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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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das nicht, wenn ich lachen muss.«
    Matt sank neben Josie auf die Couch, schlang einen Arm um sie und strich mit dem Daumen über ihre Brust. Sie rückte weg, weil sie nicht wollte, dass Drew es sah, aber Matt wollte es, und er folgte ihr. »Du inspirierst zu lyrischen Ergüssen«, sagte er lächelnd. »Schlechte lyrische Ergüsse, aber wahrscheinlich hat selbst die schöne Helena mal mit Limericks angefangen.«
    Josie wurde rot. Sie war fassungslos, dass Peter ihr das geschrieben hatte, dass er überhaupt gedacht hatte, sie würde vielleicht darauf eingehen. Und sie war fassungslos, dass die ganze Schule jetzt wusste, wie sehr Peter Houghton sie mochte. Sie konnte es sich nicht leisten, dass alle dachten, sie würde irgendetwas für ihn empfinden.
    Nicht mal Mitleid.
    Noch schlimmer war, dass jemand sie zum Narren gehalten hatte. Vielleicht war es eins von den Mädels gewesen oder sogar Matt selbst. Aber wieso würden ihre Freunde so etwas tun, so etwas Demütigendes?
    Josie kannte die Antwort. Die Kids in dieser Clique waren nicht ihre Freunde. Coole Kids hatten keine richtigen Freunde, sie hatten Verbündete. Sicher warst du nur, solange du niemandem vertrautest, denn du konntest jeden Moment von den anderen zur Witzfigur degradiert werden, Hauptsache, es lachte keiner über sie.
    Josie war gekränkt, aber sie wusste, dass dieser Streich auch ein Test war, wie sie reagieren würde. Wenn sie den anderen Vorwürfe machen würde, weil sie ihre E-Mail gelesen und in ihre Privatsphäre eingedrungen waren, war sie verloren. Vor allem durfte sie sich nichts anmerken lassen. So hoch wie sie in der Schulhierarchie über Peter Houghton stand, war so eine E-Mail nicht peinlich, sondern zum Schreien komisch.
    Also: Nicht weinen - lachen!
    »Was für ein Loser«, sagte Josie, als machte ihr das alles überhaupt nichts aus, als fände sie es genauso lustig wie Drew und Matt. Sie knüllte die E-Mail zusammen und warf sie hinter die Couch. Ihre Hände zitterten.
    Matt legte seinen verschwitzten Kopf in ihren Schoß. »Worüber schreib ich denn nun offiziell?«
    »Über die amerikanischen Ureinwohner«, antwortete Josie geistesabwesend. »Wie die Regierung Verträge gebrochen und ihnen das Land gestohlen hat.«
    Drew setzte sich auf. »He, ich will auch eine Freundin haben, die mir hilft, meinen Notendurchschnitt zu verbessern.«
    »Frag Peter Houghton, wie das geht«, antwortete Matt grinsend. »Der ist Spezialist in Liebesdingen.«
    Während Drew noch kicherte, griff Matt nach Josies Hand und küsste ihre Fingerknöchel. »Du bist zu gut zu mir«, sagte er.
    Zwischen zwei Unterrichtsstunden hatte Peter fünf Minuten Zeit, und er war der Erste auf dem Flur, sobald die Pausenglocke schellte. Es war alles genau geplant: Wenn er so schnell wie möglich die Klasse verließ, war er nur während des größten Gedränges auf dem Flur, was die Gefahr verringerte, von einem der coolen Jungs angemacht zu werden. Er ging mit gesenktem Kopf, die Augen auf den Boden gerichtet, bis er seinen Spind erreichte.
    Er kniete gerade davor, um sein Mathebuch gegen die Textmappe für Sozialwissenschaften auszutauschen, als ein Paar schwarze Schuhe mit Keilabsätzen neben ihm hielt. Sein Blick wanderte von der gemusterten Strumpfhose über den knappen Tweedrock und den asymmetrisch gemusterten Pullover bis hinauf zu einem Wasserfall aus blondem Haar. Courtney Ignatio stand mit verschränkten Armen da, als hätte Peter schon genug ihrer kostbaren Zeit in Anspruch genommen.
    »Steh auf«, sagte sie. »Ich will nicht zu spät zum Unterricht kommen.«
    Peter erhob sich und schloss seinen Spind. Courtney sollte nicht sehen, dass er ein Kinderbild von sich und Josie hineingeklebt hatte. Auf dem Foto saßen sie beide im Kindergarten auf der Umrandung eines Sandkastens. Josies Hand lag auf Peters Schulter.
    »Hör mal, ich hab echt keine Lust, hier mit dir gesehen zu werden, aber Josie ist meine Freundin, und nur deshalb hab ich mich breitschlagen lassen.« Courtney blickte den Gang hinunter, um sich zu vergewissern, dass niemand kam. »Sie mag dich.«
    Peter starrte sie bloß an.
    »Ich meine, sie mag dich wirklich, du Trottel. Sie steht nicht mehr auf Matt. Sie will bloß nicht mit ihm Schluss machen, solange sie nicht weiß, ob du es wirklich ernst meinst.« Courtney sah Peter an. »Ich hab ihr gesagt, das ist gesellschaftlicher Selbstmord, aber anscheinend machen Leute so was, wenn sie verliebt sind.«
    Peter spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss,

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