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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Mann, den man als Jesus kennt, enthält. Vielleicht hat er nie existiert.«
    Der Ozeandampfer strebte den offenen Gewässern des Kanals zu. Fontine stand an der Reling und blickte auf die Hafensilhouette von Southampton zurück. Jane stand neben ihm, die eine Hand um seine Hüfte, die andere vor ihr über seiner Hand am Geländer. Die Krücken mit den großen Metallklammern, die seine Unterarme festhielten, lehnten zu seiner Linken, und die blitzenden Halbkreise aus rostfreiem Stahl funkelten im Licht der Sonne.
    Er hatte sie selbst konstruiert. Er würde noch ein gutes Jahr Krücken benutzen müssen, hatten die Ärzte gesagt, also lohnte es sich, die existierenden zu verbessern.
    Ihre Söhne Andrew und Adrian waren mit ihrer Kinderschwester aus Dunblane zusammen - einer von jenen, die sich dafür ausgesprochen hatten, mit den Fontines nach Amerika zu fahren.
    Italien, Campo di Fiori, der Zug aus Saloniki, sie alle lagen in der Vergangenheit. Das Jesus-Papier, die alles umwälzenden Schriftrollen, die man aus den Archiven von Xenope geholt hatte, befanden sich irgendwo in den italienischen Alpen, auf ein Jahrtausend begraben. Man würde sie vielleicht nie finden.
    Es war besser so. Die Welt hatte eine Ära der Verwüstung und des Zweifels durchlaufen. Die Vernunft forderte, daß wieder Ruhe hergestellt wurde. Zumindest für eine Weile und wenn auch nur an der Oberfläche. Jetzt war nicht die Zeit für die Kassette aus Saloniki.
    Die Zukunft begann mit den Strahlen der Nachmittagssonne über dem Kanal. Victor lehnte sich zu seiner Frau hinüber und legte sein Gesicht an das ihre. Keiner von beiden sprach. Jane hielt stumm seine Hand.
    Auf dem Deck wurde es plötzlich unruhig. Dreißig Meter achtern hatten die Zwillinge zu streiten begonnen. Andrew war auf seinen Bruder Adrian ärgerlich. Sie schlugen mit kindlichem Ernst aufeinander ein.
    Fontine lächelte.
    Kinder.

Zweites Buch
Teil eins
18
    JUNI 1973
    Männer.
    Sie sind Männer, dachte Victor Fontine, als er seinen Söhnen dabei zusah, wie sie sich, jeder für sich, im hellen Sonnenlicht ihren Weg durch die Gäste bahnten. Und Zwillinge in zweiter Linie. Das war eine wichtige Unterscheidung, fand er, obwohl es nicht notwendig war, sich länger damit zu befassen. Seit jemand das letztemal sie so bezeichnet hatte, schienen Jahre verstrichen zu sein. Mit Ausnahme von Jane und ihm selbst natürlich. Brüder, ja, aber nicht Zwillinge. Seltsam eigentlich, wie das Wort außer Gebrauch gekommen war.
    Vielleicht würde es durch die Party wieder auf eine Weile aufleben. Das würde Jane gefallen. Für Jane waren sie immer die Zwillinge. Ihre Gemini.
    Die Nachmittagsparty in dem Haus in North Shore auf Long Island galt Andrew und Adrian; es war ihr Geburtstag. Die Wiesen und Gärten hinter dem Haus über der Bootshütte und dem Wasser waren in ein riesiges »Fête champêtre« im Freien verwandelt worden, wie Jane es nannte. »Ein altmodisches, erwachsenes Picknick. Niemand macht mehr so etwas. Darum werden wir es tun.«
    Ein kleines Orchester spielte am Südrand der Terrasse, und die Musik lieferte den Hintergrund für hundert Gespräche. Auf der weiten, gepflegten Rasenfläche waren lange, mit Speisen überhäufte Tische aufgebaut. Zwei Bars zu beiden Enden des rechtwinklig angelegten Büffets brauchten sich nicht über Mangel an Zuspruch zu beklagen.
    »Fete champetre« - Victor hatte den Begriff noch nie gehört, nicht in vierunddreißig Jahren ihrer Ehe.
    Wie die Jahre dahingeflogen waren. Es schien so, als hätte man drei Jahrzehnte in eine Zeitkapsel zusammengedrückt und sie mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Himmel geschossen, damit sie landete, von den Teilnehmern geöffnet wurde, um lediglich festzustellen, daß man älter geworden war.
    Andrew und Adrian standen nahe beieinander. Andy unterhielt sich an einem Tisch mit den Kempsons. Adrian stand an der Bar und redete mit ein paar jungen Leuten, deren Kleidung den einzigen unbestimmbaren Hinweis auf ihr Geschlecht lieferte. Irgendwie paßte es, daß Andrew mit den Kempsons zusammen war. Paul Kempson war Präsident von Centaur Electronics. Man hielt im Pentagon große Stücke von ihm, ebenso natürlich von Andrew. Adrian war ohne Zweifel von ein paar Universitätsstudenten in die Ecke gezogen worden, die mit dem ausnehmend freimütigen Anwalt diskutieren wollten.
    Victor stellte mit gewisser Befriedigung fest, daß beide Zwillinge größer als die Gäste waren. Es war zu erwarten, denn weder er noch Jane

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