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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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hatte die Waffe vor sich. Aber er zögerte, sie herauszunehmen.
    »Los, ich warte nicht!«
    Thaden begriff, daß er keine Wahl hatte. Er schob die Waffe auf Pohlmann zu. Der packte sie, entsicherte sie, schleuderte das Messer in die bodega und zielte mit dem Revolver auf Nielson.
    »Ab in die Sessel!«
    Die beiden setzten sich. Pohlmann ging rückwärts zur Tür, drückte auf die Klingel, blieb dort stehen. Wenige Sekunden später klopfte es.
    »Herein!«
    Conally trat ein.
»Alles okay, John?«
Der Schwarze senkte den Blick. » Yes, Mister. « 
    »Wer von den Offizieren und Ingenieuren ist dabei?« »Ich bin nicht ganz sicher.«
»Was heißt das?«
Der drohende Tonfall hatte Conally eingeschüchtert, und so sagte er: »Rodriguez, der Erste.«
    »Hol ihn her!«
» Yes, Mister. « Conally ging hinaus.
    Damned! Der Steward wankte durch die Gänge, wurde den Blick nicht los, mit dem sein Käpt’n ihn angesehen hatte. Alles, was einen Verräter wie ihn fertigmachen konnte, hatte darin gelegen: Ungläubigkeit, Erstaunen, Entsetzen, Zorn, Verachtung.
    Was mach’ ich? Herrgott, was soll ich bloß machen? Auf dem Offiziersdeck, zwei Meter vor der Tür des Ersten, hielt er inne. Er war nahe daran loszuheulen und war auch wieder versucht, gar nichts zu tun und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen, ja, am besten wäre es, sich im entlegensten Winkel des Schiffes zu verstecken. Da kam die Idee. Sie meldete sich in Form einer Erinnerung. Norfolk, Feierabend. Landgang. Die Heuer in der Tasche und im Kopf die große Freude auf Marys kleine Pussy. Der Weg über den nur schwach beleuchteten Kai.
    Neben ihm Piet Snock, der Dampfhammer aus Terneuzen. Und dann, ganz plötzlich, die vier Gestalten aus dem Hinterhalt, die scharf waren auf das Geld der beiden Seeleute. Fürchterliche Hiebe mußte er einstecken, und wegen der feindlichen Übermacht gab er Piet und sich selbst keine Chance. Doch dann das große Wunder! Das Krachen von Knochen und die Schreie der Männer. Piets Rechte sauste wirklich wie ein Dampfhammer auf die Köpfe nieder. Schließlich war Ruhe.
    Also muß Kraft her! schoß es ihm nun durch den Kopf. Er machte kehrt und stieg weiter die Treppe hinab, bis ganz nach unten, wo die Unterkünfte der Matrosen waren. Er klopfte, wartete das Herein nicht ab, sondern trat gleich ein, und als er das Muskelpaket vor sich hatte, stimmte endlich wieder die Richtung in seinem Kopf. Er sagte: »Ein Gangster hat den Kapitän und den Passagier in der Gewalt, hält sie in Schach mit einem Revolver …«
    »Was soll meine Waffe in Ihrer Hand?« fragte Nielson. »Sie haben doch gesagt, Sie könnten niemanden töten!« »Halten Sie den Mund!«
Die Tür ging auf. Erst trat Conally ein, und dann kam Piet Snock, barfüßig, ungekämmt, unrasiert. Grotesk sah er aus in seinen riesigen bunten Bermuda-Shorts. »Das soll der Erste Offizier sein?« Pohlmann mußte sogar lachen.
Conally schien Mut gefaßt zu haben, denn er antwortete ganz dreist: »Die CAPRICHO hat solche Offiziere.« »Wie heißen Sie?«
»Snock.«
»Sind Sie auf meiner Seite?«
»Klar.«
»Als erstes sperren wir die beiden ein, aber hier ist es nicht sicher genug. Ich brauch’ was ohne Bulleyes. Und mit einem Posten davor.«
»Vielleicht nehmen wir den Zoll-Store?« fragte Conally.
»Ist gleich nebenan.«
»Also los!«
Die fünf Männer setzten sich in Bewegung. Voran ging Conally.
Thaden und Nielson folgten. Dann kam Piet Snock, und den Schluß bildete, mit der Waffe in der Hand, Pohlmann.
Während der wenigen Schritte über den Gang sagte niemand ein Wort. Conally schloß den Store auf.
»Los! Rein da!« rief Pohlmann.
Es war eng auf dem Gang, und als Thaden und Nielson eintreten wollten, entstand plötzlich eine unübersichtliche Lage, weil die fünf Männer zu dicht aufeinandergerückt waren. Piet Snock, der Pohlmann am nächsten stand, nutzte sie, drehte sich mit einer schier unglaublichen Geschwindigkeit um, hob die Hand und ließ sie so wuchtig auf Pohlmanns Arm niedersausen, daß die Waffe zu Boden fiel.
»Sind Sie verrückt?« schrie Pohlmann. Doch er hatte sofort begriffen, daß er entmachtet war, rannte also los, riß die Tür zum Deck auf, stürmte hinaus. Piet Snock hatte den Revolver aufgehoben, lief nun dem Flüchtenden nach. Der war schon weit gekommen, war über die eiserne Treppe ein Stockwerk tiefer auf das Bootsdeck gelangt.
Ob er ganz diffus im Anblick des Backbord-Rettungsbootes eine Chance für sich witterte? Er wußte es wohl

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