19 Minuten
dem Morgen ein Baby geholt hatte, ging ich ins Schwesternzimmer, wo sich alle vor dem Radio drängten. An der Highschool hatte es eine Explosion gegeben.«
»Was haben Sie daraufhin getan?«
»Ich hab jemanden gebeten, meinen Dienst zu übernehmen, und bin zur Schule gefahren. Ich musste herausfinden, ob Peter etwas zugestoßen war.«
»Mrs. Houghton, bitte versuchen Sie, uns Ihre Beziehung zu Peter zu beschreiben.«
Lacy lächelte. »Er ist mein Kleiner. Ich hatte zwei Söhne, und
Peter war der stillere von beiden, der sensiblere. Er brauchte immer ein bisschen Ermutigung.«
»Hatten Sie beide eine enge Bindung, als er heranwuchs?«
»Eine sehr enge.«
»Wie war Peters Verhältnis zu seinem Bruder?«
»Es war gut ...«
»Und zu seinem Vater?«
Lacy zögerte. Sie spürte Lewis im Raum, als säße er direkt neben ihr, und sie dachte daran, wie er im Regen über den Friedhof gegangen war. »Ich glaube, Lewis hatte eine engere Beziehung zu Joey, während ich mehr mit Peter gemeinsam habe.«
»Hat Peter Ihnen je von den Problemen erzählt, die er mit anderen Kindern hatte?«
»Ja.«
»Einspruch«, sagte die Staatsanwältin. »Hörensagen.«
»Ich lehne den Einspruch erst einmal ab«, erklärte der Richter. »Aber, Mr. McAfee, seien Sie vorsichtig mit Ihren weiteren Fragen.«
Jordan wandte sich wieder Lacy zu. »Was glauben Sie, warum Peter Probleme mit diesen Kindern hatte?«
»Sie haben ihn gepiesackt, weil er nicht so war wie sie. Er war nicht so gut in Sport. Er spielte nicht gern Räuber und Gendarm. Er war künstlerisch und kreativ und nachdenklich, und deshalb haben die anderen Kinder sich über ihn lustig gemacht.«
»Was haben Sie getan?«
»Ich habe versucht, ihn abzuhärten«, gab Lacy zu. Sie sprach jetzt direkt Peter an und hoffte, dass er ihre Worte als Entschuldigung verstand. »Was macht eine Mutter, wenn sie sieht, dass das eigene Kind von anderen verspottet wird? Ich habe Peter gesagt, dass ich ihn liebe und dass solche Kinder einfach nur dumm sind. Ich habe ihm gesagt, wie wunderbar und einfühlsam und lieb und klug er ist, alles, was wir Erwachsene gern wären. Ich wusste, dass die Eigenschaften, wegen denen er als Fünfjähriger gehänselt wurde, eines Tages ein enormes Plus sein würden, wenn er fünfunddreißig ist ...«
»Wann kam Peter auf die Highschool, Mrs. Houghton?« »Im Herbst 2004.«
»Wie erging es ihm dort?«
»Schlimmer denn je«, sagte Lacy. »Ich habe sogar seinen Bruder gebeten, auf ihn aufzupassen.«
Jordan trat näher zu ihr. »Erzählen Sie uns von Joey.«
»Joey war bei allen beliebt. Er war intelligent und ein hervorragender Sportler. Er kam mit Erwachsenen ebenso gut zurecht wie mit Gleichaltrigen. Er ... na ja, seine Schullaufbahn war eine einzige Erfolgsgeschichte.«
»Sie waren bestimmt sehr stolz auf ihn.«
»Das war ich. Aber ich denke, dass Lehrer und Schüler wegen Joey eine bestimmte Vorstellung davon hatten, wie ein Houghton-Junge zu sein hatte, noch ehe Peter überhaupt auf die Schule kam. Und als die anderen merkten, dass er nicht wie Joey war, wurde es für ihn nur um so schwerer.« Sie sah, dass Peters Gesicht sich veränderte, während sie sprach. Wieso hatte sie Peter nicht früher, als noch Zeit gewesen war, gesagt, dass sie ihn verstand? Dass sie wusste, was für einen breiten Schatten Joey geworfen hatte, zu breit für Peter, um noch einen Platz in der Sonne zu finden.
»Wie alt war Peter, als Joey starb?«
»Er hatte das zweite Highschooljahr fast abgeschlossen.«
»Konnten Sie ihm helfen, mit seiner Trauer fertig zu werden?«
Lacy senkte den Blick. »Ich war nicht in der Verfassung, Peter zu helfen. Ich hatte genug mit meiner eigenen Trauer zu tun.«
»Und Ihr Mann? War er eine Stütze für Peter?«
»Ich denke, dass wir beide einfach nur versucht haben, von einem Tag zum nächsten zu überleben ... Im Grunde war es Peter, der die Familie zusammengehalten hat.«
»Mrs. Houghton, hat Peter je in irgendeiner Weise angedeutet, dass er jemanden an der Schule verletzen wollte?«
Lacys Kehle schnürte sich zu. »Nein.«
»Gab es irgendeine Seite von Peters Persönlichkeit, die für Sie eine solche Tat in den Bereich des Möglichen gerückt hätte?«
»Wenn man in die Augen seines Kindes blickt«, sagte Lacy leise, »sieht man alles, was man sich erhofft... und nicht das, was man befürchtet.«
»Haben Sie irgendwelche Pläne oder Notizen gefunden, die darauf hindeuteten, dass er diese Tat geplant hat?«
Eine Träne lief ihr
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