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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Sex verlor ich doch nicht den Kopf!
    Was war nur los mit mir?
    Als ob mich ein Inkubus verzaubert hätte ...
    Ich erschauderte bei dem ungeheuerlichen Gedanken. Was, wenn Igor ein ganz normaler Inkubus wäre? Ein Kollege ... noch dazu ein primitiver Dunkler!
    Nein. Unmöglich.
    Ein Inkubus hätte in mir die Andere gespürt. Die Dunkle, auch wenn ich vorübergehend meiner Kraft beraubt war. Und hätte seine Kunst niemals auf eine Hexe angewandt, weil er den Preis dafür kannte. Ich hätte ihn zu Staub zermalmt, sobald ich meine Kraft zurück und herausgefunden hätte, dass er mir diese Liebe eingegeben hatte...
    Liebe? Also ging es doch um Liebe?
    »Och, Aliska...«, flüsterte ich. »Du bist einfach eine Idiotin...«
    Nun gut, dann war ich eben eine Idiotin!
    Ich kramte frische Höschen aus meiner Tasche und ging duschen. Den ganzen Tag über führte ich mich wie eine Wahnsinnige auf. Überall eckte ich an, aber das beunruhigte mich nicht im mindesten. Ich stritt mich sogar ein wenig mit der Leiterin vom Komplex Lasurny, weil ich für meine Mädchen bessere Plätze beim Kinofestival herausschlagen wollte. Was mir auch gelang, worauf ich in ihren Augen sogar noch stieg! Dann wurden aus Nikolajew herbeigeschaffte dunkle Brillen verteilt. Für die Sonnenfinsternis morgen. Jede Gruppe hatte fünf Brillen bekommen, aber mir war es irgendwie gelungen, sechs zu kriegen. Ich hatte nicht erwartet, dass in der Ukraine jemand auf die Idee kommen würde, sie herzustellen, aber wenn das nun schon mal der Fall war...
    Dann kam der Strand - und ausgerechnet heute mussten die Jungengruppen auf irgendeine bescheuerte Exkursion gehen! Selbst das Meer machte mir keinen Spaß. Doch als ich einmal zu Natascha hinübersah und ihren traurigen Blick auffing, ging mir die Komik der Situation auf. Es gab hier nicht nur eine Idiotin, es gab zwei. Das Mädchen, das sich nach diesem Jungen verzehrte und in ihren Fantasien kaum so weit ging, ihn zu küssen, und ich, die ich nachts Sachen getrieben hatte, die selbst den Pornofilmen auf dem Markt im Moskauer Gorbuschka, wo man die schärfsten Raubkopien bekam, alle Ehre machten. Mit einem Wort-, Die Extreme trafen sich.
    »Vermisst du ihn?«, fragte ich kaum hörbar. Einen kurzen Augenblick schien Natascha sich zu zieren und sah mich gequält an...
    »Hm...«, seufzte sie dann plötzlich. »Sie auch?«
    Schweigend nickte ich. Das Mädchen zögerte kurz.
    »Waren Sie die ganze Nacht bei ihm?«, fragte es dann.
    Lügen wollte ich nicht, vor allem da niemand in unserer Nähe war.
    »Hast du mich beobachtet«, fragte ich zurück.
    »Ich hatte heute Nacht Angst«, sagte das Mädchen leise. »Ich bin aufgewacht, denn ich habe etwas Fürchterliches geträumt... und bin dann zu Ihnen gegangen, aber Sie waren nicht in Ihrem Zimmer.«
    »Die ganze Nacht«, gestand ich. »Er gefällt mir sehr, Nataschka.«
    »Haben Sie Liebe gemacht?«, fragte das Mädchen in sachlichem Ton.
    Ich drohte ihr mit dem Finger. »Natascha!«
    Das brachte sie überhaupt nicht in Verlegenheit. Im Gegenteil: Sie senkte die Stimme, um mir etwas mitzuteilen - als sei ich eine Busenfreundin von ihr. »Mit meinem passiert überhaupt nichts. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm ganz bestimmt die Augen auskratze, wenn er es wagt, mich zu küssen. Darauf sagt er zu mir: Das würde ich doch nie im Leben machen! Warum sind Jungen bloß so dumm?«
    »Er wird dich bestimmt küssen«, versprach ich ihr. Und fügte insgeheim dazu: Dafür werde ich schon sorgen.
    In der Tat, was wäre einfacher als das? Morgen würde ich meine Fähigkeiten zurückgewonnen haben, und der rothaarige sommersprossige Junge würde Natascha nachlaufen und sie mit ehrlichen verliebten Augen ansehen. Warum sollte ich meiner tüchtigsten kleinen Spenderin nicht eine Freude bereiten?
    »Und was hast du geträumt?«, fragte ich.
    »Mist«, antwortete das Mädchen einsilbig. »Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, ehrlich. Aber irgendwas Fieses!«
    »Von deinem kleinen Bruder?«, wollte ich wissen.
    Natascha runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht mehr ...«, antwortete sie nach einer Weile. »Woher wissen Sie denn, dass ich einen kleinen Bruder habe?«
    Ich lächelte geheimnisvoll und streckte mich im Sand aus. Alles war in Ordnung. Den Traum hatte ich bis zur Neige ausgetrunken. Gegen Abend hielt ich es nicht mehr aus.
    Ich wusste einfach - ich kann nicht mehr. Ich suchte Galina und fragte sie, ob sie ein paar Stunden auf meine Mädchen aufpassen würde.
    Sie bedachte

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