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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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per FedEx zu einem anderen Zeta-Kontakt im belizischen Ladyville schickten.
    Von Orlando nach Belmopan zu kommen verbrauchte fünf Sonnen. Als ich dort untertauchte, eine Jornada vom Stake entfernt, war ich mit dem Englischen und dem Spanischen vertraut genug, um mit den Rundköpfen reden zu können, ohne dass Jed-in-mir dolmetschenmusste – als er mein Gast gewesen war, hatte er mir gegenüber einen großen Vorteil besessen, weil er bereits einen degenerierten Dialekt des Ch’olan sprach –, und ich rempelte nicht einmal mehr die Menschen an, die mir auf dem Gehweg entgegenkamen. Ich hatte immer versucht, sie auf der sonnenwärtigen Seite zu passieren, was sie die »britische Seite« nannten. Doch die Leute hier machten alles entgegengesetzt, »im Uhrzeigersinn« nannten sie es. Auch an andere Dinge konnte man sich nur schwer gewöhnen. Autofürze zum Beispiel, oder Abgase, wie es hier genannt wurde, waren für mich unerträglich, obwohl ich in Tälern des Todes geschlafen hatte, die vom Gestank brennender Leichen erfüllt waren. Abgase drangen in alles ein, ins Wasser und ins Essen. Andererseits gab es auch tolle Dinge. Ich war von dem Wal-Mart in Monterrey so begeistert, dass ich Stunden damit vergeudete, ihn einfach nur zu durchstreifen. Zuerst war es die Menge und die Vielfalt der Waren, die mich in ihren Bann schlug, dann die Waren selbst, rollenweise Türkisfolie und Matten aus Fell, das von riesigen blauen Hirschen stammte, die auf der Rückseite der Welt lebten, an einem Ort, den Jeds Bewusstsein »China« nannte, dazu Fernseher und Buntglasvasen und alles Mögliche. Aber das Eigenartigste für mich war, dass dieselben komplizierten Gegenstände völlig makellos und identisch immer und immer wieder erschaffen werden konnten, als wären sie wie einer der Dämonen, die früher in den Hügeln lebten und die gleichzeitig an mehreren Orten sein konnten. Metall flößte mir Unbehagen ein; deshalb besorgte ich mir einen kompletten Satz aus 34 weißen Keramikmessern von Ming Tsai. Dann stieß ich auf die höherwertigen Einkaufszentren, und eine Zeit lang konnte ich mich nicht zügeln, alle mögliche rot gestreifte Kleidung von Versace und Richard James zu kaufen, bis mir klar wurde, dass ich damit zu sehr auffiel. Also zwang ich mich, mich einzufügen, mich für die Jagd zu kleiden. Zum Ausgleich holte ich mir meine Tätowierungen zurück, damit ich wenigstens einige meiner alten Macht-Hieroglyphen unter den Kleidern tragen konnte, auf meiner Haut. Dem Tätowierer gefielen einige davon so gut, dass er sie behalten wollte, doch ich erklärte ihm, dass sie geheim seien, und wenn er sie weitergäbe, müsse ich wiederkommen und ihn verspeisen. Ich ließ mir mein Haarwieder verlängern. Mein Motelzimmer füllte sich mit Schmuck und exotischen Zierwaffen und Sportgeräten und kleinen Wundern von Sharper Image und Lifestyle Innovations. Am Ende begriff ich, dass alles, was ich für am wertvollsten hielt – Türkis, Jade, Bernstein, Elfenbein, Pechkohle, Pyrit –, nun dank der neuen Alchimie die billigsten aller Substanzen waren. Farbe, Material und Fundort besaßen allesamt keinen Wert mehr. Dadurch waren die Menschen zu Feiglingen geworden, die nur noch halb lebten.
    Ich kaufte mir ein klappbares Zauberbuch und setzte Jeds verblassende Erinnerungen daran, sich wieder in die Warren-Datenbanken zu hacken, doch ich erhielt nur wenig neue Informationen. Jed-in-mir war beinahe ganz fort. Und ich besaß kein Tzam lic, das mir beim Knacken von Passwörtern geholfen hätte. Am Ende gab ich auf. Um solche Dinge wird sich diese Marena kümmern, sagte ich mir. Und wenn ich ihr vorher die Füße verbrühen muss.
    Stattdessen konzentrierte ich mich ganz darauf, mich einzufügen. Am schwierigsten fand ich es, mich an das Essen zu gewöhnen. Die meisten Speisen, die ich mochte, waren leicht zu finden: Truthahn, Erdnüsse, Chilis, Tortillas, Tequila – doch sie waren heute alle ganz anders, sehr einheitlich, ohne Seele. Mais war gigantisch und süß, aber es gab nur eine Sorte in der Ähre. Man konnte die heiligen blauen Körner bekommen – jeder konnte sie bekommen! –, aber nur in Form von Scherben zerbrochener Tortillas. Man bekam Kalbfleisch, verschiedene Fischsorten und Meeresfrüchte, aber Hund, Fledermaus, Heuschrecken, Axolotl und natürlich Mensch waren so gut wie nicht zu bekommen. Als ich einen streunenden Hund fing und briet, schmeckte sein Fleisch nach Wild und war voller innerer Geschwüre. Schoßhunde waren

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