19 Minuten
Streich gespielt. Einmal, an Halloween, hatten sie Weather-halls Haus mit faulen Eiern beworfen und waren dabei erwischt worden. Weatherhall hatte sie allesamt ins Haus geschleift und ihnen ordentlich die Leviten gelesen. Der Typ ist plemplem, hatte Joey ihm hinterher erzählt. Der hat in seiner Mehldose eine Pistole versteckt.
Peter lauschte Richtung Kellertreppe. Er hörte Mr. Weatherhall unten herumkramen.
Er schob sich näher an den Herd heran, neben dem drei Edelstahldosen standen: SALZ, ZUCKER, MEHL. Behutsam öffnete Peter die Mehldose.
Nichts.
Er schüttelte den Kopf. Natürlich, Joey hatte gelogen.
Eher aus Langeweile öffnete Peter die Zuckerdose und starrte plötzlich auf eine 9-Millimeter Halbautomatik.
Es war eine Glock 17 - wahrscheinlich Mr. Weatherhalls alte Dienstwaffe. Peter berührte sie. Kalt. Glatt. Faszinierend. Er strich über den Abzug, legte die Hand um die Waffe, spürte ihr elegantes Leichtgewicht.
Schritte.
Peter drückte den Deckel zurück auf die Dose und fuhr herum, verschränkte die Arme vor der Brust. Mr. Weatherhall tauchte mit einem roten Benzinkanister oben an der Treppe auf. »Bitte schön«, sagte er. »Bring ihn voll wieder.«
»Mach ich«, versprach Peter. Als er aus der Küche ging, musste er sich zusammenreißen, um nicht noch einmal einen Blick auf die Dose zu werfen.
Nach der Schule kam Matt mit Comic-Heften und Hühnersuppe aus einem Restaurant. »Wieso bist du nicht im Bett?«, fragte er.
»Du hast geklingelt«, lächelte Josie.
Er umsorgte sie, als wäre sie schwer krank und hätte sich nicht bloß irgendeinen Virus eingefangen, wie sie ihm gesagt hatte, als er sie am Morgen von der Schule aus auf dem Handy angerufen hatte. Er verfrachtete sie zurück ins Bett und reichte ihr die Suppe. »Das soll gegen so ziemlich alles helfen.«
»Und die Comics?«
Matt zuckte die Achseln. »Die hat meine Mom mir früher immer gekauft, wenn ich krank war. Naja, die haben mir immer gutgetan.«
Er setzte sich neben sie aufs Bett, und Josie nahm sich eines der Hefte. Warum war Wonder Woman immer so üppig?
Bei dem Gedanken fiel Josie ein, dass sie in letzter Zeit ihren BH kaum noch tragen konnte, weil ihre Brüste so empfindlich waren. Und das wiederum erinnerte sie an den Schwangerschaftstest, den sie in viel Küchenpapier gewickelt draußen in die Mülltonne geworfen hatte.
»Drew macht Freitagabend eine Party«, sagte Matt. »Seine Eltern fahren übers Wochenende nach Foxwoods.« Matt runzelte die Stirn. »Ich hoffe, du bist bis dahin wieder auf dem Damm. Was ist das denn für ein Virus, den du da hast?«
Sie atmete tief durch. »Es geht darum, was ich nicht habe. Nämlich meine Periode. Ich bin zwei Wochen überfällig. Und ich hab heute einen Schwangerschaftstest gemacht.«
»Drew hat schon mit einem Typen vom Sterling College gesprochen, der uns ein paar Fässchen Bier besorgen kann. Ich sag dir, da geht die Post ab.«
»Hast du gehört, was ich gesagt hab?«
Matt lächelte sie nachsichtig an, als wäre sie ein kleines Kind. »Ich glaube, du dramatisierst.«
»Der Test war positiv.«
»Das kann am Stress liegen.«
Josie klappte der Unterkiefer runter. »Und was, wenn es nicht am Stress liegt? Was, wenn ich wirklich ... du weißt schon bin?«
»Dann stehen wir das zusammen durch.« Matt beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Baby«, sagte er, »mich wirst du nie wieder los.«
Als es wenige Tage später wieder schneite, ließ Peter das restliche Benzin aus der Schneefräse und ging erneut zu Mr. Weatherhall hinüber.
»Habt ihr etwa schon wieder keinen Sprit mehr?«, sagte er, als er Peter sah.
»Anscheinend ist mein Dad noch nicht dazu gekommen, den Ersatzkanister aufzufüllen.«
»Wird aber Zeit«, sagte Mr. Weatherhall, aber er trat zurück ins Haus und ließ die Tür auf, damit Peter ihm folgen konnte.
Sobald Mr. Weatherhall nach unten in den Keller verschwunden war, öffnete Peter die Zuckerdose auf der Küchentheke. Die Pistole war noch drin. Als Peter sie herausnahm, musste er sich zwingen weiterzuatmen.
Er stülpte den Deckel zurück auf die Dose und stellte sie genau wieder dahin, wo sie gestanden hatte. Dann schob er sich die Pistole in den Hosenbund und zog seine dicke Daunenjacke darüber.
Plötzlich überkam ihn ein unerklärliches Gefühl, noch nicht fertig zu sein. Als fehlte da noch etwas. Vorsichtig zog er die Besteckschublade auf, schaute in Schränke. Als er mit der Hand oben über den Kühlschrank fuhr, ertastete er eine
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