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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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war, sich solcher Dinge zu entledigen.
    Peter stürmte aus der Cafeteria und rannte den schmalen Flur hinunter bis zu seinem Spind. Er fiel auf die Knie und drückte den Kopf gegen das kalte Metall. Wie hatte er nur so blöd sein können, Courtney zu glauben, dass Josie sich auch nur die Bohne für ihn interessierte - dass er jemand war, in den sie sich verlieben konnte?
    Er schlug den Kopf gegen die Spindtür, dann öffnete er die Tür und holte das Foto von sich und Josie heraus. Er quetschte es in der Faust zusammen und ging dann wieder den Flur hinunter.
    Unterwegs hielt ihn ein Lehrer an. Mr. McCabe betrachtete ihn forschend und legte ihm eine Hand auf die Schulter, wo er doch sehen musste, dass Peter es nicht ertragen konnte, angefasst zu werden. Es fühlte sich an, als bohrten sich hundert Nadeln in seine Haut. »Peter«, sagte Mr. McCabe, »alles in Ordnung?«
    »Ich muss mal«, stieß Peter hervor und lief den Gang hinunter.
    Auf der Toilette schloss er sich ein, warf das Bild von sich und Josie in die Kloschüssel und urinierte darauf. »Verrecken sollst du«, flüsterte er, und dann schrie er es so laut, dass die Wände der Kabine vibrierten. »Verrecken sollt ihr alle.«
    Sobald Josies Mutter aus dem Zimmer gegangen war, nahm Josie sich das Fieberthermometer aus dem Mund und hielt es an die Glühbirne ihrer Nachttischlampe. Als sie die Schritte ihrer Mutter auf der Treppe hörte, schob sie es sich zurück in den Mund. »Mhm«, sagte ihre Mutter, als sie das Thermometer ins Licht hielt. »Ich glaub, du bist wirklich krank.«
    Josie stöhnte demonstrativ und rollte sich auf die Seite.
    »Bist du sicher, dass du allein klarkommst?«
    »Ja, ja.«
    »Ruf mich sofort an, wenn du mich brauchst. Ich kann die Verhandlung vertagen und nach Hause kommen.«
    »Okay.«
    Sie setzte sich ans Bett und gab Josie einen Kuss auf die Stirn. »Soll ich dir Saft bringen? Oder eine Suppe machen?«
    Josie schüttelte den Kopf. »Ich glaub, ich will nur schlafen.« Sie schloss die Augen, damit ihre Mutter endlich ging.
    Sie wartete, bis sie den Wagen davonfahren hörte, und dann blieb sie noch zehn Minuten länger im Bett, um ganz sicherzugehen, dass ihre Mutter nicht zurückkam. Erst dann stand sie auf, ging zu ihrem Rucksack und holte den Schwangerschaftstest heraus, den sie gestern auf dem Nachhauseweg von der Schule gekauft hatte.
    Sie las die Gebrauchsanweisung zweimal durch. Wie sollte man denn so lange auf ein Stäbchen pinkeln können? Stirnrunzelnd setzte sie sich hin, hielt sich den kleinen Stab zwischen die Beine und tat ihr Bestes. Dann steckte sie ihn in die Plastikhalte-rung und wusch sich die Hände.
    Josie setzte sich auf den Badewannenrand und sah zu, wie der Kontrollstreifen blau wurde. Und dann sah sie die zweite, senkrechte Linie erscheinen, ganz langsam: ein Pluszeichen, ein Kreuz, das es zu tragen galt.
    Als der Schneefräse mitten in der Einfahrt das Benzin ausging, stapfte Peter in die Garage, wo er feststellte, dass der Ersatzkanister leer war. Er drehte ihn um, und ein einzelner Tropfen fiel zwischen seinen Schuhen auf den Boden. Und bei diesem Anblick lief auf der Innenseite seiner Augenlider sofort wieder eine Serie von Bildern ab: die kalte Luft auf seinem Gesäß, als Matt Royston ihm die Hose runterzog, die Milch, die ihm auf die Schuhe spritzte, Josies Blick, der zur Seite glitt.
    Peter trottete die Einfahrt hinunter und über die Straße zum Nachbarn gegenüber. Mr. Weatherhall war ein pensionierter
    Polizist, der sein Gras nie höher wachsen ließ als einen Zentimeter. Deshalb hatte er fast immer einen vollen Benzinkanister auf Vorrat. Peter hatte sich schon öfter mal bei ihm Benzin für den Rasenmäher oder die Schneefräse geborgt.
    Peter klingelte an der Haustür, und Mr. Weatherhall machte auf. »Hallo, mein Junge«, sagte er. »Wie geht's?«
    »Gut, Mr. Weatherhall. Ich wollte fragen, ob ich vielleicht Benzin für die Schneefräse borgen könnte. Ich meine, Sie kriegen den Kanister auch wieder voll zurück.«
    »Na denn, komm rein, komm rein.« Er führte Peter in die Küche. »Warte hier. In den Keller kann ich keinen Menschen lassen, so unaufgeräumt, wie es da ist.«
    Peter lehnte sich gegen die Küchentheke, die Hände auf die Resopalfläche gestützt. Mr. Weatherhall war zwar ein alter Griesgram, aber Peter mochte ihn, weil man ihm anmerkte, dass er sich doch nur nach seiner Zeit als Polizist zurücksehnte. Joey und seine Freunde hatten ihm früher, als Peter noch klein war, oft einen

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