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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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süffisant. »Freu dich doch! Hast einen Wilderer gefangen! Aber hast du dir das Opfer schon mal näher angesehen? Wer hat das Mädchen deiner Meinung nach wohl getötet?«
    Andrjucha brachte kein Wort hervor und schielte zu dem toten Mädchen hinüber. Offenbar begriff er allmählich etwas.
    »Ein Va-Vampir...«, murmelte er.
    »Und was bin ich?«
    »Du bist ein M-magier ...« In seiner Verwirrung fing Andrjucha sogar an zu stottern.
    Ich wandte mich der Frau zu, denn ich hatte den Eindruck, es sei am besten, mit ihr zu reden. »Als ich angekommen bin, war schon alles vorbei. Den Vampir habe ich noch gesehen, aber jenseits des Durchgangs, er ist in den Hof geflüchtet. Das Mädchen war schon tot, er hatte alle Energie aus ihr herausgeholt, aber an ihrem Blut nur genippt. Ich bin ein Tourist und erst vor ein paar Stunden mit dem Zug angekommen. Ich wohne im Kosmos.« Außerdem konnte ich mir eine weitere Bemerkung nicht verkneifen. »Es wildern doch nicht zum ersten Mal Vampire in diesem Tordurchgang, oder?«
    Jetzt sah ich nämlich auch die Spuren eines früheren Vorfalls hier, direkt auf dem Asphalt und den Mauern. Jetzt, als ich mit einem Satz mehrere Stufen hinaufgesprungen war.
    »Nur dass ihr beim letzten Mal mehr Glück hattet, ihr Lichten ... Aber, nebenbei bemerkt, die Spuren habt ihr miserabel beseitigt, sie sind bis heute zu erkennen.«
    »Glaub ja nicht, dass wir dir besonders dankbar sind«, brachte die Frau düster hervor. »Und noch etwas: Ich will deine Registrierung trotzdem sehen.«
    »Bitte sehr.« Gehorsam zeigte ich die Siegel. »Ich hoffe, ich werde nicht mehr gebraucht? Ich würde es nie wagen, euren einmaligen Detektiven bei der Suche nach einem Wilderer in die Quere zu kommen.«
    »Wir melden uns morgen bei dir«, teilte mir die Frau eisig mit. »Falls wir dich brauchen.«
    »Ich habe nichts dagegen!«, meinte ich lakonisch. Und trat, indem ich einen der Wächter beiseite schob, wieder zum Prospekt hinaus.
    Die Maske eines gewöhnlichen Dunklen warf ich nach hundert Schritt ab.

Zwei
    In den nächsten zwei Tagen und zwei Nächten passierte, nichts, was irgendwie interessant gewesen wäre. Ich streifte durch Moskau, machte überraschende Einkäufe und übte mich in meinen neuen Fähigkeiten, achtete dabei jedoch darauf, damit nicht übermäßig aufzufallen. Ich stellte mein Handy an, obwohl ich absolut nicht wusste, wozu: Es gab nirgendwo jemanden, den ich hätte anrufen können. Ich kaufte mir einen MD-Player und verbrachte zwei Stunden damit, aus einem Katalog alte und neue Lieder zusammenzustellen, die in meinem widerspenstigen Gedächtnis etwas ansprachen. Ich gewöhnte mich an das neue Moskau, das unter dem funkelnden Geflitter festtäglichen Neons jedoch immer noch schmutzig und heruntergekommen war. Im Hotel grüßte mich das Zimmermädchen, und für das Recht, mich zu bedienen, stand man offenbar bereits an - ich führte weiter das Leben eines Menschen, der Banknoten unter hundert Rubel nicht kannte. Komischerweise nahm ich das Wechselgeld in Geschäften aber stets sorgsam an mich. Selbst die kleinen vernickelten Münzen, die höchstens als Souvenir für Ausländer etwas taugen...
    Andere begegneten mir in diesen zwei Tagen nur dreimal: einmal in der Metro, absolut zufällig. Ein andermal stieß ich nachts auf eine betrunkene Hexe, die vergeblich versuchte, zu einem Balkon im zweiten Stock hinaufzufliegen, weil sie die Schlüssel von der Haustür und der Wohnung verloren und einfach nicht mehr genug Kräfte hatte, um durchs Zwielicht zu gehen. Der Hexe half ich. Außerdem hielt mich noch an einem der beiden Tage ein ziemlich starker Lichter Magier für einen nicht initiierten Anderen. Sogar an seinen Nachnamen erinnere ich mich: Gorodezki. Er war übrigens aus dem gleichen Grund in dem Geschäft wie ich, nämlich um sich eine MD für seinen Player aufnehmen zu lassen. Als er die offiziellen Siegel sah, wunderte sich der Magier und ließ mich sofort in Ruhe. Er wollte sogar schon gehen, denn offenbar widerte ich ihn an, doch genau in dem Moment war meine gebrannte Scheibe fertig, und ich verließ selbst den Laden.
    Eine Zeit lang grübelte ich: Warum hasste er die Dunklen so?
    Freilich, uns hassen ja alle Lichten. Nun ja, fast alle. Und um keinen Preis wollen sie, die Lichten, glauben, dass sie uns völlig gleichgültig sind - solange sie sich uns nicht in den Weg stellen. Was sie aber tun, und zwar häufig. Umgekehrt tun wir das allerdings auch.
    Von der Nachtwache belangte mich

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