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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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geschossen?«
    »Einmal.«
    »Hat er danach irgendwas gesagt?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, sagte Zoe.
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich wollte weg von ihm, aber mein Bein fühlte sich an, als würde es brennen. Ich hab versucht wegzulaufen, aber es ging nicht - ich bin einfach umgefallen und die Treppe runtergestürzt, und dann konnte ich auch meinen Arm nicht mehr bewegen.«
    »Was hat der Angeklagte getan?«
    »Er ist in die Schule gegangen.«
    »Wie geht es deinem Bein heute?«, fragte die Staatsanwältin.
    »Ich brauch noch immer einen Stock«, sagte Zoe. »Das Bein hat sich entzündet, weil die Kugel Stoff von meiner Jeans in die Wunde gerissen hat. Die Stelle ist noch sehr empfindlich. Vielleicht werde ich noch mal operiert, aber die Ärzte sind nicht sicher, ob das was nützen würde.«
    »Zoe, warst du letztes Jahr in einer Schulmannschaft?«
    »Fußball«, sagte sie und blickte nach unten auf ihr Bein.
    Ms. Leven sah den Richter an. »Keine weiteren Fragen«, sagte sie.
    Der Verteidiger stand auf. Vor dem, was jetzt kam, hatte Zoe Angst, weil sie ihre Aussage vorher mit der Staatsanwältin durchgegangen war, aber keine Ahnung hatte, was Peters Anwalt sie fragen würde. Es war wie bei einer Prüfung. Sie wollte alles richtig machen.
    »Als Peter die Waffe auf dich richtete, war er ungefähr einen Meter von dir entfernt, ist das richtig?«, fragte der Anwalt.
    »Ja.«
    »Hat es so ausgesehen, als käme er direkt auf dich zu?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Hat es so ausgesehen, als wollte er einfach nur die Treppe rauf?«
    »Ja.«
    »Und du standst zufällig auf der Treppe?«
    »Ja.«
    »Dann könnte man wohl sagen, dass du im falschen Moment am falschen Ort warst?«
    »Einspruch«, sagte Ms. Leven.
    Der Richter - ein dicker Mann mit weißer Haarmähne - schüttelte den Kopf. »Abgelehnt.«
    »Keine weiteren Fragen«, sagte der Anwalt, und dann stand Ms. Leven noch einmal auf. »Nachdem Peter in der Schule verschwunden war«, sagte sie, »was hast du dann gemacht?«
    »Ich hab um Hilfe gerufen.« Zoe blickte in den Zuschauerraum, suchte nach ihrer Mutter. »Zuerst ist keiner gekommen«, murmelte sie. »Und dann ... dann kamen alle.«
    Michael Beach hatte gesehen, wie Zoe Patterson den Warteraum für die Zeugen verließ. Es war eine seltsame Versammlung - von Losern wie ihm selbst bis hin zu coolen Typen wie Brady Pryce. Merkwürdigerweise hatten sie sich nicht in ihre üblichen Cliquen aufgeteilt - die Streber in der einen Ecke, die Sportler in der anderen und so weiter. Nein, sie hatten sich einfach durcheinander an den langen Besprechungstisch gesetzt. Emma Alexis, die zu den umschwärmten, gut aussehenden Mädchen gehört hatte, war jetzt von der Hüfte abwärts gelähmt, und sie hatte sich mit ihrem Rollstuhl direkt neben Justin gestellt. Sie hatte ihn gefragt, ob sie eine Hälfte von seinem Schokoladendonut haben könnte.
    »Als Peter in die Sporthalle kam«, fragte die Anklägerin, »was hat er da gemacht?«
    »Mit einer Waffe rumgefuchtelt«, sagte Michael.
    »Konntest du sehen, was das für eine Waffe war?« »Na ja, sie war ziemlich klein.«
    »Eine Pistole?«
    »Ja.«
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    Michael sah kurz zum Tisch der Verteidigung hinüber. »Er hat gesagt: >He, ihr Sportskanonen, alle Mann antreten!««
    »Was ist dann passiert?«
    »Ein Junge ist auf ihn zugelaufen, als wollte er ihn umrennen.«
    »Wer war das?«
    »Noah James. Er ist - er war - in der letzten Klasse. Peter hat abgedrückt, und Noah ist zusammengebrochen.«
    »Was geschah dann?«
    Michael holte tief Luft. »Peter hat gesagt: >Wer will als Nächs-ter?<, und mein Freund Justin hat meinen Arm gepackt und mich Richtung Tür gezogen.«
    »Wie lange warst du mit Justin befreundet?«
    »Seit der dritten Klasse«, sagte Michael.
    »Und dann?«
    »Peter hat uns wohl gehört, denn er hat sich umgedreht und angefangen zu schießen.«
    »Hat er dich getroffen?«
    Michael schüttelte den Kopf und presste die Lippen fest aufeinander.
    »Michael«, sagte die Staatsanwältin sanft, » wen hat er getroffen?«
    »Justin hat sich vor mich gestellt, als die Schießerei anfing. Und dann ... dann ist er hingefallen. Überall war Blut, und ich hab versucht, es zu stoppen, wie die das im Fernsehen machen. Ich hab die Hände fest auf seinen Bauch gepresst. Ich hab auf nichts anderes mehr geachtet, außer auf Justin, und auf einmal hab ich gespürt, wie mir eine Pistole an den Kopf gedrückt wurde.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Ich hab die Augen

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