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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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kräftigen Handschlag zu begrüßen, und als er das tat, konnte Josie die Stelle an seinem Kopf sehen, wo die Kugel eingedrungen war.
    »Wo hast du gesteckt?« fragte Drew und machte Platz, damit John sich neben ihn setzen konnte. »Ich hab gedacht, du wärst im Sommer wieder hier.«
    John Eberhard nickte ihnen zu. »Ich ... bin ... John.«
    Drews Lächeln erstarb.
    »Das ... ist...«
    »Das ist eine gottverdammte Scheiße«, murmelte Drew.
    »Das hört er doch«, zischte Josie, und dann ging sie vor John in die Hocke. »Hi, John. Ich bin Josie.«
    »Joooos.«
    »Ja genau. Josie.«
    »Ich ... bin ... John«, sagte er wieder.
    John Eberhard hatte es als Torwart der Eishockeyschulmannschaft ins All-Star-Team geschafft. Nach jedem Sieg hatte der Coach Johns Reflexe gerühmt.
    »Schuuuuh«, sagte er und schob einen Fuß vor.
    Josie sah, dass der Klettverschluss an Johns Turnschuh aufgegangen war. »Das haben wir gleich«, sagte sie und machte ihm den Schuh zu.
    Auf einmal ertrug sie es nicht länger, hier zu sein, das alles zu sehen. »Ich muss zurück«, sagte Josie und stand auf. Als sie um eine Ecke bog, stieß sie mit jemandem zusammen. »Tschuldigung«, murmelte sie, und dann hörte sie Patricks Stimme.
    »Josie? Alles in Ordnung?«
    Sie zuckte die Achseln, schüttelte dann den Kopf.
    »Dann geht's dir wie mir.«
    Patrick hatte einen Kaffee und einen Donut in den Händen. Er hielt ihr den Donut hin, und sie nahm ihn, obwohl sie keinen Hunger hatte. »Leiste mir doch ein paar Minuten Gesellschaft«, schlug Patrick vor und Josie merkte, dass sie nickte. Er führte sie zu einem Tisch, der ein Stück von dem entfernt war, an dem Drew und John saßen. Sie spürte ihre Blicke auf sich, die Verwunderung darüber, dass sie mit einem Cop zurückkam. »Das Warten geht mir auf die Nerven«, sagte Patrick.
    »Wenigstens hast du keine Angst davor, aussagen zu müssen.«
    »Und ob ich die hab.«
    »Aber das machst du doch andauernd.«
    Patrick nickte. »Trotzdem fällt es mir nicht leicht, vor einem ganzen Saal voller Zuschauer aufzutreten. Ich weiß nicht, wie deine Mom das hinkriegt.«
    Patrick nahm den Donut, brach sich ein Stück ab und gab ihn Josie zurück. »Ich sage mir einfach, wenn ich da draußen bin, ist alles in Ordnung, solange ich die Wahrheit sage. Den Rest über-lass ich Diana.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Möchtest du noch irgendwas? Zu trinken? Zu essen?«
    »Nein danke.«
    »Dann lass uns zurückgehen.«
    Der Raum für die Zeugen der Verteidigung war klein, weil es nur wenige waren. Ein asiatisch aussehender Mann saß mit dem Rücken zur Tür und tippte emsig auf seinem Laptop. Und jetzt saß auch eine Frau da, die vorher nicht da gewesen war, aber Josie konnte ihr Gesicht nicht sehen.
    Patrick blieb vor der Tür stehen. »Was meinst du, wie es da drin im Gerichtssaal läuft?«, fragte sie.
    Er zögerte. »Es läuft.«
    Sie schlüpfte an dem Gerichtsdiener vorbei, der auf sie auf-passte, und ging zu dem Platz am Fenster, wo sie zuvor gesessen und gelesen hatte. Doch auf einmal drehte sie sich um und nahm an dem Tisch in der Mitte Platz. Die Frau, die dort saß, hatte die Hände gefaltet und starrte ins Leere.
    »Mrs. Houghton«, murmelte Josie.
    Peters Mutter sah sie an. »Josie?« Sie blinzelte, als könnte sie Josie dann klarer sehen.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Josie.
    Mrs. Houghton nickte. »Ja«, sagte sie und verstummte dann.
    »Wie geht es Ihnen?« Sofort wünschte Josie sich, sie könnte die Frage zurücknehmen - wie sollte es Peters Mutter schon gehen, Herrgott noch mal? Wahrscheinlich brachte sie im Moment all ihre Selbstbeherrschung auf, um sich nicht in Luft aufzulösen. Womit sie, wie Josie klar wurde, etwas gemeinsam hatten.
    »Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen«, sagte Mrs. Houghton leise. Sie meinte diesen Raum, mit den armseligen paar Zeugen, die für Peter aussagen sollten.
    Josie räusperte sich, machte in ihrer Kehle Platz für die Worte, die sie seit Jahren nicht gesagt hatte, die Worte, die sie aus Angst vor dem Widerhall vor fast niemandem ausgesprochen hätte. »Er ist mein Freund«, sagte sie.
    »Wir sind losgerannt«, sagte Drew. »Es war wie eine Massenflucht. Ich wollte bloß möglichst weit weg von der Cafeteria, also bin ich Richtung Turnhalle gelaufen. Zwei Freunde von mir hatten die Schüsse gehört, wussten aber nicht, von wo die kamen, also hab ich sie mitgezogen und ihnen gesagt, was los war.«
    »Wer waren die beiden?«, fragte Leven.
    »Matt

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