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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Unwillkürlich wölbte ich mich seinem Körper entgegen, spürte mit meinen Schenkeln seine Erregung, schlang die Beine um ihn - und erst da drang er in mich ein.
    Wie sehr ich ihn begehrte ...
    Das ließ sich mit nichts vergleichen. Nicht mit dem Sex mit Sebulon, für den er stets seine Dämonengestalt annahm. Bei Sebulon verspürte ich eine wilde, schmerzhafte Befriedigung, die aber immer das Gefühl der Demütigung barg. Einer süßen und erregenden zwar, aber dennoch einer Demütigung. Und nicht mit dem Sex mit normalen Menschen, egal, ob es sich bei ihnen um unerfahrene und von Kraft strotzende Jünglinge, muskulöse Männer oder gestandene, in die Jahre gekommene Casanovas handelte. All sie hatte ich schon ausprobiert. All das kannte ich, und mit jedem Mann vermochte ich einen interessanten Abend zu verbringen.
    Aber das hier war etwas völlig Neues.
    Als ob wir wirklich eins wurden, als ob meine Wünsche sich ihm augenblicklich mitteilten und umgekehrt. Ich spürte das Zittern seines Fleischs in meinen Körper, wusste, dass er in jeder Sekunde kommen konnte, diesen Moment aber hinauszog und genau wie ich an der Grenze zur Erlösung entlangbalancierte, in der quälenden, süßen Pein...
    Er schien mich seit Jahren zu kennen und mich wie ein offenes Buch zu lesen. Seine Hände reagierten auf die Wünsche meines Körpers, noch ehe ich sie selbst verspürte, seine Finger wussten, wo sie zärtlich sein mussten und wo grob, seine Lippen erkundeten mein Gesicht, ohne einen Augenblick innezuhalten, seine Stöße wurden immer kräftiger, und ich flog ihm auf einer uns in den nächtlichen Himmel tragenden Schaukel hinterher, flüsterte etwas, ohne die Worte zu verstehen...
    Dann erstarrte die Welt, ich stöhnte auf, klammerte mich an seine Schultern, kratzte ihn, folgte seinen Bewegungen, wollte ihn nicht aus mir herauslassen. Die Wonne war kurz, als sei ein Blitz eingeschlagen, und genauso blendend klar. Aber er hielt nicht inne - und abermals wurde ich auf einer süßen Welle emporgetragen, balancierte - um in jenem Moment, als er die Augen aufriss und sein Körper sich bis aufs Äußerste anspannte, erneut zu kommen. Diesmal anders, der Höhepunkt war nicht so heftig, aber lang, pulsierend, gleichsam im Takt seines Samens, der in meinen Körper spritzte.
    Selbst stöhnen konnte ich nicht mehr. Wir lagen nebeneinander, ich auf dem Handtuch, Igor im Sand, berührten einander, zärtlich, als lebten unsere Hände ihr eigenes Leben, ich te meine Wange an seine Brust, nahm den salzigen Geruch des Meeres und den herben Duft des Schweißes wahr, sein Körper bebte unter meiner Hand. Ich bemerkte gar nicht, wie ich anfing, ihn zu küssen, dabei immer tiefer und tiefer glitt, mein Gesicht in dem krausen Haar vergrub, ihn mit den Lippen liebkoste, mit der Zunge, abermals die in ihm aufsteigende Erregung spürte. Bewegungslos lag Igor da, nur seine Hände berührten meine Schultern, und genauso musste es sein, anders ging es nicht, denn ich wollte ihm Befriedigung verschaffen. Und als er erneut kam und leise stöhnte, nicht mehr imstande war, sich zu beherrschen, verspürte ich ein derartiges Glück, als hätte er mich verwöhnt.
    Alles war so, wie es sein musste.
    Alles war so, wie es nie zuvor gewesen war.
    Keine Orgie - selbst die ausgelassenste nicht - hatte mir je eine derartige Befriedigung gegeben. Weder beim Geschlechtsverkehr mit einem Mann noch bei dem mit zweien oder dreien habe ich ein solches Glück empfunden, eine solche Entgrenzung, eine solche ... eine solche ... Sättigung? Ja, vermutlich war es genau das: Sättigung. Niemand sonst war jetzt noch nötig.
    »Ich liebe dich«, flüsterte ich. »Igor... ich liebe dich.«
    Er hätte jetzt antworten können, er liebe mich auch - um damit alles zu verderben. Oder fast alles. Aber er sagte bloß: »Ich weiß.«
    Als Igor aufstand und etwas unter den auf dem Sand verstreuten Kleidern hervorholte, traute ich zunächst meinen Augen nicht.
    Eine Flasche und ein Glas. Ein Kristallglas. Eins.
    »Du bist ein Zauberer«, meinte ich.
    Igor lächelte, der Korken flog knallend in die Luft, der schäumende Sekt ergoss sich ins Glas. Ich trank einen Schluck. Trocken. Und kalt.
    »Ein guter oder ein böser?«, fragte er.
    »Ein böser!« Ich hielt ihm das Glas hin. »Einen solchen Schatz zu verstecken!«
    Igor lächelte und trank Sekt.
    »Weißt du, und ich könnte noch mal...«, sagte er nach einer Weile nachdenklich.
    Er zuckte zusammen, verstummte und richtete sich abrupt auf.

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