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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Sachverständigen Dr. King Wah als Zeugen hören. Er ist Psychiater und hat Peter untersucht. Er wird Ihnen erklären, dass Peter unter einer Krankheit leidet, die als posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet wird. Es ist eine komplizierte Diagnose, aber die Krankheit ist real. Kinder, die daran leiden, können nicht zwischen einer unmittelbaren und einer mittelbaren Bedrohung unterscheiden. Wenn wir einen Schlägertypen sehen, können wir abschätzen, ob er uns angreift oder nicht, aber wenn Peter auf dem Schulflur einen von den coolen Jungs sah, dann beschleu-nigtc sich sein Puls ... er drückte sich noch etwas enger an die Wand ... weil Peter nämlich sicher war, dass man ihn bemerken, bedrohen, schlagen und verletzen würde. Dr. Wah wird Ihnen die Ergebnisse von Studien vorstellen, die sich mit Kindern wie Peter beschäftigen, und er wird Ihnen erläutern, in welcher Weise das jahrelange Mobbing an der Sterling Highschool Peter krank gemacht hat.«
    Er sah die Geschworenen nacheinander an. »Die meisten Leute verstehen unter Selbstverteidigung die Reaktion auf eine unmittelbare physische Gefahr, etwa wenn jemand sie mit einer Pistole oder einem Messer bedroht. Aber im vorliegenden Fall kann Selbstverteidigung etwas anderes bedeuten. Und, Ladys und Gentlemen, unsere Beweisführung wird zeigen, dass der Mensch, der in die Sterling Highschool ging und um sich schoss, kein kaltblütiger Killer war, der mit Vorsatz handelte, wie die Anklagevertretung Sie glauben machen möchte.« Jordan ging hinter den Tisch der Verteidigung und legte die Hände auf Peters Schultern. »Er war ein extrem verängstigter Junge, der um Schutz gebeten und nie welchen erhalten hatte.«
    Zoe Patterson kaute an den Fingernägeln, obwohl ihre Mutter es ihr ausdrücklich untersagt hatte, obwohl zigmillionen Augenpaare und Fernsehkameras auf sie im Zeugenstand gerichtet waren. »Was hattest du nach Französisch?«, fragte die Staatsanwältin, die sie bereits nach Namen, Anschrift und dem Anfang jenes schrecklichen Tages gefragt hatte.
    »Mathe bei Mr. McCabe.«
    »Um wie viel Uhr fing die Stunde an?«
    »Zwanzig vor zehn«, sagte Zoe.
    »Hast du Peter Houghton vor der Mathestunde gesehen?«
    Unwillkürlich glitt ihr Blick zu Peter am Tisch der Verteidigung hinüber. Das war ja das Seltsame - sie war letztes Jahr neu an die Schule gekommen und kannte ihn gar nicht. Und selbst jetzt, nachdem er auf sie geschossen hatte, würde sie ihn wahrscheinlich nicht mal wiedererkennen, wenn sie ihm auf der Straße begegnen würde.
    »Nein«, sagte Zoe.
    »Bist du bis zum Ende der Mathestunde geblieben?«
    »Nein«, sagte Zoe, »ich sollte um Viertel nach zehn beim Kieferorthopäden sein, deshalb bin ich um kurz vor zehn gegangen, hab mich im Sekretariat abgemeldet und dann auf meine Mom gewartet.«
    »Wo wollte sie dich abholen?«
    »Vor dem Haupteingang. Ich sollte dann schnell ins Auto springen.«
    »Du hast also auf der Eingangstreppe gewartet?«
    »Ja.«
    »War sonst noch jemand da draußen?«
    »Nein. Es war ja Unterricht.«
    Die Staatsanwältin griff nach einer großen Luftaufnahme von Schule und Parkplatz. »Zoe, kannst du mir zeigen, wo du gestanden hast?« Zoe deutete auf die Stelle. »Fürs Protokoll: Die Zeugin hat auf die Eingangstreppe der Sterling Highschool gezeigt«, sagte Ms. Leven. »Und was ist dann passiert, als du auf deine Mutter gewartet hast?«
    »Ich hab eine Explosion gehört.«
    »Wusstest du, wo das Geräusch herkam?«
    »Von irgendwo hinter der Schule.«
    »Was ist dann passiert?«
    Zoe rieb sich mit der Hand übers Bein. »Er ... er ist um die Ecke des Schulgebäudes gekommen und dann die Treppe rauf...«
    »Mit >er< meinst du den Angeklagten, Peter Houghton?«
    Zoe nickte und schluckte trocken. »Er ist die Treppe raufgekommen, und ich hab ihn angesehen und er ... er hat mit einer Pistole auf mich gezielt und geschossen.« Sie blinzelte jetzt zu schnell, kämpfte mit den Tränen.
    »Wo hat er dich getroffen, Zoe?«, fragte die Staatsanwältin sanft.
    »Ins Bein.«
    »Hat Peter irgendwas gesagt, ehe er schoss?«
    »Nein.«
    »Kanntest du ihn?«
    Zoe schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Hattest du ihn vorher schon mal gesehen?«
    »Ja, in der Schule und so...«
    Ms. Leven drehte sich mit dem Rücken zu den Geschworenen und zwinkerte Zoe kurz zu, was ihr irgendwie guttat. »Was für eine Waffe hat er benutzt, Zoe? Eine kleine Handfeuerwaffe oder ein Gewehr?«
    »Eine kleine.«
    »Wie oft hat er

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