Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
19 Minuten

19 Minuten

Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Peter dachte an die Geschichten von Häftlingen, die von weiblichen Fans Briefe bekamen und sie irgendwann im Gefängnis heirateten. Er dachte an den Wärter, der Elena reingeführt hatte, und fragte sich, ob der jetzt wohl herumerzählte, dass Peter Besuch von einer Klassefrau hatte.
    »Es stört dich doch nicht, wenn ich mir ein paar Notizen mache, oder?«, fragte Elena. »Für meine Examensarbeit?«
    »Nee, mach ruhig.«
    Er sah zu, wie sie einen Stift zückte und ihren Block aufklappte. »Also, ich hab dir ja schon geschrieben, dass ich untersuche, welche Auswirkungen Schikanen unter Schülern haben können.«
    »Wie kommst du dazu?«
    »Na ja, als ich auf der Highschool war, gab es Zeiten, da hab ich gedacht, ich würde mich lieber umbringen, als mich noch länger in der Schule schikanieren zu lassen. Ich hab mir überlegt, dass ich bestimmt nicht die Einzige war, die das gedacht hat, und da bin ich eben auf die Idee gekommen.« Sie beugte sich vor und sah Peter in die Augen. »Ich hoffe, die Arbeit wird mal in einer psychologischen Fachzeitschrift veröffentlicht oder so.«
    »Das wär cool.« Er verzog das Gesicht. Cool. Er hörte sich ja an wie ein Vollidiot.
    »Okay, fangen wir an. Was würdest du sagen, wie oft andere Schüler dich schikaniert haben?«
    »Jeden Tag.«
    »Was haben sie so gemacht?«
    »Das Übliche«, sagte Peter. »Mich in Schränke gesperrt, meine Bücher aus dem Schulbus geworfen.« Er rasselte die Litanei herunter, die er Jordan schon x-mal vorgebetet hatte: die Rippenstöße auf der Treppe, die Male, wo ihm die Brille von der Nase gerissen und zertreten wurde, die zahllosen Beschimpfungen.
    Elenas Augen wurden weich. »Das muss furchtbar für dich gewesen sein.«
    Peter wusste nicht, was er sagen sollte. Er zögerte. Sie sollte ihn nicht für ein Weichei halten. Er zuckte die Achseln und hoffte, dass die Reaktion einigermaßen lässig wirkte.
    Sie hörte auf zu schreiben. »Peter, kann ich dich mal was fragen?«
    »Klar.«
    »Auch wenn's nicht so richtig was mit meinem Thema zu tun hat?«
    Peter nickte.
    »Hast du geplant, sie zu töten?«
    Sie beugte sich wieder vor und hatte die Lippen leicht geöffnet. Peter meinte fast, Elenas Atem zu spüren. Er wollte ihr die richtige Antwort geben - wollte gefährlich klingen, um ihr Interesse zu schüren, damit sie wiederkam.
    Er lächelte, wie er hoffte, leicht verführerisch. »Sagen wir einfach, es musste aufhören«, antwortete Peter.
    Im Wartezimmer seines Zahnarztes entdeckte Jordan die neueste Ausgabe vom Time Magazine. HIGHSCHOOL: DAS SCHLACHTFELD UNSERER ZEIT?, stand auf dem Cover, und das Foto dazu war eine Luftaufnahme der Sterling High mit Kindern, die panisch aus sämtlichen Türen rannten. Er blätterte den Artikel durch, ohne irgendetwas zu erwarten, das er noch nicht wusste, doch eine Überschrift sprang ihm ins Auge. »Gedanken eines Killers«, las er und sah das vielfach abgedruckte Jahrbuchfoto von Peter in der achten Klasse.
    Dann begann er zu lesen.
    »Verdammt«, sagte er, sprang auf und ging zur Tür.
    »Mr. McAfee«, sagte die Sprechstundenhilfe, »Sie sind gleich dran.«
    »Ich muss weg -«
    »Ja, aber Sie können nicht einfach unsere Zeitschrift mitnehmen ...«
    »Setzen Sie sie mit auf die Rechnung«, zischte Jordan und sprintete zu seinem Auto. Als er den Schlüssel ins Zündschloss steckte, klingelte sein Handy. Er rechnete fest mit Diana Leven, die ihm hämisch ihr Beileid ausdrücken wollte, doch es war Selena.
    »Hör mal, bring doch bitte von unterwegs noch Windeln mit. Wir haben keine mehr.«
    »Ich komme noch nicht nach Hause. Im Augenblick hab ich größere Probleme.«
    »Liebling«, sagte Selena, »es gibt keine größeren Probleme.«
    »Ich erklär's dir später«, sagte Jordan und schaltete sein Tele-lon ab - damit auch Diana ihn nicht erreichen konnte.
    Kr schaffte es in sechsundzwanzig Minuten bis zum Gefängnis und stürmte in den Vorraum. Dort drückte er die Zeitschrift gegen die Plastiktrennwand zwischen ihm und dem Wärter, der seine Anmeldung bearbeitete. »Das hier muss ich mit reinnehmen, wenn ich meinen Mandanten spreche«, sagte Jordan.
    »Geht nicht«, sagte der Wärter, »da sind Heftklammern drin.«
    Seufzend machte Jordan sich an der Heftung zu schaffen, bis sie draußen war. »Bitte sehr. Kann ich jetzt zu meinem Mandanten?«
    Kr wurde in das Besprechungszimmer geführt, wo er auf und ab tigerte, bis Peter hereinkam. Sofort knallte er den aufgeschlagenen Artikel auf den Tisch. »Was zum

Weitere Kostenlose Bücher