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190 - Der Sohn des Vampirs

190 - Der Sohn des Vampirs

Titel: 190 - Der Sohn des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Abend, der ihr nächstes Buch illustrieren sollte. Bis sie zurückkam, wollte Karen wieder in Tony Ballards Haus sein.
    Karen lächelte versonnen. Bestimmt würde Vicky mit ihr schimpfen, wenn sie von dieser Extratour erfuhr, weil sie nicht auf ihre Rückkehr gewartet hatte, aber Karen wollte der Freundin nicht zur Last fallen. Vicky hatte ihr fast den ganzen Tag geopfert. Sogar zum Psychiater hatte sie sie begleitet.
    Irgendwo mußte mal eine Grenze sein.
    Sie fuhr mit dem Lift zur fünften Etage hoch und betrat ihr Apartment. Sofort fiel ihr wieder Boris’ unbegreiflicher Auftritt ein, und sie beschloß, vor dem Verlassen des Hauses noch kurz mit dem Hausmeisterehepaar zu sprechen.
    Was sie mitnehmen wollte, brachte sie in einer mittelgroßen Reisetasche unter. Sie zog den Reißverschluß zu und wollte das Licht löschen, da tickte etwas gegen das Glas der Balkontür.
    Karen stellte die Tasche ab und ging auf die geschlossene Tür zu. Draußen war nichts zu sehen. Sie legte den Alu-Hebel um und trat hinaus. Unten wartete das Taxi mit laufendem Taxameter - und im tiefen Schatten rechts neben der Tür stand ein grauenerregend aussehender Mann!
    Als ihn Karen bemerkte, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Sie faßte sich an die Brust und zog die Luft scharf ein. Gleichzeitig wollte sie ins Apartment zurückkehren und die Balkontür rasch schließen, doch der glühende Blick des Unbekannten bannte sie.
    »Wer sind Sie?« hörte sich Karen heiser fragen. Ihre Stimme kam ihr fremd vor.
    »Ich heiße Ragon«, antwortete der Fremde.
    »Und was machen Sie auf meinem Balkon?«
    »Ich will zu dir.«
    »Zu… mir…?«
    Ragon setzte sich in Bewegung. Er war eingehüllt in einen pechschwarzen Umhang. Der Wind zerzauste sein langes schwarzes Haar, ein grausamer Ausdruck lag auf seinem zerfurchten Gesicht. In seinem Blick fand sich die gleiche Gier, die Karen gestern bei Boris Palance gesehen hatte. War das der »Meister«, dessentwegen der bleiche Junge ausgerückt war?
    Ragon öffnete den schwarzen Umhang, und Karen sah seine muskulöse nackte Brust und die schwarze Fledermaus, die er um den Hals trug.
    Was war das für ein sonderbarer Kerl?
    Ich hätte nicht allein hierher kommen sollen, dachte Karen, doch diese Reue kam zu spät. Etwas Zwingendes war in Ragons Blick. Sie fühlte sich von dem Mann angezogen und abgestoßen zugleich.
    Er ließ nicht zu, daß sie auch nur einen Millimeter zurückwich, und je näher er kam, desto mehr schlug er sie in seinen Bann. Es war verrückt, aber sie hatte plötzlich den unbändigen Wunsch, diesem Unbekannten zu gehören.
    Sie fühlte, daß es ein unseliger, gefährlicher, lebensbedrohlicher Wunsch war, und sie begriff auch, daß ihr dieser Mann das Verderben brachte, aber die Verlockung, die von ihm ausging, war einfach zu groß, sie konnte sich ihr nicht widersetzen.
    Ihr Atem ging schnell, ihr Brustkorb hob und senkte sich so rasch, als wäre sie die Treppe zum fünften Stock heraufgrannt. Ein seltsames Verlangen ergriff von ihr Besitz, eine gewisse Todessehnsucht, aber gleichzeitig erwachte in ihr auch der starke Wunsch, ewig zu leben. All das ging von Ragon aus. Er hatte Gewalt über sie, beherrschte sie, beeinflußte ihre Gedanken und weckte jene unbekannten Wünsche und Sehnsüchte.
    Karen Gray war nicht mehr Herr ihrer Sinne, als sie sich mit einem tiefen Seufzer ergab und in Ragons ausgebreitete Arme sinken ließ.
    Sie spürte den kalten Kuß des Vampirs auf ihrem Mund. Seine Lippen bewegten sich über die Wangen hinunter zu ihrem gespannten Hals.
    Seine spitzen Zahne kratzten über ihre Haut. Zielsicher fand er die richtige Stelle, und als sie sich in ihre Ader gruben, zuckte sie kaum zusammen, Es wäre jedem unbegreiflich gewesen, daß sie selig lächelte, aber was Ragon mit ihr anstellte, war für sie eine unbeschreiblich angenehme Erfüllung.
    Er trank bei weitem nicht ihr ganzes Blut, sondern nur so viel, daß sie ihm verfallen war. Liebe und Begehren glänzten in ihren Augen, als der Blutsauger sich von ihr löste. Von diesem Augenblick an gehörten sie zusammen.
    Auf dem finsteren Balkon, fünf Etagen über der Straße, hatte eine Bluthochzeit stattgefunden.
    ***
    Mike Sutton, der Taxifahrer, blickte auf die Uhr. Allmählich wurde er unruhig. Er öffnete das Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Nervös rauchte er mit tiefen Zügen, und den Rauch blies er zum Fenster hinaus. Hatte ihn der blonde Engel etwa geleimt? Hatte die Lady ihn um den Fahrpreis geprellt, indem

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