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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Wort, das unter den vielen anderen in seinem Kopf steckte und ihn nun durch sein zweimaliges Auftreten elektrisierte. Es hieß: madrugada. Auf deutsch: Morgenfrühe. Allein schon der Umstand, daß tatsächlich ein Wort doppelt auftauchte, war sensationell. Die aufgeschlagenen Seiten des einen Bandes mußten also mit denen des anderen etwas zu tun haben!
Er las. In beiden Büchern stand im Umfeld dieses Wortes auch das Sprichwort »Morgenstunde hat Gold im Munde«. Die spanische Entsprechung lautete Al que madruga, Dios le ayuda. Soviel Spanisch konnte er, daß er, als er diese Version jetzt zurückübersetzte, zwar auf denselben Sinn, nicht aber auf denselben Satz kam, denn der lautete Wer früh aufsteht, dem hilft Gott. Entscheidend jedoch war der Begriff madrugada; er tauchte in abgewandelter Form auch in dem Sprichwort auf.
Was, überlegte er, bedeutet dieses Wort, auf Leuffen bezogen? Wer sich entschließt, in Zukunft früh aufzustehen, schlägt doch nicht nach, wie das auf spanisch heißt!
Eine neue Frage tauchte auf. Wenn die aufgeschlagenen Seiten kein Zufallsergebnis waren und Leuffen also diesen einen Begriff in beiden Richtungen überprüft hatte, war er dann vom Deutschen oder vom Spanischen ausgegangen? Ich nehme an, dachte er, madrugada war das Ausgangswort. Es könnte ihm als der Name eines Lokals, einer Firma, eines Vereins bekannt gewesen sein, einer Einrichtung vielleicht, mit der er es auf seiner Flucht zu tun haben würde.
Madrugada also, la madrugada! Er war so erregt, daß er aus dem Salon lief, den Gang durcheilte und an Thadens Tür klopfte, laut und anhaltend. Als sie geöffnet war und sein verschlafener Passagier vor ihm stand, sagte er: »Ich hab’ was entdeckt. Kommen Sie mal mit«
»Moment«, antwortete Thaden, »ich zieh’ mir schnell was über.
Wie spät haben wir es denn?«
»Halb drei.«
Thaden schlüpfte in seinen Bademantel und folgte dem Kapitän. Als die beiden wieder im Salon saßen, sagte Nielson: »Etwas total Verrücktes!« Und dann erzählte er von seiner Entdeckung, begann noch einmal mit der dramatischen Auseinandersetzung im Funkraum und der anschließenden eiligen Durchsuchung des LeuffenVerstecks, bei der ihm die Aschenspuren ins Auge gefallen waren, leitete über zu seiner soeben beendeten Beschäftigung und schloß mit den Worten: »Ja, und dabei hab’ ich das Wort madrugada gefunden; auf deutsch heißt es Morgenfrühe.«
Thaden gähnte.
»Na, das scheint Sie ja nicht gerade vom Hocker zu reißen!«
Nielson schob ihm die beiden noch immer aufgeklappten Bücher hin, zeigte erst in dem einen, dann in dem anderen auf die Stelle, an der er fündig geworden war.
Thaden las, und dann sagte er: »Die Methode ist genau die richtige. Das meinte ich vorhin, als ich sagte, auch das scheinbar Belanglose kann Bedeutung haben. Nur glaube ich, daß es diesmal noch kein Volltreffer ist. Es kann reiner Zufall gewesen sein. Vielleicht hat er in beiden Büchern etwas nachgeschlagen, irgendwelche Wörter, die nichts miteinander zu tun haben.
Wenn es aber wirklich um die Morgenfrühe oder die madrugada ging, er also, wie Sie vermuten, diesen Begriff einmal so herum und einmal andersherum nachgeschlagen hat, bringt es uns auch nicht weiter, weil dieses Wort bis ins Uferlose interpretiert werden kann. Ich finde, es wäre ein Faß ohne Boden. La madrugada, das klingt gut, klingt wie der Name eines Musikstücks, wie die spanische Cousine des italienischen Madrigals. Aber auch ein Restaurant könnte so heißen, eine Kneipe, eine Versicherungsgesellschaft, ein Club der Frühaufsteher, was weiß ich! Oder vielleicht eine Autowerkstatt, eine Fabrik, ein Transportunternehmen. Eigentlich gibt es nichts, was man nicht so nennen könnte, und ich bin sicher, wenn wir das Telefonbuch von Mexico City aufschlagen, haben wir es seltenlang mit madrugadas zu tun.«
»Da bin ich gar nicht so sicher«, antwortete Nielson. »Es entspricht nicht der mexikanischen Mentalität, den frühen Morgen zu preisen. Manana, morgen also statt heute, das könnte ich mir vorstellen. Man weiß ja, wie gern die Mexikaner etwas vor sich herschieben. Also: manana wohl, aber nicht madrugada, und darum halte ich meine Entdeckung für nicht ganz so wertlos wie Sie.«
»Okay, vielleicht haben Sie recht.«
»Wenn der Bursche tatsächlich nach Mexiko gegangen ist, wird er sich vermutlich in der Hauptstadt aufhalten. Vielleicht hat er da längst einen Baumaschinenbetrieb aufgezogen, der MADRUGADA heißt und in dem das Geld von

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