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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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    Sie lügen, Weil wir noch leben! 
     
    Noch lebe ich. Und singe. Singe, obwohl ich vermutlich wer dass es im nächsten Lied von Kipelow und Mawrin folgend Zeilen gibt:
    Was soll der Blick? Ich nehm dich doch nicht mit, Den Sinn des Lebens weiß ich nicht zu finden.
    Versuch nicht, fremde Rätsel zu ergründen. Genug!
    Ich bin ein Geist und muss verschwinden. Ich bin ein Geist. Ich bin nur ein Spiegel. Ein Spiegel gibt alles wieder, dazu ist er berufen. Doch nicht bitten, nicht glauben - das kann ich nicht. Ich gehe fort, um zu verschwinden, doch ich bitte, ich hoffe, ich möchte glauben - nehmt mich mit! Nehmt mich mit!
    Ich glaube.
    Ich hoffe.
    Ich glaube.
    Ich hof...

 
Dritte Geschichte
 
Eine Andere Kraft

Prolog
    Das Auto hielt Juha Mustaioki an, der jetzt der Ranghöchste in ihrer kleinen Gruppe war, Jari Kuusinen und Raivo Nikkilia zwängten sich schweigend auf den Rücksitz des alten Shiguli, Juha stieg vorn ein.
    »Bringen Sie uns nach Sche-rje-mje-tje-wo«, befahl Juha prononciert. Wie seltsam es auch anmutete, doch für Mustaioki war Russisch die Sprache seiner Kindheit, die er später freilich gründlich vergessen hatte. Sprachtalent hatte ihn indes schon immer ausgezeichnet. Außerdem hatte er in der Nähe der russischen Grenze gelebt und war regelmäßig nach Petersburg gefahren, um sich dort zu betrinken. Alle andern nahmen lieber die Fähre nach Schweden, wo man sich nachts auf dem Hinweg mit dem im Duty-free-Shop erworbenen Alkohol ordentlich einen hinter die Binde gießen konnte, tagsüber ausschlief, die Fähre nicht verließ (wen interessierte schon dieses Stockholm?) und sich auf dem Rückweg erneut dem kostspieligen Vergnügen überließ. Mustaioki fuhr jedoch unverdrossen weiter nach Piter. »Bringen Sie uns schnell und or-dent-lich hin.«
    Der Fahrer brachte sie hin. Schnell und ordentlich. Ausländer zum Flughafen zu fahren war das reinste Vergnügen. Ein arbeitsloser Ingenieur, der sich als Taxifahrer verdingte, kriegte nicht häufig eine solche Tour. Und gerade jetzt konnte er das gut gebrauchen, da ein neues Jahr - noch dazu das Jahr 2000 - vor der Tür stand, da alle versuchten, ein möglichst üppiges Fest auszurichten und den Verwandten prachtvollere Geschenke zu machen als sonst.
    Die drei Anderen saßen schweigend im Wagen und belauschten die Gedanken des Fahrers nicht. Obwohl sie das natürlich gekonnt hätten.
    Bereits hinter der Ringautobahn drehte sich Juha zu seinen beiden Gefährten um. »Kommen wir hier am Ende also doch noch raus, Freunde?«, fragte er.
    Jari und Raivo nickten zustimmend. Es war wirklich schwer zu glauben, dass die Verhöre der Nachtwache vorüber waren, die Vorladungen bei den finsteren Mitarbeitern der Inquisition, das geschäftige Gebaren dieses Rechtsverdrehers der Tagwache, eines Vampirs, der sowohl bei den Menschen als auch bei den Anderen nur allzu bekannt war.
    Sie waren entkommen. Sie waren entkommen, durften das schreckliche, kalte und unwirtliche Moskau verlassen. Allerdings durften sie noch nicht nach Hause, sondern mussten nach Prag, wo seit kurzem das Europabüro der Inquisition saß Doch immerhin kamen sie raus aus Moskau. Mit eingeschränkten Rechten, mit der Auflage, sich am Ankunftsort registrieren zu lassen - aber trotzdem.
    »Der arme Ollykainen ...«, seufzte Raivo. »Wo er doch tschechisches Bier so geliebt hat. Er hat immer gesagt, das sei gleich nach unserm Lapin Kulta das beste Bier der Welt. Nie wieder wird er Bier trinken...«
    »Wir werden eins für ihn mittrinken«, schlug Jari vor.
    »Drei«, verbesserte Juha. »Er war der würdigste der Regin-Brüder.«
    »Und wir?«, fragte Jari nach kurzem Nachdenken.
    »Wir sind auch würdig«, stimmte Juha zu. »Wir haben unsere Pflicht erfüllt.«
    Aus irgendeinem Grund senkten alle drei bei diesen Worten den Blick zu Boden.
    Die kleine Sekte von Dunklen, die sich Regin-Brüder nannte, existierte bereits seit fast fünfhundert Jahren in Helsinki. Sie gehörten zu den wenigen Anderen, die den Großen Vertrag nicht offiziell anerkannten, doch da sie ihn auch nie ernsthaft verletzt hatten, drückten die Wächter des Tages und der Nacht bei ihnen ein Auge zu. Den Lichten schien es sogar zu gefallen, dass zwei, drei Dutzend Dunkle harmlose Rituale pflegten, Lieder sangen und archäologische Grabungen durchführten. Die Dunklen hatten in jedem Jahrhundert ein paarmal versucht, die Regin-Brüder für ihre Arbeit in der Tagwache zu gewinnen, und winkten jetzt nur noch ab.
    Bis vor kurzem

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