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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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mir fehlen die Mittel, eins zu kaufen.«
    »Kannst du damit umgehen?«
    »Ja. Mit beidem, Computer und Textverarbeitungsgerät. An der Yobiko haben wir welche, die ich immer für die Arbeit benutze.«
    »Gut, dann schau dich doch heute mal um und kauf eins. Ich kenne mich mit technischen Geräten überhaupt nicht aus. Hersteller, Modell und so weiter überlasse ich ganz dir. Das Geld bekommst du später zurück. Ich möchte, dass du ›Die Puppe aus Luft‹ darauf überarbeitest. Du musst so schnell wie möglich anfangen.«
    »Wo wir gerade davon sprechen, so was kostet mindestens zweihundertfünfzigtausend Yen.«
    »Macht nichts, geht in Ordnung.«
    Tengo legte am Telefon verwundert den Kopf zur Seite. »Heißt das, Sie wollen ein Textverarbeitungsgerät für mich kaufen?«
    »Ja, von meinem mickrigen Taschengeld. In dieses Projekt muss man Kapital investieren. Knickern und kleckern bringt nichts. Du weißt ja, das Manuskript von ›Die Puppe aus Luft‹ wurde mit einem Textverarbeitungsgerät erstellt. Also müssen wir bei der Überarbeitung auch eins benutzen. Bearbeite es in einem Format, das dem ursprünglichen Manuskript möglichst ähnlich ist. Kannst du heute noch anfangen?«
    Tengo überlegte. »Ja, eigentlich schon. Wäre alles fest, könnte ich sofort anfangen. Aber Fukaeri hat die Überarbeitung unter der Bedingung autorisiert, dass ich diese Person kennenlerne, zu der sie mich am Sonntag bringt. Besteht nicht noch die Möglichkeit, dass nach diesem Treffen die Verhandlungen abgebrochen werden? Dann wären alle Mühe und Kosten umsonst.«
    »Sei’s drum. Passieren kann alles Mögliche. Du legst jetzt sofort los, ohne dich um diesen Kleinkram zu kümmern. Das wird ein Rennen gegen die Zeit.«
    »Sie sind also sicher, dass das Gespräch gut läuft?«
    »Das hab ich im Urin«, sagte Komatsu. »Bei mir funktionieren die Instinkte. Vielleicht bin ich nicht mit Talent gesegnet, aber Instinkt habe ich eine Menge mitbekommen. Allein dadurch habe ich so lange überlebt. Und Tengo, weißt du, was der Unterschied zwischen Talent und Instinkt ist?«
    »Nein.«
    »Egal, wie viel Talent einer hat, es reicht nicht immer aus, um sich den Bauch zu füllen, aber wenn einer mit Instinkt ausgestattet ist, wird es ihm nie an einer Mahlzeit fehlen.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Also sei unbesorgt. Du kannst ganz beruhigt heute schon mit der Arbeit beginnen.«
    »Wenn Sie es sagen, soll es mir recht sein. Ich wollte nur nicht, dass sich trotz eines vielversprechenden Anfangs später herausstellt, dass alles umsonst war.«
    »Dafür übernehme ich die volle Verantwortung.«
    »Einverstanden. Abgesehen von einer Verabredung am Nachmittag bin ich frei. Am Vormittag gehe ich in die Stadt und versuche ein Textverarbeitungsgerät zu finden.«
    »Darum bitte ich dich, Tengo. Ich rechne ganz fest mit dir. Wir beide zusammen stellen die Welt auf den Kopf.«
    Tengo erhielt einen Anruf von seiner verheirateten Freundin. Es war gegen neun, wohl nachdem sie Mann und Kinder zum Bahnhof gefahren hatte. Sie waren – wie jeden Freitag – am Nachmittag in Tengos Wohnung verabredet.
    »Ich bin unpässslich«, sagte sie. »Tut mir leid, aber ich kann heute nicht kommen. Also dann bis nächste Woche.«
    »Unpässlich sein« war ein Euphemismus dafür, dass sie ihre Periode hatte. Sie war dazu erzogen, sich dieser höflich umschreibenden Ausdrucksweise zu bedienen. Im Bett verhielt sie sich weder besonders höflich noch umschreibend, aber das war etwas ganz anderes. »Das tut mir auch leid«, sagte Tengo. »Wirklich schade, aber da kann man wohl nichts machen.«
    Doch gerade in dieser Woche fand er es gar nicht so schade. Tengo hatte ausgesprochen gern Sex mit ihr, aber inzwischen war sein ganzes Sinnen und Trachten schon auf die Überarbeitung von »Die Puppe aus Luft« gerichtet. Alle möglichen Ideen tauchten in seinem Kopf auf und verschwanden wieder, wie das Durcheinander der ersten Keime von Leben im Urmeer. Ich bin auch nicht anders als Komatsu, dachte Tengo. Noch bevor die Sache offiziell entschieden ist, bin ich schon dabei und lege eigenmächtig los.
    Um zehn Uhr machte er sich auf den Weg nach Shinjuku, wo er mit seiner Kreditkarte ein Textverarbeitungsgerät von Fujitsu kaufte. Es war das neuste Modell und im Vergleich zum vorherigen der gleichen Serie viel leichter. Ersatzfarbbänder und Papier kaufte er gleich mit. Er brachte das Gerät in seine Wohnung, stellte es auf den Schreibtisch und schloss das Kabel an. An seiner

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