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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Stück und begann das nächste. Die jüngeren Paare strömten auf die Terrasse. Die Party kam jetzt mehr in Schwung. Die Kempsons verließen Victor mit einem Lächeln und einem Kopfnicken. Victor dachte kurz über Alice Kempsons Bemerkung nach »Sie sind zusammen. Das ist nett.«
    Doch Andrew und Adrian waren nicht zusammen. Ihre Arbeitsstätten lagen zwar nur zwanzig Minuten voneinander entfernt, aber jeder lebte ein separates Leben. Manchmal dachte Fontine, zu separat. Sie lachten nicht miteinander, wie sie das als Kinder manchmal getan hatten. Als Männer war irgend etwas zwischen ihnen geschehen. Fontine fragte sich, was es gewesen war.
    Jane bestätigte etwa zum hundertstenmal, daß die Party wirklich ein Erfolg war, nicht wahr. Eine Feststellung. Gott sei Dank hatte das Wetter gehalten. Der Partyservice hatte geschworen, daß sie die Zelte in weniger als ener Stunde aufbauen würden, wenn es sich als notwendig erweisen sollte. Aber am frühen Nachmittag schien die Sonne hell vom Himmel, und das Versprechen eines schönen Tages bewahrheitete sich.
    Nicht jedoch das eines schönen Abends. In weiter Ferne über dem Meer, in der Nähe von Connecticut, war der Himmel grau. Die Wetterberichte prophezeiten »vereinzelt nächtliche Gewitter mit zunehmenden Niederschlägen«, was auch immer das bedeutete. Warum sagten sie nicht einfach, daß es später regnen würde?
    Zwei Uhr bis sechs Uhr. Eine gute Zeit für ein sonntägliches »Fete champetre«. Sie hatte über Victors Unkenntnis des Begriffes gelacht. Die Bezeichnung war so richtig prätentiös viktorianisch, und es machte Spaß, ihn zu gebrauchen. Es sah so witzig auf den Einladungen aus. Jane unterdrückte ein Lachen. Vielleicht sollte sie ihre Verspieltheit besser unter Kontrolle halten. Für so etwas war sie viel zu alt.
    Adrian lächelte ihr über die Menge hinweg zu. Ob er ihre Gedanken lesen konnte? Adrian, ihr dunkelhaariger Gemini, hatte ihren etwas skurrilen englischen Humor geerbt.
    Er war einunddreißig Jahre alt. Sie waren einunddreißig Jahre alt. Wohin waren die Jahre gegangen? Ihr schien es nur Monate zurückzuliegen, seit alle mit dem Schiff in New York eingetroffen waren, gefolgt von Monaten der Aktivität, in denen Victor in den Staaten umhergeflogen und dann immer wieder nach Europa zurückgekehrt war. Monate, in denen er wie ein Wilder gebaut hatte.
    Und Victor hatte es geschafft. Fontine Ltd. wurde zu einer der gefragtesten Beratungsfirmen in Amerika, wobei sich Victors Erfahrung in erster Linie mit dem Wiederaufbau in Europa befaßte. Der Name Fontine auf der Präsentation einer Gesellschaft war so etwas wie ein automatischer Pluspunkt. Kenntnisse über den betroffenen Markt waren damit garantiert.
    Victor hatte seine ganze Kraft hineingelegt, nicht nur um des Stolzes willen oder aus instinktiver Produktivität, sondern wegen etwas anderem. Jane wußte es und wußte gleichzeitig, daß sie nichts tun konnte, um ihm zu helfen. Das lenkte seine Gedanken von dem Schmerz ab. Ihr Mann war selten frei von Schmerzen. Die Operationen verlängerten sein Leben, konnten aber den Schmerz kaum lindern.
    Sie blickte über den Rasen zu Victor hinüber. Er saß in seinem harten, hölzernen Sessel mit der geraden Lehne, und der glänzende Metallstock lehnte an seiner Seite. Er war so stolz gewesen, als an die Stelle der zwei Krücken der eine Stock getreten war, der ihm das Gehen möglich machte, ohne so offensichtlich ein Krüppel zu sein.
    »Hi, Mrs. Fontine«, sagte der junge Mann mit dem sehr langen Haar. »Eine fantastische Party ist das! Vielen Dank, daß ich meine Freunde mitbringen durfte. Sie wollten alle Adrian kennenlernen.«
    Der junge Mann hieß Michael Reilly. Die Reillys waren ihre nächsten Nachbarn am Strand, vielleicht eine halbe Meile weiter unten. Michael studierte an der Columbia-Universität Jura.
    »Das ist sehr schmeichelhaft!«
    »Er ist Spitze! Er hat in Boston tatsächlich diesen Tesco-Kartellprozeß gewonnen, wo selbst das Bundesgericht glaubte, es ginge nicht. Jeder wußte, daß es eine Centaur-Gesellschaft war, aber es brauchte jemanden wie Adrian, um das festzunageln.«
    »Darüber würde ich an Ihrer Stelle nicht mit Mr. Kempson sprechen.«
    »Keine Sorge. Ich hab' ihn im Club gesehen, und er hat mir gesagt, ich sollte mir die Haare schneiden lassen. Was soll's, hat mein Vater auch gesagt.«
    »Wie ich sehe, haben Sie sich durchgesetzt.«
    Michael grinste. »Er ist stocksauer, aber er kann's nicht rauslassen. Ich habe ein Diplom

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