2:0 für Oma
daher.
„Oma“, rief er, „wo sind meine Schnürsenkel? Ich habe keine Schnürsenkel mehr in den Schuhen! — Hast du meine Schnürsenkel?“ fragte er Peter, der gerade mit der Schulmappe auf dem Rücken zur Tür hinausgehen wollte.
„Du spinnst wohl, ich brauche ja gar keine“, brummte Peter, der am liebsten Gummistiefel trug.
„Vielleicht hat Mutter die Schnürsenkel herausgenommen, weil sie mal wieder zerrissen und geknotet waren“, meinte Oma. Aber als die Mutter vom Hühnerfüttern hereinkam, schüttelte sie den Kopf.
„Zieh andere Schuhe an“, meinte sie.
Jan hüpfte auf Socken zum Schuhschrank und fischte sich ein paar braune Halbschuhe heraus. Aber auch hier fehlten die Senkel. Mit einem Wutschrei sprang er in die Küche. „An all meinen Schuhen sind die Schnürsenkel fort, selbst an den Sonntagsschuhen. Was war denn das für ein Witzbold?“
Oma zuckte mit den Schultern: „Dann nimm die Sandalen!“
In letzter Minute, das Frühstücksbrötchen erst halb aufgegessen in der Hand, stieg Jan auf sein Fahrrad, um zur Schule zu radeln.
Brigitte mußte heute eine Stunde später zum Unterricht. Wie immer kam sie pünktlich. Als sie die Hausschuhe auszog, um in die Straßenschuhe zu schlüpfen, stutzte sie.
„Oma, ich habe keine Schnürsenkel in den Schuhen. Die waren aber doch ganz neu. Wo sind sie?“
Oma, die sich gerade ein Brötchen mit Honig strich, hielt ein, runzelte die Stirn und blickte nachdenklich in ihren Kaffee. „Es hat keinen Zweck, nach den Sonntagsschuhen zu suchen“, meinte sie schließlich, „die werden auch keine Schnürsenkel haben. Zieh die Sandalen an.“
„Und wenn es regnet, dann krieg ich nasse Füße!“ maulte Brigitte.
Als auch Brigitte das Haus verlassen hatte, ging Oma an den Schuhschrank und schaute nach. Tatsächlich fehlten an sämtlichen Schuhen der Familie, bis auf die von Vater Pieselang, die Senkel. Oma schüttelte verwundert den Kopf. Sie ging in Jans und Peters Zimmer und sah sich um. Da war kein Schnürsenkel zu entdecken, ebenfalls nicht in Brigittes Zimmer.
Schließlich stieg Oma die Treppe hinauf, wo Rolfs Kämmerchen war. Rolf schlief sonst um diese Zeit noch. Leise öffnete sie die Tür. Der Junge saß in seinem karierten Schlafanzug auf dem Bett, hatte auf den Knien eine Schüssel und in der Hand eine Gabel, mit der er sich abmühte, die in der Schüssel befindlichen Schnürsenkel zu Paketchen zu drehen.
„Was machst du denn da?“ fragte Oma verwundert.
Rolf, der so versunken gewesen war, daß er sie nicht gehört hatte, zuckte zusammen. Er sah sie unsicher an. „Ich versuche, Spaghetti zu essen.“
Oma schüttelte den Kopf. „Mit Schnürsenkeln wirst du das kaum lernen.“ Sie setzte sich auf den Bettrand und dachte eine Weile nach. Schließlich sagte sie: „Ich habe eine Idee — wir lassen dir Nachhilfeunterricht geben!“
Rolf machte große Augen. Er wußte, daß Jan Nachhilfeunterricht in Mathematik hatte. Nun ja, warum sollte er nicht Nachhilfeunterricht im Spaghettiessen bekommen?“
Nach dem Frühstück ging Oma mit Rolf einkaufen. Sie machten dabei einen Umweg zu Volpones Baracke. Die Nonna hörte sich verständnisvoll an, was Oma und Rolf ihr vortrugen. „Ma si, gerne, machen wir!“ meinte sie schließlich.
Zweimal in der Woche aß Rolf jetzt zur „Nachhilfe“ bei den Volpones Spaghetti. Schließlich konnte er es besser als alle seine Geschwister. Er konnte mit seiner kleinen Hand in Windeseile zierliche Nudelpaketchen zusammenwirbeln und sie fein säuberlich und ohne sie von der Gabel fallen zu lassen in den Mund stecken. Er konnte einen großen Teller davon in solcher Schnelligkeit vertilgen, daß die Geschwister ganz neidisch waren.
„Jetzt bin ich auch ein echter Spaghettifresser“, sagte er stolz zu Oma.
Freundschaften
Die Familie saß am sonntäglichen Frühstückstisch. „Rolf, gib mir bitte das Salz herüber“, bat der Vater.
„Si, soforto “, anwortete Rolf.
Der Vater blickte erstaunt auf, aß dann aber schweigend weiter sein Ei.
„Kommst du nachher mit auf den Sportplatz zum Fußballspielen?“ fragte Jan Peter.
„Ach prego , nehmt mir auch mitto !“ piepste Rolf.
„Was ist denn in den Jungen gefahren, wie spricht er denn?“ wandte sich Vater Pieselang, der als Lehrer Wert darauf legte, daß die Kinder ein gutes Deutsch sprachen, irritiert an Oma, die bekannt dafür war, daß sie immer alles wußte, was die Kinder betraf.
„Ich glaube, er spricht italienisch“, meinte Oma. Rolf
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