2012 - Schatten der Verdammnis
einer Wasserstoffbombe mit einer Sprengkraft von dreißig Megatonnen
TNT zu erzielen, würde eine Fusionsbombe ausreichen, die nur einen Bruchteil ihres Gewichts hat. Konkret wäre eine Fusionsbombe fünfzehntausendmal stärker als eine gleich große Wasserstoffbombe. Wenn man einen zweihunderttausend Quadratkilometer gro-βen Landstrich in die Luft jagen will, ist reine Kernfusion das Mittel der Wahl.«
Mein Gott... Trotz der kühlen Temperatur im Flugzeug spürt Caroline Becker, wie ihr der Schweiß ausbricht. »Und Sie glauben, dass irgendein anderes Land es geschafft hat, so eine Waffe zu entwickeln?«
Martinez und Taber schauen sich an.
»Was ist denn? So reden Sie doch!«
Taber kneift sich in den Nasenrücken. »Die Möglichkeit, eine reine Fusionswaffe zu entwickeln, ist offiziell noch nicht bewiesen, Ms. Becker, aber die Vereinigten Staaten und Frankreich arbeiten seit mehr als zehn Jahren daran.«
Martinez blickt Becker direkt in die Augen. »Wie schon gesagt, besonders überraschend ist das Ganze nicht. Wir protestieren nun schon seit Jahren, weil wir ethische und rechtliche Bedenken gegen diese Versuche haben. Sie sind ein direkter Verstoß gegen das Abkommen zur Unterbindung sämtlicher Atomtests.«
»Moment mal, Marty«, wendet Taber ein. »Du weißt doch genauso gut wie ich, dass in dem Abkommen keine Rede von reiner Fusion ist.«
»Weshalb denn nicht?«, fragt Becker.
»Das ist eine Lücke im Vertrag, um die sich niemand gekümmert hat, vor allem, weil kein Land je offiziell die Absicht bekannt gegeben hat, eine reine Fusionswaffe zu bauen.«
»Glauben Sie, die Franzosen haben die Technologie entdeckt und dann den Australiern verkauft?«
»Wir sind keine Politiker, Exzellenz«, erklärt Taber. »Und außerdem, wer sagt denn, dass es die Franzosen
waren? Genauso gut können es auch Russland oder die gute alte USA gewesen sein.«
Martinez nickt. »Die Vereinigten Staaten waren am nächsten dran. Wie auch immer - wenn man die Waffe in Australien testet, führt man alle hinters Licht.«
Die Botschafterin schüttelt den Kopf. »Mein Gott, da bin ich ja in ein richtiges Wespennest geraten. Die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates haben jeder eine Abordnung geschickt. Bestimmt werden alle mit dem Finger aufeinander zeigen.«
Martinez lässt den Kopf zurücksinken und schließt die Augen. »Offenbar haben Sie noch nicht ganz begriffen, Ms. Becker, was all dies bedeutet. Mit einer reinen Fusionsbombe ist der Weltuntergang kein Märchen mehr. Kein Land, auch nicht die Vereinigten Staaten, hätte je irgendwelche Experimente in dieser Richtung durchführen dürfen. Es ist ganz egal, welches Land das Ding zuerst entwickelt hat, es kann uns alle vernichten.«
Becker wird flau im Magen, als die Dassault aufsetzt. Der Jet rollt über die Landebahn zu einem wartenden Sikorsky S-70B Seahawk.
Ein groß gewachsener Mann in einem schwarzen Neoprenanzug begrüßt sie auf dem Rollfeld. Er geht auf Becker zu und bietet ihr die Hand. »Exzellenz, ich bin Karl Brandt, Geologe beim australischen Innenministerium. Entschuldigen Sie meinen Aufzug, aber die Bleianzüge, die wir tragen werden, sind ziemlich eng. Ich nehme an, die beiden Herren sind vom Institut für Energie- und Umweltforschung?«
Taber und Martinez stellen sich vor.
»Schön. Hören Sie, ich will nicht drängen, aber die Nullarbor Plain beziehungsweise das, was von ihr übrig ist, ist gute zwei Stunden entfernt, und ich würde gern noch bei Tageslicht ankommen.«
»Wo sind die anderen Mitglieder unserer Delegation?«
»Die warten schon im Helikopter.«
Golf von Mexiko
Mick kniet vor der Stahltür der zweieinhalb mal drei Meter großen Zelle und kämpft gegen den Schlaf an, während er mit der Büroklammer im Schlüsselloch stochert. »Verdammt!« Er sinkt an die Wand zurück und starrt auf das abgebrochene Ende des Drähtchens, das nun im Loch steckt.
Das bringt nichts, ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Ich muss mich schlafen legen und ein wenig Kraft schöpfen. Er schließt die Augen und reißt sie dann wieder auf. Nein! Ich muss wach bleiben, muss hier raus. Bald ist Borgia hier und dann...
»Gabriel?«
Die Stimme lässt ihn zusammenfahren.
»Mick Gabriel, sind Sie da drin?«
»Teperman?«
Ein Schlüssel klirrt im Schloss. Die Tür wird aufgestoßen.
Teperman kommt herein und lässt die Tür offen stehen. »Da sind Sie ja. War gar nicht einfach, Sie zu finden. Das ist ein Riesenpott.« Er reicht Mick das in Leder
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