193 - Im Schatten der Tower Bridge
klappt es, dann ist er mit Mr. Silver in längstens 20 Minuten hier.«
***
Tucker Peckinpah stoppte seinen silbernen Rolls Royce - allerdings nicht in unmittelbarer Nähe des Hauses, in dem die Sampsons wohnten. Der Wagen hätte jemandem auffallen können.
»Ein Stück müssen wir zu Fuß gehen«, sagte der Industrielle, und Morron Kull, sein gefährlicher Komplize, stieg aus.
Mehrmals hatte Kull schon versucht, aus dem Schatten, den sein Vater immer noch warf, obwohl er nicht mehr lebte, hervorzutreten.
Er hatte sich mit dem Sprengmeister des Satans zusammengetan und Tony Ballards Haus in Paddington in die Luft gejagt. Restlos. Das ganze Haus ab Kelleroberkante hatte sich aufgelöst. Kein Stein war übriggeblieben, und es hatte keinen Schutthaufen gegeben.
Ballards Glück war gewesen, daß er sich in den Keller begab, bevor die geballte schwarze Ladung hochging. Das rettete ihm das Leben und brachte Morron Kull eine Schlappe ein, über die er sich lange ärgerte.
Er brauchte einen spektakulären Erfolg, damit sein Name mit einem Schlag in aller Munde war. Er wollte vielen beweisen, daß er nicht bloß ein billiger Abklatsch seines Vaters war, der hüben wie drüben lange Zeit für Unruhe gesorgt hatte, ehe er durch den Speer des Hasses, den Loxagon, der Teufelssohn, schleuderte, umkam.
So einem Erfolg lief Morron Kull grimmig hinterher - denn die Hölle sollte sehen, daß er zu großen Taten fähig war.
Deshalb hatte er sich mit Tucker Peclinpah zusammengetan. Er betrachtete den Industriellen als sein Werkzeug, dessen er sich nach Belieben bedienen konnte, und bisher benahm sich Peclinpah mustergültig. Wenn er etwas unternahm, geschah es nicht mehr zum Wohle, sondern nur noch zum Schaden des Ballard-Teams.
Drei Rocker bogen um die Ecke. Sie fühlten sich so stark, als hätten sie soeben einen Film gesehen, in dem ihresgleichen die Welt aus den Angeln gehoben hatten.
Selbstverständlich wichen sie nicht aus.
Einer rempelte Tucker Peckinpah unsanft zur Seite. »Na, Opa, hast du keine Augen im Kopf?« knurrte er und starrte den Industriellen feindselig an.
Die beiden anderen ließen Morron Kull auflaufen. »Heute scheinen nur Blinde unterwegs zu sein!« maulten sie. »Wir müssen euch wohl mal die Fresse polieren, damit ihr aufwacht.«
Morron Kulls Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. »Das versucht mal!«
Die Rocker grinsten. Sie waren auf Streit aus und hatten endlich ein Opfer gefunden. Der, der sich um Peckinpah »gekümmert« hatte, vergaß den Industriellen und trat neben seine in glänzendes schwarzes, nietenbesetztes Leder gekleideten Freunde. »Du denkst doch nicht etwa, es mit uns dreien aufnehmen zu können.«
»Kein Problem«, erwiderte Morron Kull eisig.
Die Rocker lachten. »Dann laß mal die Muskeln hüpfen, Freundchen!«
Sie griffen in die Taschen ihrer Lederwesten. Einer brachte einen Schlagring zum Vorschein, der zweite eine Stahlrute und der dritte einen Totschläger. Für irdische Verhältnisse waren sie gut bestückt.
Aber Morron Kull war kein irdischer Gegner. Er sah nur so aus, war groß, breitschultrig, blond und schlank, war das präzise Ebenbild seines Vaters Professor Mortimer Kull.
»Zeig mal, was du auf dem Kasten hast!« forderte der Rocker mit dem Totschläger Morron Kull auf.
»Wir machen dich so fertig, daß kein Hund in dieser Stadt mehr einen Knochen von dir nimmt!« kündigte der mit der Stahlrute an.
Tucker Peckinpah warf einen nervösen Blick auf die Uhr. Die Zeit drängte. Sie mußten zu den Sampson-Brüdern. Sie durften sich mit diesen verdammten Rockern nicht zu lange aufhalten.
»Gib es ihnen!« forderte der Industrielle seinen dämonischen Begleiter auf. »Wir haben nicht viel Zeit.«
»Nun werde nicht ungeduldig, Opa!« sagte der mit dem Totschläger. »Erst mal siehst du zu, wie dein Kumpel untergeht.«
Einigkeit macht stark, das dachten sie, deshalb griffen sie Morron Kull gleichzeitig an. Der Schlagring traf Kulls Jochbein. Eigentlich hätte die Haut über dem Knochen aufplatzen müssen. Der zweite Rocker zog Kull eins mit der pfeifenden Stahlrute über, und der dritte wollte ihm mit dem Totschläger von den Beinen holen.
Der Treffer hätte sogar Mike Tyson gefällt, doch Morron Kull zeigte keine Wirkung.
»Das gibt’s doch nicht!« stieß der mit dem Schlagring verblüfft hervor.
»Der scheint einen Schädel aus Gußeisen zu haben«, keuchte der mit dem Totschläger und wollte mit einem zweiten, kräftigen Schlag nachsetzen.
Plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher