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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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aussieht. Du wirst mir auch sagen, wie ich an Guillermo Hentschel herankomme, wie ich ihn möglicherweise kidnappen kann oder besser noch seinen Sohn Javier, denn ich bin sicher, du reichst als Faustpfand nicht aus. Wenn ich zu Hentschel gehe und ihm sage, ich hätte dich in meiner Gewalt und er soll meinen Bruder gegen dich austauschen, dann würde er mich kaltlächelnd abservieren, weil ihm dein Leben nichts bedeutet. Mit Javier wäre es wahrscheinlich anders. Sein Leben hätte genug Gewicht, so daß es sich aufwiegen ließe gegen das meines Bruders. Das ist das Widersinnige und das Widerwärtige an diesen despotischen Typen, daß sie irgendwo ihren sentimentalen Punkt haben. Ich bin sicher, die KZ-Bestie, der bei Beethoven die Tränen kommen, ist keine Erfindung. Wahrscheinlich ist sie eine Synthese aus deutschem Perfektionismus und deutschem Gemüt.«
Hemmerich machte eine Pause, ging eine Weile schweigend in dem engen Raum auf und ab, was jeweils nur drei, vier kleine Schritte bedeutete. »Wir werden«, fuhr er fort, »noch etwa eine halbe Stunde miteinander sprechen. Ich werde mich bemühen, alle Informationen aus dir herauszuholen, die ich brauche. Wenn die Zeit herum ist, lasse ich dich in Ruhe. Entweder habe ich sie dann, diese Informationen, oder du bist tot.«

XXVI.
    Sie saßen sich im Wohnzimmer gegenüber, hatten immer noch nichts gegessen, so sehr belastete sie der für Normalbürger, die sie ja nun mal waren, ungewöhnliche Zustand, einen Gefangenen unter ihrem Dach zu haben und ihm mit einer Unnachgiebigkeit zu begegnen, derer sie sich nie für fähig gehalten hatten. Herles bekam weder zu trinken noch zu essen, und Hemmerich hatte dafür ein paar frostige Argumente, die er Christiane nun vortrug.
    »Das Ziel dieser Leute ist es, ihre Mitmenschen zu terrorisieren, und darum will es mir einfach nicht einleuchten, partout nach dem Funken Menschenwürde suchen zu müssen, den sie vielleicht noch irgendwo haben und der mich dann veranlassen müßte, ihnen Brot und Wasser zu geben, weil’s nun mal zur Menschlichkeit gehört. Übrigens habe ich ihn auch gequält, habe ihm die Arme verbogen, damit er auspackte, bin also ein Folterknecht, bin vielleicht gar nicht viel besser als sie, und dann ist es eben ein Krieg unter Halunken. Auch gut. Aber für mich, für den Halunken Klaus Hemmerich, der seinem Gefangenen die Menschenwürde abspricht und ihm die Arme verrenkt, gilt dieser bemerkenswerte Unterschied. Ich könnte Hentschel umbringen, wäre bestimmt dazu in der Lage, könnte ihn zum Beispiel mit meiner WALTHER erschießen, vorausgesetzt, es ist erwiesen, daß er tatsächlich diese Serie von Verbrechen auf dem Gewissen hat. Ich könnte ihn also töten, aber ich würde sofort meine Waffe senken, wenn auch nur die geringste Möglichkeit bestünde, daß mir dabei ein Unschuldiger in die Schußlinie gerät. Aber da ist noch etwas. Hentschel mordet, sagen wir mal, zehn Unschuldige, um einen zu treffen, auf den er es abgesehen hat. Nur, dieser eine ist dann noch nicht mal ein Schuldiger, sondern bloß einer, der seiner Wahnsinnsidee im Weg ist.«
    Christiane nutzte seine erste Atempause und fiel ein: »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, vor mir schon gar nicht. Ich denke wie du. Das Problem ist nur, daß uns beiden schlecht wird von der Nachahmung ihrer Methoden. Und vielleicht halten wir’s nicht durch, weil wir eben doch anders sind als sie.«
    »Ich will aber durchhalten«, antwortete Klaus Hemmerich. Es klang trotzig. Etwas weniger aufgebracht fuhr er fort: »Denn wenn ich es nicht tue, ist Victor das Opfer. Ich werde also heute abend in den Stollen gehen, weiß ja jetzt, wie ich da hineinkomme. Und wenn ich den Wächter im Haus erschlagen muß, dann tue ich es. Auch er hat sich diesem mörderischen Programm verschrieben, und wenn er mir bei dem Versuch, zu Victor vorzudringen, im Weg ist, muß ich ihn beseitigen. Vielleicht gelingt es mir, ihn nur zeitweilig auszuschalten. Unser Ganove da vorn sagte mir, das Telefon in dem Haus, das sie auf den Stolleneingang gesetzt haben, sei bereits angeschlossen. Daß wir übrigens bei unserem ersten Besuch das Haus leer vorfanden, war reiner Zufall. An sich ist es dauernd besetzt. Wahrscheinlich machte der Mann gerade mit seinem Hund einen Rundgang, war also vermutlich auch bei Victor. Die Schwierigkeit heute abend besteht natürlich erst mal darin, überhaupt ins Haus zu kommen. Aber ich hab mir folgendes überlegt. Wir vergleichen unsere Uhren und stellen sie

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