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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dem, was ich dir sage, mußt mir vertrauen. Du darfst nicht hierherkommen. Ich möchte sogar, daß wir noch einen Schritt weiter gehen. Bitte, pack deine Zahnbürste ein und setz dich ins Taxi und fahr zum Bahnhof. Dann nimmst du den nächsten Zug nach Lübeck und fährst zu Eckhoffs. Und in der Nachbarschaft sagst du niemandem Bescheid.«
»Aber Klaus, warum soll ich denn hier weg?«
»Mutter, die Frau, die sich nach dir und dem Haus erkundigt hat, gehört zu den Leuten vom CASTILLO, und das sind Kriminelle. Ich bin zwar sicher, dir tut niemand was, aber ich möchte trotzdem, daß du wegfährst, und da sind Eckhoffs doch die, bei denen du am liebsten warst.«
»Das stimmt.«
»Also bitte, sprich gar nicht erst mit dem Reisebüro. Laß dein Ticket verfallen und fahr gleich los. In ein paar Tagen wirst du alles verstehen, glaub’s mir! Fährst du nach Lübeck?«
»Ja.«
»Jetzt gleich?«
»Ja.«
»Das ist gut.«
»Aber seid ihr nicht nun alle drei in Gefahr?«
»Nein. Das klingt nicht logisch, aber es ist so. Du wirst alles erfahren. Ich rufe dich morgen bei Eckhoffs an, ja?«
»Mein Gott, Kinder, seid vorsichtig!«
»Das sind wir, Mutter. Bis morgen.«
»Ja, bis morgen.«
Als Klaus Hemmerich die Telefonkabine verließ, klebte ihm das Hemd am Körper, und sein Gesicht war schweißüberströmt, so sehr hatte ihn das Gespräch erregt. Er setzte sich ans Steuer, und auf dem kurzen Weg zurück erzählte er Christiane in groben Zügen, was geschehen war. Im Wohnzimmer ging es dann weiter:
»Vielleicht«, sagte er, »war es übertrieben, sie nach Lübeck zu schicken; aber bestimmt war es richtig, ihr Ibiza auszureden.«
»Ich glaube«, antwortete Christiane, »auch das mit Lübeck war richtig. Erst haben sie Victor entführt, und dann hast du dir einen von ihren Leuten geholt. Es ist wie ein ganz wildes Schachspiel mit lebenden Figuren. Und immerhin waren sie schon sozusagen an eurer Haustür. Stell dir vor, sie nähmen deine Mutter als Geisel! Denn daß sie jetzt in ziemlicher Bedrängnis sind, ist ja klar.«
»Genau das waren meine Überlegungen. Heute nacht werden wir ein Stück weiter sein. Am liebsten würde ich dich mitnehmen, nicht zum Stollen, sondern vielleicht bis Santa Eulalia, dich in einem Hotel absetzen, damit du von da aus telefonieren kannst, und auf dem Rückweg wieder abholen. Ich möchte dich nicht gern mit dem Gefangenen allein lassen.«
»Ich glaube, um die Hotels hier sollten wir jetzt einen großen Bogen machen. Wer weiß, wo überall Hentschel Beschreibungen von uns hinterlassen hat, damit man ihn benachrichtigt, sobald wir auftauchen. Es ist besser, ich bleibe hier, gehe nur zur vereinbarten Zeit zur Telefonzelle und dann wieder ins Haus.«
»Hast du keine Angst?«
»Er ist gefesselt und geknebelt, und niemand weiß, daß er hier ist. Was soll da also schon passieren?«
»Ich meine es mehr von der Atmosphäre her.«
»Ich fühle mich hier sicherer als in einem Hotel.«
»Gut. Eigentlich wäre es das beste, du führest morgen zu meiner Mutter nach Lübeck. Erstens könntest du sie beruhigen, und zweitens wärest du aus der Schußlinie.«
»Dann gehst du also davon aus, daß du Victor heute nacht noch nicht mitbringst?«
»Wer weiß, wie es läuft. Vielleicht haben sie ihn längst umquartiert, denn sie dürften die Zusammenhänge durchschaut haben, zumal nach dem Anruf meiner Mutter.«
»Weißt du, ob sie Hentschel noch einmal auf Victors Verschwinden hin angesprochen hat?«
»Ich hab vergessen, sie danach zu fragen, aber es ist eigentlich anzunehmen, denn sie hat in der Sache ja auch schon vorher mit dem CASTILLO gesprochen. Jedenfalls wird es für Hentschel kaum noch Rätsel geben, und er wird auf der Hut sein.«

XXVII.
    Und Guillermo Hentschel war tatsächlich auf der Hut. Wie sehr, das sollte Klaus Hemmerich bald zu spüren bekommen. Doch zunächst war er noch voller Zuversicht.
    Gegen elf Uhr hatte er sich von Christiane verabschiedet, noch einmal nach seinem Gefangenen gesehen, Fesseln und Knebel überprüft, war in den Peugeot gestiegen und losgefahren. Er war unauffällig gekleidet, trug eine dunkelgraue Cordhose, schwarze Leinenschuhe und ein schwarzes T-Shirt. Auf dem Beifahrersitz lagen, verdeckt von einem Pullover, die WALTHER, das TRINOVIDGlas, die Taschenlampe, ein Taschenmesser und ein paar Meter Schnur.
    Es war eine warme Nacht. Er hatte das Seitenfenster geöffnet, und ein milder Wind wehte zu ihm herein.
Er fuhr über San Rafael und hatte die Berge der Sierra Grosa zur Linken. Auf

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