2024 - Intrigen in Mirkandol
wollten nicht vom aufstrebenden Kristallimperium vereinnahmt werden und bildeten einen eigenen Interessenverband.
Der Zulauf war beträchtlich, und irgendwann mußte Arkon darauf reagieren.
Fast ein Jahrzehnt lang hatte Bostich Verträge mit anderen Völkern geschlossen und sie wirtschaftlich und politisch auf seine Seite gezogen. Beim Bund Ark´Tussan biß er auf Granit.
Und schlug zurück in dem Gedanken, daß die meisten Politiker und Diplomaten in seinem Einflußbereich aus Angst vor Repressalien schwiegen.
Bostich hatte die galaktischen Völker zum Narren gehalten. Jetzt zeigte er sein wahres Gesicht.
Tiff drängte sich der Gedanke förmlich auf, daß Bostich und seine Hofschranzen nichts aus der Geschichte gelernt hatten. Zumindest nicht aus der anderer Völker.
Der Untergang des ersten großen Arkon-Imperiums lag bekanntlich nicht in der Expansion begründet, sondern in der Dekadenz und Degeneration der alten Arkoniden. Und es hatte sich um einen über Jahrtausende andauernden Prozeß gehandelt. „Ein Anruf von Warno Lenenbri für dich, Tiff", meldete der Servo. „Nimmst du ihn entgegen?"
Der Terraner erhob sich. „Ja", sagte er.
Mitten im Büro entstand ein Hologramm. Es zeigte den Eysaler in der Totalen, umgeben von Möbeln und einem halben Dutzend Kampfrobotern. „Ich versichere dir, daß ich mit dem Handeln des Imperators nicht einverstanden bin", sagte der Botschafter an Stelle einer Begrüßung. „Eysal wird alles unternehmen, um die Folgen so gut wie möglich zu lindern."
„In eurem eigenen Interesse natürlich. Das verstehe ich sehr gut. Ihr möchtet es euch mit Bostich nicht verscherzen und euch gleichzeitig bei den besiegten Völkern lieb Kind machen."
Eysal saß seit zwei Jahren zwischen den Stühlen. Nach dem friedlichen Regierungswechsel halte das kleine Sternenreich tatsächlich einen radikalen Kurswechsel erlebt. Der neue Mann an der Spitze hieß Trovandas und galt als Gegner der arkonidischen Machtpolitik.
Gerüchte besagten, daß Warno Lenenbri maßgeblich zum Sturz des alten Staatspräsidenten beigetragen hatte. Mittlerweile gab es angeblich einen erneuten Kurswechsel auf Eysal. „Du verstehst mich gut", bestätigte Lenenbri. „Ich danke dir."
„Was hast du in den folgenden Tagen vor?"
„Du wirst in Zukunft vollständig auf mich verzichten müssen. Die Regierung ruft mich auf Wunsch wichtiger Senatoren zurück. Leb wohl!"
„Leb wohl!"
Das Hologramm erlosch. Julian Tifflor ließ die Schultern sinken. „Er hat in all den Jahren versucht, sich ein möglichst hohes Maß an Würde zu bewahren", sagte er zu Daghiera. „Leicht war es nicht für ihn, den Balanceakt zwischen den eysalischen und den arkonidischen Interessen durchzuhalten. Daß er jetzt nicht mehr will, kann ich gut verstehen.
Seinem Nachfolger wünsche ich dasselbe Durchhaltevermögen, das er besessen hat."
Der Syntron meldete einen Gast. Die traversanische Botschaft schickte ihren Kurier. Tiff konnte sich denken, worum es ging. „Laß ihn eintreten!" sagte er zum Servo.
Es dauerte mehrere Minuten, bis der Mann das Bungalow-Areal durchquert hatte und Tiffs Büro betrat.
Der Terraner kannte Manklux seit viereinhalb Jahren. Der Traversaner mit seinem dicken Knie, dem leicht verkrümmten Körper und dem dadurch bedingten schiefen Gang zählte zu den notorischen Fußgängern in Mirkandol. „Die Hälfte der Buntvögel ist bereits abgesprungen", berichtete der Kurier. „Die anderen zögern noch. Auf keinen Fall können wir in Zukunft mit offener Unterstützung rechnen."
„Eine solmothische Delegation ist unterwegs nach Arkon", wußte Tiff zu berichten. „Diese Wesen nehmen offenherzig Stellung und werden versuchen, den Arkoniden ins Gewissen zu reden. Wir sollten uns an den Solmothen ein Beispiel nehmen."
„Du glaubst an einen Erfolg?"
„Nein."
Ihre Möglichkeiten in Mirkandol waren zu beschränkt. Das Galaktikum verfügte über keine klare Exekutive, ihm waren in solchen Fällen die Hände gebunden; immer noch gab es keine brauchbaren Strukturen. Und eine Mehrheit, um gezielt gegen Arkon vorzugehen, bekamen die „Buntvögel" nie zusammen.
Tiff hätte eine simple Resolution gereicht, die Arkons Vorgehen verurteilte und eine Handhabe lieferte, Bostich galaxisweit als Aggressor darzustellen. Spätestens nach dem Auszug einiger hundert Galaktischer Räte aus dem Gremium hätte sich das Kristallimperium etwas einfallen lassen müssen. Das Risiko einer Abwanderung des Galaktikums aus Mirkandol stieg
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