Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
Vom Netzwerk:
ist es noch schlimmer … Hölle, Hölle, Hölle. Na, wir hätten uns einiges zu erzählen.
    Tja, so viel zu Tony. Armes Schwein. Er war achtundzwanzig Jahre alt geworden und hatte nie auch nur eine Chance gehabt. Ich war von dem Burschen zwar nicht begeistert gewesen, aber jetzt kamen mir seinetwegen fast die Tränen. Was hatte er sich dabei gedacht? Hatte er unter Depressionen gelitten, die ihm die Willenskraft raubten, ohne dass ich es bemerkt hatte? War er unheilbar krank? Oder hatten sie ihm eine neuartige, ultraspezifische Droge verabreicht, die seinen natürlichen Todeswunsch verstärkte und ihn gerade so sehr bei Verstand ließ, dass er imstande war, seine Entscheidung zu verteidigen – am besten in einem Video, das sie mir vorspielen konnten? Oder hatten sie ihn im Laufe der Jahre einer Gehirnwäsche unterzogen? Er war seit fast einem Jahrzehnt bei der Firma. Himmel, gegenüber diesen Warren-Typen nahm sich die Carlyle Group aus wie Oxfam. Wenn es sein muss, knipsen die dich innerhalb einer Sekunde aus. Mistkerle.
    Und wieso gerade er? Wäre jemand, den ich nie kennengelernt hatte, nicht viel besser geeignet gewesen?
    Na ja, vielleicht war das einfach nicht möglich gewesen. Sie konnten nicht alles vorhersehen; sie reagierten auf die Ereignisse, sobald sie eintraten. Vielleicht hatten sie die Entscheidung erst vor ein paar Tagen gefällt. Und sie brauchten ein Gehirn, das bereits bewiesen hatte, dass es auf jene Weise clever war, mit der man zu einem Ass beim Opferspiel werden konnte. Tony war zwar längst nicht so gut gewesen wie ich, aber er hatte sich auf dem richtigen Weg befunden. Infolgedessen hatte es neben Sic gar nicht allzu viele Kandidaten gegeben. Und natürlich hatten sie Sic schon jahrelang auf seine Rolle als Spieler vorbereitet.
    »Meine Fresse«, sagte ich. »Ihr … habt … gerade … Tony … ermordet.«
    »Er hat sich freiwillig gemeldet«, erwiderte Marena.
    »Was denn? Wie so ein Selbstmordattentäter? «
    »Könnte man so sagen, aber ich werde es nicht mit dir ausdiskutieren.«
    »Und du hast gedacht, mir wäre das egal?«
    »Nein, aber ich würde sagen … na ja, die meisten von uns sind schon ein bisschen überrascht, dass du so empört reagierst. Schau,Tony Sic hat ein Geschäft gemacht, und in gewisser Weise hat das gar nicht so viel mit dir zu tun. Er hatte es auf ein Himmelfahrtskommando abgesehen.«
    »Du meinst, er dachte, er geht nach Mayaland und kann nicht mehr zurückkommen.«
    »Er hatte gehofft, dass er gehen würde. Aber als du an seiner Stelle gegangen bist, hat er es akzeptiert. Da hatte er das Geschäft schon gemacht. Er kann es dir selbst sagen. Er hat eine Videobotschaft an dich aufgenommen.«
    Ha. Ich hatte es gewusst! Ich antwortete nicht. Niemand sonst sagte etwas.
    »Ich will mein Gesicht sehen«, sagte ich.
    Marena holte ein Netphone heraus, schaltete es auf Spiegelfunktion und reichte es mir. Es kam mir vor, als würde ich eine Zehnzentimeterplatte aus Polonium-210 anheben, aber ich brachte das Gerät in Stellung, und es »spiegelte« mein Gesicht. Sics Gesicht.
    Es sah auf rustikale Weise gut aus, nur störte der kahlgeschorene Kopf mit den weißen Pestflecken, wo ungefähr zweihundert Elektroden mit Silikon aufgeklebt waren. Ich sah Tony Sic nicht zum ersten Mal, aber sobald man ein Gesicht im Spiegel sieht, betrachtet man es ganz anders. Damit meine ich nicht, weil es spiegelverkehrt ist – die Spiegelfunktion des Netphones kehrt das Bild standardmäßig um, als wäre es wirklich ein Spiegel –, sondern weil man weiß, dass das eigene Bewusstsein da drin sitzt, und dank der Mikroreaktionen seines Spiegelbilds glaubt man, es beinahe sehen zu können. Ich bin da drin, dachte ich. Ich bin da drin. Das da drin bin ich.
    »O Gott«, fing ich an. »Ogottogott.« Ich glaube, ich habe es noch ein paar Mal mehr gesagt. Am Ende platzte ich heraus: »Ich kann nicht fassen, dass du das gemacht hast, ich fass es einfach nicht, das kann doch nicht sein …«
    »Jed, hör zu« , sagte Marena. Sie zog ihre Maske herunter – oder muss man da »lüften« sagen? Sie lüftete ihre Maske. Tatsächlich, es war Marena, ein bisschen zerknitterter und stärker von Sorgen gezeichnet, als sie mir vor Augen gestanden hatte, während ich »weg« war, aber wen wunderte das. »Hör zu! Wolltest du wirklich, dass derandere Jed getötet wird? Wäre dir das lieber gewesen? Wärst du damit glücklicher?«
    »Nein, ich bin froh, dass es ihn noch gibt, aber trotzdem …«
    »Es wäre

Weitere Kostenlose Bücher