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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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waren klein. Die Brüder ähnelten einander, waren aber nicht identisch. Andrews Haar war sehr hell, fast blond, das Adrians dunkel, kastanienfarben. Ihre Gesichtszüge waren scharf geschnitten, eine Kombination der seinen und der Janes, aber jedes Gesicht hatte seine eigene Identität. Das einzig Physische, was sie gemeinsam hatten, waren ihre Augen: die Janes. Von hellem Blau und durchdringend.
    Manchmal, wenn es sehr hell war, oder wenn sie sich im Schatten befanden, konnte man sie miteinander verwechseln. Aber nur dann und unter diesen speziellen Umständen. Außerdem mieden sie solche Gelegenheiten. Jeder war ganz und gar eine eigene Persönlichkeit.
    Andrew mit dem hellen Haar war in der Army ein loyaler, hochmotivierter Berufssoldat. Victors Einfluß hatte ihm einen vom Kongreß geförderten Studienplatz in West Point eingetragen, wo Andrew Hervorragendes geleistet hatte. Er hatte zwei Dienstperioden in Vietnam verbracht, obwohl er für die Art und Weise, wie jener Krieg geführt wurde, nur Abscheu empfand. »Gewinnen oder aussteigen« war sein Glaubensbekenntnis, aber niemand hörte auf ihn. Und er war nicht sicher, ob das überhaupt einen Unterschied gemacht hätte. Die Korruption in Saigon war anders als jede andere Korruption auf der ganzen Welt.
    Aber Andrew lehnte sich nicht auf. Das begriff Victor. Sein Sohn glaubte aus tiefem Herzen und unverbrüchlich, daß Amerikas Stärke in seiner militärischen Macht begründet lag. Wenn einmal alles gesagt und getan war, blieb nur noch die Macht, die es gab. Und sie galt es, weise zu gebrauchen, aber zu gebrauchen.
    Für den dunkelhaarigen Adrian gab es dagegen keine Grenzen für den Einsatz der Worte, keine Entschuldigung für bewaffnete Konfrontation. Adrian, der Anwalt, war auf seine Art ein ebenso ergebener Mann wie sein Bruder, obwohl sein Auftreten diese Behauptung manchmal Lügen zu strafen schien. Adrian pflegte sich mit eher schleppendem Gang und herunterhängenden Schultern zu bewegen und vermittelte den Eindruck einer gewissen Nonchalance, wo es eine solche in Wirklichkeit gar nicht gab. Seine Gegner in juristischen Auseinandersetzungen hatten gelernt, sich nicht von seinem Humor oder seiner scheinbaren Gleichgültigkeit einlullen zu lassen. Adrian war alles andere als gleichgültig. Im Gerichtssaal war er ein Hai. Das war er zumindest im Büro des Staatsanwalts von Boston gewesen. Jetzt war er in Washington.
    Adrian war in Princeton gewesen, hatte die juristische Fakultät von Harvard besucht und sich dann ein Jahr freigenommen, um herumzuwandern, sich einen Bart wachsen zu lassen, Gitarre zu spielen und mit gefügigen Mädchen von San Francisco bis zur Bleecker Street zu schlafen. Das war ein Jahr gewesen, in dem Victor und Jane beide den Atem angehalten hatten, was nicht hieß, daß es nicht gelegentlich zu Temperamentausbrüchen gekommen wäre.
    Doch das Leben auf der Straße, die provinziellen Grenzen eines halben Dutzend Kommunen verloren schnell ihren Reiz für Adrian. Er war ebensowenig imstande, die Ziellosigkeit unprovozierter Erfahrungen zu akzeptieren, wie Victor das vor fast dreißig Jahren am Ende des Krieges in Europa nicht fertiggebracht hatte.
    Fontines Gedankengang wurde unterbrochen. Die Kempsons kamen auf seinen Stuhl zu, bahnten sich mit ein paar Entschuldigungen ihren Weg durch die Menge. Sie würden von ihm nicht erwarten, daß er aufstünde - niemand tat das -, aber es ärgerte Victor, daß er es nicht konnte, nicht ohne Hilfe.
    »Ein verdammt tüchtiger Junge«, sagte Paul Kempson. »Der trägt seinen Kopf gerade auf den Schultern, dieser Andrew. Ich habe ihm schon gesagt, wenn er je die Uniform an den Nagel hängen möchte, gibt es bei Centaur einen Platz für ihn.«
    »Ich hab' ihm gesagt, er sollte seine Uniform tragen«, fügte Kempsons Frau mit strahlendem Lächeln hinzu. »Er ist ein solch gutaussehender Mann.«
    »Ich bin sicher, daß er das für unpassend hielte«, sagte Fontine, der sich dessen keineswegs sicher war. »Niemand möchte bei einer Geburtstagsparty an den Krieg erinnert werden.«
    »Wie lange bleibt er diesmal zu Hause, Victor?« fragte Kempson.
    »Hier? Nur ein paar Tage. Er ist jetzt in Virginia stationiert. Im Pentagon.«
    »Ihr zweiter Junge ist auch in Washington, nicht wahr? Mir ist so, als hätte ich neulich in der Zeitung etwas über ihn gelesen.«
    »Ja. Ganz bestimmt haben Sie das.« Fontine lächelte.
    »Oh, dann sind sie zusammen. Das ist nett«, sagte Alice Kempson.
    Das Orchester beendete ein

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