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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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lang seine Bomben über das Land und wird damit nebenbei noch seine veraltete Munition los. Nicht einmal die Soldaten riskieren dabei ihr Leben! Genauso gut könnten Sie auf den Gehsteig fahren und die Fußgänger umhauen wie Kegel.«
    »Der Ehrenkodex galt nur unter Aristokraten«, widersprach der Fahrer scharf. »Die einfachen Menschen sind massenhaft umgekommen.«
    »Soll sich daran heute tatsächlich etwas geändert haben?«, fragte ich. »Wenn ein Oligarch einen Konflikt mit einem andern austrägt, wird ein bestimmter Ehrenkodex beachtet! Denn sowohl der eine wie der andre verfügt über Dummköpfe, die für ihn die Drecksarbeit machen, beide haben Materialien, mit denen sie den andern kompromittieren können, irgendwo gibt es gemeinsame Interessen, irgendwo verwandtschaftliche Beziehungen. Das ist die gleiche Aristokratie wie früher! Dieselben Könige, die wie die Maden im Speck leben. Während die einfachen Menschen für sie Vieh sind. Eine Hammelherde, die man schert, um Profit zu machen. Aber manchmal bringt es eben mehr ein, sie zu schlachten. Es gab nie Gebote, es gibt sie auch jetzt nicht!«
    Der Fahrer verstummte.
    Und ließ auch danach kein Wort mehr fallen. Wir bogen von der Kamergerski-Gasse in die Twerskaja, und ich sagte ihm, wo er mich rauslassen solle. Bezahlte und gab ihm absichtlich mehr als nötig. Erst da fand der Fahrer seine Sprache wieder.
    »Nie wieder nehme ich eine Hexe mit«, brachte er mit schiefem Lächeln hervor. »Das ist zu nervig. Nie hätte ich gedacht, dass mir ein Gespräch mit einer schönen Frau derart die Laune vermiesen kann.«
    »Entschuldigen Sie.« Ich lächelte sanft.
    »Frohes... Schaffen.« Er schlug die Tür zu und fuhr scharf an.
    Das konnte doch nicht wahr sein! Obwohl mich bisher noch niemand für eine Prostituierte gehalten hatte, war er offenbar dieser Ansicht gewesen. Das kam alles vom »Parandscha« ... Und natürlich von meinem Bezirk.
    Dafür hatte ich die heute Morgen vergeudete Kraft mehr als erneuert. Ein herausragender Spender, dieser Fahrer, dieser kluge, intelligente und starke Mann. Besser bekam ich das nur ... nur mit Hilfe des Kraftprismas hin.
    Bei der Erinnerung daran erzitterte ich.
    Wie dumm ... wie unglaublich dumm damals alles gelaufen war.
    Mein ganzes Leben war den Bach runtergegangen. Alles hatte ich verloren - in einem einzigen kurzen Moment.
    >Du gierige Idiotin!<
    Nur gut, dass kein Mensch jetzt den tatsächlichen Ausdruck auf meinem Gesicht sehen konnte. Es sah bestimmt genauso dämlich aus wie das meines jungen Nachbarn.
    Gut, geschehen ist geschehen. Die Vergangenheit kehrt nicht wieder. Weder meine berufliche Stellung noch... noch Sebulons Zuneigung. Natürlich war ich selbst schuld an allem. Und hätte eigentlich froh sein sollen, dass Sebulon mich nicht den Lichten ausgeliefert hatte.
    Er liebte mich. Und ich liebte ihn - es wäre geradezu komisch, wenn sich eine junge, unerfahrene Hexe nicht in den Chef der Tagwache verlieben würde, sofern dieser sie plötzlich mit einem geneigten Blick bedachte ...
    Ich ballte die Fäuste so fest zusammen, dass sich die Nägel in die Haut bohrten. Ich hatte den Boden unter den Füßen zurückgewonnen. Hatte den letzten Sommer überlebt. Allein das Dunkel weiß, wie, aber ich hatte ihn überlebt.
    Und nun wollte ich nicht mehr an die Vergangenheit denken, sondern mir den Rotz abwischen und damit aufhören, nach Sebulons Aufmerksamkeit zu jiepern. Seit dem Hurrikan im letzten Jahr, der am Tag meiner beschämenden Gefangennahme ausgebrochen war, hatte er nie wieder mit mir gesprochen. Und würde auch die nächsten hundert Jahre nicht mit mir reden, davon war ich überzeugt.
    Hinter mir surrten plötzlich Reifen, als ein langsam am Straßenrand entlangfahrendes Auto stehen blieb. Ein guter Wagen, ein Volvo, der ganz bestimmt nicht vom Schrottplatz stammte. Eine kahl geschorene, selbstgefällige Fresse lehnte sich heraus. Sah mich an, ging in einem zufriedenen Lächeln auf. »Wie viel?«, presste der Typ hervor.
    Ich erstarrte.
    »Für zwei Stunden - wie viel?«, präzisierte der glatzköpfige Idiot.
    Ich sah mir die Nummer an. Keine Moskauer. Natürlich nicht.
    »Die Prostituierten stehen weiter unten, du Schwachkopf«, sagte ich mit zärtlichster Stimme. »Verpiss dich!«
    »Tu doch nicht so, als ob du nie die Beine breit machst«, zischte der enttäuschte Schwachkopf, der trotz allem versuchte, sein Gesicht zu wahren. »Guck doch mal, ich habe heute die Spendierhosen an.«
    »Halt dein Geld

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