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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Stellen abgeplatzt, wo Kugeln eingeschlagen waren. Aus einem Getränkeautomaten mit geborstener Scheibe und zersplitterten Flaschen tropften Sprite und Cola und Mineralwasser auf den Linoleumboden. Ein Kriminaltechniker fotografierte Beweismittel: herumliegende Rucksäcke und Handtaschen und Schulbücher. Ein anderer Kollege untersuchte Blutspritzspuren. Ein dritter Officer deutete in die obere rechte Ecke der Decke. »Captain«, sagte er, »sieht aus, als hätten wir eine Videoaufnahme.«
    »Wo steht der Recorder?«
    Der Officer zuckte die Achseln. »Beim Schulleiter im Büro?«
    »Finden Sie's raus«, sagte Patrick.
    Er ging den Mittelgang der Cafeteria hinunter. Auf den ersten Blick kam ihm das alles vor wie in einem Science-Fiction-Film: Alle saßen beim Essen und plauderten und scherzten mit Freunden, und dann wurden alle von einer Sekunde auf die andere von Außerirdischen entführt, und nur die Artefakte blieben zurück. Was für Schlüsse würde ein Anthropologe über die Schülerschaft der Sterling High ziehen, wenn er die angebissenen Weißbrotsandwiches in Augenschein nahm, das Döschen mit knallrotem Lipgloss, auf dessen Oberfläche noch ein Fingerabdruck zu sehen war; die grau gesprenkelten Kladden mit Arbeitsblättern über die Kultur der Azteken und Randnotizen über die gegenwärtige: Ich liebe Zach S! Mr. Keif er ist ein Spinner!
    Patrick stieß mit dem Knie gegen einen Tisch, und ein paar Weintrauben kullerten herab. Eine hüpfte gegen die Schulter eines Jungen, der über seiner Mappe zusammengesackt war und dessen Blut das linierte Papier tränkte. Die Hand des Jungen umklammerte noch seine Brille. Hatte er sie geputzt, als Peter Houghton das Feuer eröffnete? Hatte er sie abgenommen, weil er nichts sehen wollte?
    Patrick stieg über zwei tote Mädchen hinweg, die ausgestreckt dalagen, die Miniröcke hochgerutscht, die Augen weit geöffnet. Als er in die Küche kam, schweifte sein Blick über die Warmhalteboxen mit inzwischen grauen Erbsen und Möhren und matschiger Hühnerpastete; Salz- und Pfeffertütchen übersäten den Boden wie Konfetti. Die Joghurtbecher mit ihren glänzenden Foliendeckeln - Erdbeere und Banane und Limone und Pfirsich - standen wie durch ein Wunder noch schön ordentlich in vier Reihen neben der Kasse, eine unverwüstliche, winzige Armee. Ein abgegriffenes Plastiktablett, mit einer Schüssel Wackelpudding und einer Serviette darauf, wartete, dass der Rest der Mahlzeit serviert wurde.
    Plötzlich hörte Patrick ein Geräusch. Konnte er sich getäuscht haben - konnte ihnen allen entgangen sein, dass es noch einen zweiten Schützen gab? Durchsuchten seine Leute die Schule nach Uberlebenden... ohne zu ahnen, dass sie selbst noch in Lebensgefahr waren?
    Er zog seine Pistole und schlich weiter in die Küche hinein, vorbei an Regalen mit riesigen Dosen Tomatensauce und grünen Bohnen und geriebenem Käse, mit dicken Rollen Plastik-und Alufolie, bis er zum Kühlraum kam. Patrick öffnete die Tür mit einem Fußtritt, und kalte Luft umfing seine Beine. »Hände hoch«, brüllte er, »und rauskommen.«
    Eine Küchenhilfe mittleren Alters, eine Latina, deren Haarnetz ihr über die Stirn kroch wie Spinnengewebe, schob sich langsam hinter einem Regal mit Fertigsalattüten hervor. Sie hatte tatsächlich die Hände erhoben und zitterte. »No me tire«, schluchzte sie.
    Patrick senkte seine Waffe, zog die Jacke aus und legte sie der Frau um die Schultern. »Es ist vorbei«, sagte er beruhigend, obwohl er wusste, dass das eigentlich nicht stimmte. Für ihn, für Peter Houghton, für alle in Sterling... fing es erst an.
    »Noch mal im Klartext, Mrs. Calloway«, sagte Alex. »Sie sind angeklagt wegen Verkehrsgefährdung und schwerer Körperverletzung, weil sie einen Fisch retten wollten?«
    Die Angeklagte, eine vierundfünfzigjährige Frau mit billiger Dauerwelle und einem geschmacklosen Hosenanzug, nickte. »Das ist richtig, Euer Ehren.«
    Alex stützte die Ellbogen auf den Richtertisch. »Da will ich gern Genaueres hören.«
    Die Frau blickte ihren Verteidiger an. »Mrs. Calloway war in der Tierhandlung gewesen und befand sich mit einem Silber-Arowana auf der Heimfahrt«, erklärte der Anwalt.
    »Ein tropischer Fisch, der mich fünfundfünfzig Dollar gekostet hat, Euer Ehren«, warf die Angeklagte ein.
    »Die Plastiktüte mit dem Fisch rollte vom Beifahrersitz und platzte. Mrs. Calloway griff nach dem Fisch, und in dem Augenblick ... kam es zu dem unglücklichen Vorfall.«
    »Damit meinen

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