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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sie so provozierend übereinander, daß es schon ein Signal war.
    Er setzte sich zu ihr, und nach einer kurzen Unterhaltung gingen sie hinter den Vorhang. Jonny brachte eine Flasche Sekt und zwei Gläser. Als sie wieder allein waren, zündete das Mädchen eine auf dem Tisch stehende Kerze an, zog den Vorhang ganz zu und sagte: »Ich heiße Melanie. Und du?«
    »Jonas«, antwortete er. Es gab für ihn keinen Grund, aus seinem Namen ein Geheimnis zu machen.
    Die Schöne mit dem fast schwarzen Haar bewies, daß sie sich in der Bibel auskannte, denn sie erwiderte lachend: »Doch nicht der aus dem Walfisch?«
    Ellerup, obwohl Träger dieses Namens, kannte die Geschichte nicht.
»Nein«, sagte er brav, »aus Apenrade.«
    Da war nun sie, die aus Augsburg stammte und erst kürzlich in den hohen Norden gekommen war, überfordert und fragte:
    »Wo liegt denn das?«
»Gleich nebenan. In Dänemark.«
»Und wieso sprichst du so gut Deutsch?«
»Fast alle Leute an der Grenze können beide Sprachen; außerdem hab’ ich eine deutsche Großmutter.«
    So ging es noch eine Weile weiter mit Fragen und Antworten zur Person, aber dann besann Jonas Ellerup sich darauf, daß er nicht dafür den teuren Sekt bestellt hatte. Seine Hände begannen, an der Ausstattung des Mädchens zu Scharmützeln, und sie schenkte derweil fleißig nach. Es dauerte denn auch nicht lange, da waren sie beide nackt, und die Flasche war leer. Auf Melanies Ruf hin kam die zweite, und als der Barmann merkte, daß der spendable Gast nicht mehr ganz frisch war, brachte er den üblichen Spruch vom Schichtwechsel an und erklärte, er müsse abkassieren.
    Jonas Ellerup kratzte sein letztes deutsches Geld zusammen, neunzig Mark in Scheinen, und das war natürlich nicht genug. Als dann nur noch Münzen auf den Tisch kamen, die sich lächerlich ausnahmen neben dem silbern glänzenden großen Eiskübel, verlor der Barmann die Geduld. Er klaubte kurzentschlossen die Jacke aus dem Kleiderhaufen und entnahm ihr mit raschem Griff die Brieftasche, schlug sie auf, hatte im Sichtfach eine Kennkarte vor sich, las laut daraus vor:
    »Jonas Ellerup.«
»Stimmt.«
»Beruf?«
»Klar.«
»Na, welchen denn?«
»Seemann natürlich. Aber nun geben Sie mir gefälligst die Brieftasche zurück, damit ich meine Zeche bezahlen kann!«
    Er entriß dem Barmann die abgewetzte dunkelbraune Lederhülle, faßte in eins der kleineren Fächer, zog einen bis zur Winzigkeit geknifften Schein hervor, faltete ihn langsam und genüßlich auseinander und legte ihn dann auf den Tisch.
    Dort glättete er die grüne Banknote, indem er sie mit Daumen und Zeigefinger an einer Ecke festhielt und mit der anderen Hand sorgsam, ja, fast liebevoll darüber hinstrich.
    »Reichen hundert Dollar?« fragte er.
»Da kriegen Sie sogar noch was raus.«
    Jonny verschwand mit den neunzig Mark und dem amerikanischen Geldschein. Erst nach zehn Minuten brachte er das Wechselgeld. Er habe sich nach dem Kurs erkundigen müssen, erklärte er, legte dreißig Mark auf den Tisch und verschwand.
    Die Nebelschwaden in Ellerups Kopf waren dichter geworden, aber das tat seiner Lust auf Melanie keinen Abbruch. Er zog sie zu sich heran, sagte: »Steig auf, Mädchen!« und half ihr auf seinen Schoß. Dort saß sie dann rittlings, und er sang:
    »Hoppe, hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er …« Doch brach er seinen Gesang gleich wieder ab und sagte: »Meine Großmutter hat mir das beigebracht.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« rief sie und lachte schallend. 
    »Nur das Lied natürlich. Mann, wenn die wüßte, was ich hier mache! Die würde mich glatt enterben!«
    »Lebt sie denn noch? Du bist doch sicher schon vierzig.«
»Ich bin zweiundvierzig, und meine Großmutter feiert nächste Woche ihren neunzigsten Geburtstag. Da kommt die ganze Familie zusammen, bloß ich nicht. Ich bin dann längst wieder auf See.«
Beide schätzten den Ritt hinter dem Vorhang nicht so ein, daß sie meinten, ihn unbedingt schweigend genießen zu müssen, und so plauderten sie munter weiter, bis Jonas Ellerup den Jubelpunkt erreichte, wie er die vier, fünf seligen Sekunden für sich nannte. Da wurde er still, begann zu zittern und mit den Zähnen zu knirschen. Sein Kopf ging rasch hin und her zwischen Melanies Brüsten, als schüttelte er sich den letzten Rest an Lust aus dem Hirn. Danach saß er eine ganze Weile reglos da, sagte schließlich: »Das war’s dann wohl!« und hob sie herunter, machte es mühelos, fast beiläufig.
Aber die beiden

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