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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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fragen, warum Houghton im Umkleideraum überhaupt Pistole B gezückt hat, wenn doch Pistole A bis dahin einwandfrei funktioniert hatte.«
    Patrick zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er Royston mit der Waffe in den Bauch geschossen und, als sie dann klemmte, hat er wieder auf Pistole A zurückgegriffen. Oder es könnte noch einfacher gewesen sein. Da die Kugel aus Pistole B nicht gefunden wurde, wäre es möglich, dass das der allererste abgegebene Schuss war. Theoretisch könnte das Projektil sogar in der Fiberglasisolierung der Cafeteria stecken. Dann hatte die Waffe Ladehemmung, der Junge griff zu Pistole A und steckte die Pistole B in die Tasche ... und am Ende des Amoklaufs hat er sie entweder weggeworfen oder versehentlich fallen lassen.«
    »Oder. Ein Wort, das ich hasse.«
    Es klopfte an der Tür, und ihre Sekretärin schaute herein. »Ihr Zwei-Uhr-Termin ist da.«
    Diana sah Patrick an. »Ich geh jetzt mir Drew Girard seine Aussage durch. Bleiben Sie doch noch dabei, ja?«
    Patrick setzte sich auf einen Stuhl an der Wand, damit Drew direkt vor der Staatsanwältin Platz nehmen konnte. Der Junge kam zögerlich herein. »Ms. Leven?«
    Diana ging ihm entgegen. »Drew. Danke, dass du gekommen bist.« Sie deutete auf Patrick. »Detective Ducharme kennst du ja.«
    Drew nickte ihm zu. Patrick musterte den Jungen mit der gebügelten Hose, dem adretten Hemd, dem betont guten Benehmen. Das war nicht der großspurige Hockeystar, als den ihn andere Schüler in ihren Zeugenaussagen dargestellt hatten, aber schließlich war ja auch Drews bester Freund getötet und er selbst in die Schulter geschossen worden. Die Welt, über die er mal geherrscht hatte, gab es nicht mehr.
    »Drew«, sagte Diana, »wir haben dich hergebeten, weil du eine Zeugenladung erhalten hast, und das heißt, du musst irgendwann nächste Woche vor Gericht aussagen. Wann genau, können wir noch nicht sagen, aber ich möchte jetzt schon mal durchgehen, was ich dich fragen werde. Solltest du irgendwelche Fragen haben, heraus damit. Okay?«
    »Ja, Ma'am.«
    Patrick beugte sich vor. »Was macht die Schulter?«
    Drew drehte sich zu ihm um. »Ich muss noch immer zur Krankengymnastik und so, aber es geht schon viel besser. Bloß...« Er sprach nicht weiter.
    »Bloß was?«, fragte Diana.
    »Dieses Jahr verpass ich die komplette Spielsaison.«
    Diana wechselte einen Blick mit Patrick; das war Mitleid mit einem Zeugen. »Denkst du, du kannst irgendwann wieder aufs Eis?«
    Drew wurde rot. »Die Ärzte sagen nein, aber ich glaube, sie irren sich.« Er stockte. »Ich bin dieses Jahr in der letzten Klasse, und ich hatte doch fest damit gerechnet, dass ich ein Sportstipendium fürs Studium bekomme.«
    Beklommenes Schweigen beherrschte den Raum. Dann begann Diana: »Also, Drew, wenn du im Zeugenstand bist, frage ich dich als Erstes nach deinem Namen, wo du wohnst, ob du an dem Tag in der Schule warst und so weiter.«
    »Okay.«
    »Lass uns das mal ein bisschen proben, ja? Was war an dem Morgen deine erste Unterrichtsstunde?«
    Drew nahm Haltung an. »Geschichte.«
    »Und danach?«
    »Englisch.«
    »Was hast du nach der Englischstunde gemacht?«
    »Ich hatte die dritte Stunde frei, und die meisten, die frei haben, treffen sich dann in der Cafeteria.«
    »Bist du dahin gegangen?«
    »Ja.«
    »War jemand bei dir?«, wollte Diana wissen.
    »Ich bin allein hin, aber da waren schon ein paar Leute.« Er sah Patrick an. »Freunde von mir.«
    »Wie lange warst du in der Cafeteria?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht eine halbe Stunde.«
    Diana nickte. »Was ist dann passiert?«
    Drew blickte nach unten auf seine Hose und fuhr mit dem Daumen über die Bügelfalte. Patrick merkte, dass seine Hand zitterte. »Wir haben da rumgesessen und uns unterhalten ... und dann gab's auf einmal einen unheimlichen Knall.«
    »Konntest du hören, wo der Knall herkam?«
    »Nein. Ich hatte keine Ahnung, was das war.«
    »Hast du irgendwas gesehen?«
    »Nein.«
    »Was hast du gemacht, als du den Knall gehört hast?«, fragte Diana.
    »Ich hab einen Witz gemacht«, sagte Drew. »Ich hab gesagt, das wahrscheinlich der Eintopf in der Küche explodiert ist.«
    »Bist du nach dem Knall weiter in der Cafeteria geblieben?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    Drew starrte auf seine Hände. »Da war so ein Geräusch wie Knallfrösche. Keiner wusste, was das war, und auf einmal ist Peter in die Cafeteria gekommen. Er hatte einen Rucksack auf dem Rücken und eine Pistole in der Hand und hat angefangen zu

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