Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
Vom Netzwerk:
keineswegs alt, es verband lediglich einige Stilmittel eines typischen alten Herrenhauses mit modernem Komfort. Die beiden Türme rechts und links des Hauptgebäudes, die ausladenden Seitenflügel und die Rundbögen vor den Fenstern im Parterre konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass der Putz frisch war. Aus jedem Winkel des Gebäudes filmte eine Kamera die Ankommenden.
    Butler nahmen den Gästen im Foyer Sommerpelze, Stolen und Jacketts ab. Im Turm und in zwei Sälen war die Feier bereits in vollem Gange. Lärm und Lachen drang aus den geöffneten Türen. Jim Johnson, der Gastgeber, begrüßte die Neuankömmlinge. Eine lange Strähne fiel ihm ins Gesicht. Sein alkoholisierter Atem schlug Josi entgegen. Er leckte mit seiner Zunge über ihren Handrücken, ohne dass Ethan es mitbekam. Josi war kurz davor, ihn zu ohrfeigen und ballte hinter ihrem Rücken die freie Hand zur Faust. Jim grinste sie mit glasigen Augen an und hangelte mit schwungvoller Armbewegung zwei Gläser Champagner vom Tablett eines Kellners. Sie lehnte ab.
    Im Weitergehen stellte Ethan sein Glas auf einem Sims ab. »Sei vorsichtig!«, flüsterte er ihr zu, » es geht das Gerücht um, in den Gläsern sei mehr als nur Schampus drin. Manche hier wollen sich amüsieren bis zum Umfallen.«
    »Wann willst du ihn fragen?«
    »Lass mir etwas Zeit.«
    »Er ist doch jetzt schon blau.«
    »Ich warte bis die nächste Runde Kaffee und Red Bull kommt. Vielleicht kann ich ihn dann überreden, die Party in Vegas fortzusetzen.«
    Ein Tumult in der Halle unterbrach ihr Gespräch und lenkte Josi ab. Junge Leute umringten einen etwa vierzigjährigen Mann in Schlips und Anzug.
    »Die Maus! Die Maus!« schrien sie im Chor.
    Jemand mit einem pausbäckigen Milchbubi-Gesicht hielt einen kleinen Karton hoch, auf dessen Seite »Funny Bunny – Animals-Shop« geschrieben stand. Er lugte in eines der Löcher, schüttelte die Kiste und grinste: »Sie haben jetzt genug Adrenalin getankt, ich würde sagen, sie schmecken. Wo ist der Tequila? Wir brauchen was zum Spülen.« Die Gäste grölten und schrien Beifall.
    Der umringte Mann lächelte gequält und entblößte dabei seine spitzen Schneidezähne.
    »Das ist Tom Barnaby«, erklärte Ethan, »die vielversprechende politische Zukunft Washingtons und die rechte Hand von Minister Wilson. Einziger dunkler Fleck in seiner Karriere: Er ist frisch geschieden, und treibt sich den Gerüchten nach zu häufig in Bars rum.«
    »Barnaby, Barnaby«, schrien nun einige Männer im Chor.
    »Hier kommt der Tequila!«, rief jemand, der hinter der Menschenansammlung nicht zu erkennen war.
    »Und hier die Zahnstocher«, kreischte eine Frau mit aufgekratzter Stimme.
    » Iiiih !«, schrien einige Frauen.
    Barnaby sagte etwas, das im Lärm unterging, hob den Deckel der Kiste und griff hinein. Er zog eine weiße Maus am Schwanz hervor und hielt sie mit gespreizten Fingern hoch. Dann legte er den Kopf in den Nacken und ließ das zappelnde Tier langsam in seinem Mund verschwinden. Im Raum war es plötzlich totenstill. Alle sahen gebannt zu, wie er zubiss und schließlich die Maus unter kräftigem Kauen und merkwürdig knackenden Geräuschen fraß . Zuletzt schob er mit der Zunge etwas aus einer Backentasche hervor und zog es mit Daumen und Zeigefinger heraus. Er hielt es hoch. Es war der Schwanz.
    »Jetzt der Tequila!«, rief er, und die Party ging weiter.
    Josi war schlecht. »So was würde Kathi nie machen, obwohl sie Katzen-Chimäre ist.«
    »Glaubst du, der ist eine Chimäre? Öffentlich ist davon jedenfalls nichts bekannt. Er sieht gar nicht so aus. Ich denke, der macht das nur aus Scheiß.«
    »Ich brauche frische Luft«, japste Josi.
    »Mein Ding war die Aktion auch nicht. Lass uns in den Garten gehen. Da tummeln sich meist die Gäste, die es weniger schrill mögen. Ich wette, sie haben eine Kapelle, und wir können tanzen.«
    »Vergiss es.«
    »Hey, einen Schmusewalzer kriegt noch jeder hin. Ich bringe dir auch gerne ein paar Schritte bei.«
    Sie ging darüber hinweg. »Wann sagtest du, ist die nächste Kaffeerunde?«
    Ethan zuckte mit den Schultern. »Wenn der Kuchen kommt. Wir verpassen das nicht. Da ist Jims Mutter, Jessica Johnson. Ich muss dich mit ihr bekannt machen.« Er flüsterte. »Hak dich bei mir ein, sonst zieht sie dich mit sich fort, um dich der gesamten Partygesellschaft vorzustellen.«
    Josis Lächeln gefror. Doch der Grund war nicht Jims Mutter, sondern die Gestalt, die hinter der Hausherrin ein Tablett mit Canapés

Weitere Kostenlose Bücher