Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
19 Minuten

19 Minuten

Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
können mir keinen Drink spendieren«, sagte sie, fischte Geld aus ihrem Portemonnaie und bezahlte.
    Patrick setzte sich auf den Hocker neben ihr. »Na dann.«
    Sie ließ den Blick durchs Restaurant schweifen. »Ich finde wirklich, wir sollten besser nicht zusammen gesehen werden.«
    »Die einzigen Zeugen sind die Koi drüben in dem Aquarium neben der Kasse. Ich glaube, Sie sind in Sicherheit«, sagte Patrick. »Außerdem, wir plaudern ja nur. Wir reden nicht über den Fall. Sie wissen doch hoffentlich noch, wie man außerhalb eines Gerichtssaals Konversation betreibt, oder?«
    Sie hob ihr Weinglas. »Was machen Sie überhaupt hier?«
    Patrick senkte die Stimme. »Ich bin hinter der Chinesenmafia her. Die schmuggeln hier Rohopium in den Zuckertütchen rein.«
    Ihre Augen wurden groß. »Im Ernst?«
    »Nein. Und ich würd's Ihnen auch nicht erzählen, wenn es
    stimmen würde.« Er schmunzelte. »Ich warte bloß auf mein Essen zum Mitnehmen. Und Sie?«
    »Ich warte auf jemanden.«
    Erst als sie das sagte, merkte er, dass er ihre Gesellschaft ge-noss. Es amüsierte ihn, sie nervös zu machen, was ja auch nicht allzu schwer war.
    Attraktiv war sie, sehr.
    Patrick spürte, wie sein Gesicht warm wurde. »Glückliche l amilie«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »So heißt das Gericht, das ich bestellt hab. Mein Versuch, unsere lockere Unterhaltung wieder in Gang zu bringen.«
    »Sie haben nur ein Gericht bestellt? Beim Chinesen bestellt man doch immer noch Frühlingsrollen und solche Sachen
    dazu .«
    » Nicht jeder hat zu Hause hungrige Mäuler zu stopfen.«
    Sie strich mit einem Finger über den Rand ihres Glases. »Haben Sie keine Kinder?«
    »War nie verheiratet.«
    »Warum nicht?«
    Patrick schüttelte mit einem schwachen Lächeln den Kopf. » Kein Kommentar.«
    »Oje«, sagte die Richterin. »Die Frau muss Ihnen ja so richtig das Herz gebrochen haben.«
    Er verharrte überrascht. War er wirklich so leicht zu durch-schauen?
    »Anscheinend sind Sie nicht der Einzige mit detektivischer Spürnase«, sagte sie lachend. »Nur wir nennen das weibliche Intuition.«
    »Damit bringen Sie's im Handumdrehen zum Polizeichef.« Er warf einen Blick auf ihre ringlose Hand. »Und Sie? Warum sind Sie nicht verheiratet?«
    »Kein Kommentar.«
    Sie schwiegen einen Moment, und sie trank einen Schluck. Patrick trommelte mit den Fingern auf der Theke. »Sie war schon verheiratet«, gab er zu.
    Die Richterin stellte ihr Glas ab. »Er auch«, sagte sie, und als Patrick sich ihr zuwandte, sah sie ihm direkt in die Augen.
    Ihre waren blassgrau, und er musste an fallenden Schnee denken, an Silberkugeln und Winter. Es war die Farbe des Himmels, ehe er von einem Blitz zerrissen wurde.
    Patrick war das vorher nie aufgefallen, und auf einmal wusste er wieso. »Sie tragen keine Brille.«
    »Was bin ich froh, dass Sterling von jemandem beschützt wird, der so aufmerksam ist wie Sie.«
    »Sonst tragen Sie immer eine Brille.«
    »Nur bei der Arbeit. Ich brauch sie zum Lesen.«
    Deshalb war ihm vorher nie aufgefallen, wie gut Alex Cormier aussah: Wenn sich ihre Wege gekreuzt hatten, war sie immer nur im zugeknöpften Juristinnenhabit gewesen. Sie hatte nicht wie eine Treibhausblume an der Bar gesessen. Sie war nicht so ... menschlich gewesen.
    »Alex!«, rief eine Stimme hinter ihnen. Der Mann war schick gekleidet, teurer Anzug, edle Schuhe, und machte mit seinen grauen Schläfen einen distinguierten Eindruck. Anwalt, das roch Patrick auf zehn Meter Entfernung. Bestimmt war er reich und geschieden. Die Sorte Mann, die vor dem Sex am Abend stundenlang über Strafrecht schwadronierte; die Sorte Mann, die immer auf derselben Bettseite schlief und sich nicht so fest an sie schmiegte, dass sie noch im Schlaf ineinander verschlungen waren.
    Mein Gott, dachte Patrick und sah zu Boden. Wie komm ich denn auf so was?
    War ihm doch egal, mit wem Alex Cormier ausging, selbst wenn der Kerl fast ihr Vater sein könnte.
    »Whit«, sagte sie, »ich freu mich so.« Sie küsste ihn auf die Wange und hielt weiter seine Hand, als sie sich Patrick zuwandte. »Whit, das ist Detective Patrick Ducharme. Patrick, Whit Hobart.«
    Der Mann hatte einen kräftigen Händedruck, was Patrick nur noch mehr ärgerte. Er wartete vergeblich darauf, dass die Richterin ihn noch genauer vorstellte. Aber was hätte sie sagen sollen? Patrick war kein alter Bekannter. Sie hatten sich auch nicht eben erst an der Bar kennengelernt. Sie konnte nicht mal sagen, dass sie beide mit dem Houghton-Fall zu tun

Weitere Kostenlose Bücher