1991 Atlantik Transfer (SM)
dann kam plötzlich, mit Manolo am Steuer, der Station-Wagen, ein OPEL CARAVAN, um die Ecke, setzte sich hinter den CADILLAC. Thaden schloß sich ihm an. Nach einer gewissen Zeit, so war es abgesprochen, würde er aufrücken, damit Pohlmann auch mal ein anderes Auto im Rückspiegel hatte. Die Straßenlampen sorgten für reichlich Licht, und so hatten sie keine Schwierigkeiten mit der Verfolgung, zumal die zusätzlichen Bremsleuchten, die der CADILLAC in der Heckscheibe hatte, von Zeit zu Zeit aufleuchteten.
Jetzt ging es auf die Autobahn 150 D, Richtung Mexico City. Bei der Zahlstelle, an der die Gebühr verlangt wurde, kam es zu einem kurzen Stopp. Das hätte gefährlich werden können, aber es war Manolo rechtzeitig gelungen, einen Laster zwischen Pohlmann und sich zu bringen.
»Es muß«, sagte Nielson und schlug mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett, »verdammt noch mal heute geschehen! Sonst schwimmen uns die Felle davon.«
»Unbedingt«, antwortete Thaden. »Kein Morro! Kein Chauffeur! Eine solche Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.
Wie weit ist es eigentlich bis zur Hauptstadt?«
»Jetzt noch ungefähr neunzig Kilometer. Aber vielleicht geht’s ja auch woandershin.«
Doch der CADILLAC blieb auf der 150 D. Sie begannen das Spiel mit den wechselnden Positionen, ließen manchmal den Abstand auf hundertfünfzig bis zweihundert Meter anwachsen, holten dann wieder auf, passierten die Ortschaften Texmelucan, Río Frío und Ixtapaluca und erreichten bald darauf den Stadtrand von Mexico City. Die Autobahn ging über in die von unzähligen Fabriken, Tankstellen, Läden, Restaurants, Imbißstuben und Mietshäusern gesäumte Ausfallstraße General Ignado Saragossa. Nielson hatte inzwischen die Karte gewechselt, hielt jetzt einen Stadtplan auf den Knien und beleuchtete ihn mit der Taschenlampe.
Manolo wurde langsamer und zeigte damit an, daß nun wieder der ROVER die erste Position hinter dem CADILLAC einnehmen sollte. Thaden überholte, setzte sich vor den CARAVAN.
»Hier im Stadtgebiet können wir ihn leicht verlieren«, sagte Nielson. »Wir müssen dicht dranbleiben.«
»Will’s versuchen«, antwortete Thaden.
In diesem Moment scherte der CADILLAC aus. Der ROVER folgte ihm. Nach einer Schleife ging es erneut auf eine Autobahn.
»Verflixt!« sagte Thaden. »Wohin will er denn jetzt?«
»Das ist der Viaducto Miguel Alemán, die Stadtautobahn. Nun wird’s nicht mehr lange dauern.«
Sie fuhren auf der Außenbahn, der Schnellspur, für die eine Stundengeschwindigkeit von achtzig Kilometern vorgeschrieben war. Aber Pohlmann fuhr zwischen hundert und hundertzwanzig, und seine Verfolger mußten genauso schnell sein.
»Hoffentlich taucht kein Polizist auf!« sagte Nielson. »Für den wäre, weil er von hinten kommt, Manolo das erste Opfer, und natürlich würde er uns danach nicht einholen können.«
»Dann müßten wir die Sache allein durchziehen und versuchen, vor Tagesanbruch in der Strandhütte zu sein.«
»Das ist unmöglich. Bis nach Boca del Rio sind es gut vierhundert Kilometer, und … da! Er biegt ab!«
Auch sie wechselten die Spur. Nielson sah das Schild, das die Ausfahrt ankündigte. »Es geht in die Insurgentes « , sagte er.
»Aha, MUNDIAL!«
»Sicher nicht. Mit ihren siebenundzwanzig Kilometern hat die Straße noch ein paar andere Adressen.«
Sie verließen den Viaducto. Nach den ersten fünfhundert Metern auf der Insurgentes verringerte Thaden die Geschwindigkeit. Manolo überholte, und weiter ging es stadteinwärts.
Immer wieder erwies es sich als hilfreich, daß der CADILLAC die zusätzlichen hochsitzenden Bremsleuchten hatte, so daß er, auch bei größerer Distanz, von anderen Fahrzeugen leicht zu unterscheiden war. Aber es gab auch kritische Situationen, vor allem auf den großen Ringanlagen. Sie endeten nur deshalb gut, weil die Verfolger das Gelb der Ampeln rigoros ausnutzten und zweimal sogar bei Rot über eine Kreuzung setzten.
Endlich bog Pohlmann ab. Er durchfuhr ein Geflecht ruhiger Nebenstraßen und hielt nach nur fünf Minuten in der Calle Amsterdam hinter einer Reihe parkender Autos. Manolo fuhr weiter, und Thaden folgte ihm. Sie parkten in der nächsten Querstraße, stiegen eilig aus und liefen zurück zur Ecke.
»Da ist ein Haus mit roter Lampe«, sagte Manolo. »Bestimmt gehen die beiden da rein.«
»Also hat dein Vater recht gehabt«, antwortete Nielson.
Im Licht der Straßenlaterne, die die Front der alten Villa beleuchtete, sahen sie den hochgewachsenen Deutschen und die
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