klar. Entschuldige. Ich bin ganz durcheinander. Die Freude, dich zu sehen… Wie geht es dir?«
»Gut.« Seine rechte Hand steckte in der Hosentasche. Natürlich wollte er sie ihr zeigen, aber nicht sofort. Es sollte eine Überraschung sein.
Er ging an ihr vorbei, und sie schloß die Tür. Ihre Wohnung war nicht sehr groß, aber gemütlich. Der Fernsehapparat lief. Eine humoristische Arztserie. Meg versäumte keine Folge, das wußte Diamond. Diamond knipste das Gerät aus. Er wandte sich lächelnd an Meg Taylor. »Mit deiner Erlaubnis.«
»Aber ja, was immer du willst, Lee. Fühl dich hier wie zu Hause.«
»Das tue ich.« Er begab sich zum Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Achter Stock. Autos und Menschen waren so klein, daß man sie in einer Zigarrenschachtel unterbringen konnte. »Und wie geht es Dir?« erkundigte sich Diamond.
»Phantastisch«, antwortete Meg Taylor.
»Heute scheint die Hektik nicht ganz so groß zu sein.«
»Wieso? Ach so. Ja, der Streß der letzten Wochen ist vorbei. Meine Güte, war das eine Hetzjagd. Ich muß mindestens vier Pfund abgenommen haben.«
Er schmunzelte. »Aber an den richtigen Stellen ist zum Glück noch alles dran. Ich habe dich vermißt, Baby.«
Sie ging zu ihm und küßte ihn. Ihm fiel auf, daß sie sich dazu überwand. »Ich habe dich auch vermißt, Lee. Sehr sogar. Wie gern hätte ich dich öfter im Krankenhaus besucht…«
»Aber da du eine miserable Schauspielerin bist, wäre es dir sehr schwergefallen, jedesmal Mitleid zu heucheln.«
Sie wich erschrocken zurück. »Wie kannst du so etwas Häßliches sagen? Du weißt, daß du mir sehr viel bedeutest.«
»Ein Mann mit nur einer Hand? Ein Krüppel?«
Sie ging wieder auf Tuchfühlung. Er spürte den Druck ihrer festen Brüste in seiner Magengrube. »Es ist mir doch egal, wie viele Hände du hast, Lee. Ein Mensch besteht nicht nur aus Händen. Wenn man jemanden gern hat, liebt man ihn so, wie er ist.«
»Und du liebst mich?«
»Das weißt du doch.« Sie küßte ihn und schob ihre Zungenspitze zwischen seine Lippen. Sie spielte die Ausgehungerte.
»Was spricht man so über mich?« wollte er wissen.
»Von nun an wird Lorenzo McQueen deine Arbeit tun«, antwortete Meg. Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Lippen. »Er ist kein vollwertiger Ersatz, das wissen alle, aber sie haben keinen Besseren. Außerdem wird McQueen von Jack Candon protegiert, und wer hat schon den Mut, sich gegen eine Entscheidung von Candon zu stellen?«
»Ich«, antwortete Diamond.
»Du bist nicht mehr drin in dem Geschäft, Lee. Dazu braucht man zwei gesunde…«
»Hände«, ergänzte Diamond.
Meg senkte den Blick. »Ich wollte dir nicht wehtun, bitte entschuldige.«
»Niemand kann mir wehtun!« behauptete Diamond hart.
»Es muß sehr schmerzlich für dich sein, so kurz nachdem du…« Wieder brach sie mitten im Satz ab. »Ach, Lee, warum mußtest du nur soviel Pech haben? Sie können dich nicht mehr gebrauchen.«
»Ich werde wieder für sie arbeiten«, sagte Diamond entschieden.
Meg sah ihn unsicher an. »Wie denn, mit nur einer…«
Lee Diamond sagte nichts, sondern zeigte Meg seine linke und seine rechte Hand.
»Wie… wie ist das möglich?« stammelte sie. »Großer Gott, ich habe doch genau gesehen…«
»Ich war bei einem Spezialisten, er konnte mir helfen. Hat mich 65.000 Dollar gekostet, aber das macht nichts. Das war eine Investition, die sich lohnte. Dieses Geld bringe ich schnell wieder rein.«
»Lee, ich begreife nicht… deine Hand war doch völlig… Wo gibt es einen Spezialisten, der…«
»In der Bronx«, antwortete Diamond grinsend. Megs totale Verwirrung machte ihm Spaß. »Glaubst du mir jetzt, daß ich meinen Platz nicht an Lorenzo McQueen abzutreten brauche?«
Zaghaft griff
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