2042 - Chaos in Para-City
Gefühl, dass zwischen den beiden eine enge Beziehung bestand, doch dann war es schon wieder vorbei, und er war sicher, dass er sich getäuscht hatte. Der Eindruck aber blieb, dass es ein Geheimnis um Parkinson gab, der den Hinweis auf die körperliche Existenz so seltsam betont hatte. Engel konnte nichts mit ihm zu tun haben. Sie als kalt wie ein Fisch zu bezeichnen war schon beinahe eine Beleidigung für die Fische. Treffender wäre aus seiner Sicht die Steigerung gewesen: kalt wie ein toter Fisch!
Belustigt ob dieses Gedankens, blickte er sie an. In ihrem glatten und ebenmäßigen Gesicht zeigte sich wie üblich nicht die geringste Regung. Wer sie nicht kannte, hätte meinen können, dass sie unter einer Gesichtslähmung litt. Doch ihre Kälte stammte nicht von versagenden Nerven. Sie kam aus der Tiefe ihres Herzens. Der Morgen des 21. Dezembers graute bereits, als sich Koo leicht schwankend erhob und erklärte, er brauche nun etwas Ruhe. Ohne ein weiteres Wort zog er sich zurück und verschwand durch die Holztür mit der Messingverzierung.
„Mir fallen die Augen zu", seufzte Rune Karuga. „Dabei würde ich am liebsten wach bleiben bis zum 26. Dezember, um keine einzige Minute zu versäumen, die mir bleibt, und ein paar Rechnungen zu begleichen, die ich bei diesem oder jenem noch offen habe."
„Oder dir diese Kleine zu schnappen, diese Nara", sagte Engel ohne jeden Ausdruck in ihrer Stimme. Ihre Worte klangen weder verächtlich noch belustigt. „Zum Beispiel", grinste der Intuitiv-Mutant. „Ich werde sie noch vernaschen."
„Und wenn sie nicht will?" fragte K'rigan. „Spielt das eine Rolle?" lachte Karuga. „Ich werde es auch gegen ihren Willen tun. Ich weiß, dass sie dir gefällt, aber du bist ein bisschen zu groß für sie. Ein Klotz wie du sollte sich ein weibliches Riesenbaby suchen und nicht so ein zartes Ding wie Nara."
Yonder K'rigan zuckte gleichmütig mit den Achseln. Er war eigentlich nicht an der jungen Frau interessiert. Er mochte sie, und es machte ihm Spaß, sie zu necken und zu provozieren. Er empfand eine gewisse Sympathie für sie, doch das ging nicht so weit, dass er sich schützend vor sie stellte, um Rune Karuga von seinen Absichten abzuhalten.
In einigen Tagen würden sie alle körperlos weiter existieren. Warum nicht bis dahin dem Körper geben, wonach er verlangte? Ob es Nara gefiel oder nicht, war in seinen Augen bedeutungslos, denn auch sie würde am 26. Dezember keinen Körper mehr haben. Der Telekinet kehrte in seinen Raum zurück. Als er sich dort aufs Bett legte, stürzten plötzlich Bilder aus seiner Erinnerung auf ihn ein, die seit vielen Monaten verschüttet gewesen waren.
Er stemmte sich ihnen verzweifelt entgegen. Überzeugt davon, dass der sich ihm nähernde Tod sie in ihm weckte, kämpfte er mit aller Kraft gegen sie. Doch vergeblich. Er verspürte einen Eiseshauch auf seinem Rücken, und er meinte, die Berührung einer Knochenhand zu fühlen.
Die Bilder wurden intensiver und deutlicher. Er sah sich vor dem luxuriösen Anwesen, aus dem bei seiner letzten Vision seine Schwester hervorgekommen war, und unwillkürlich erwartete er, dass er ihr auch jetzt begegnen würde. Er irrte sich.
Als er seinen Fuß auf die Stufen der Treppe setzte, entdeckte er plötzlich einen kleinen, untersetzten Mann, der hinter einer der Säulen gestanden hatte und nun hervorkam, um ihm ein Halo zu präsentieren. K'rigan wusste sofort, wer er war. Es war ein leitender Angestellter einer der größten Banken von Lepso. „Du hast keinen Zutritt zu dem Haus", sagte der Banker. „Es ist mein Haus!" widersprach K'rigan. Jetzt wusste er wieder, dass nicht seine Schwester, sondern er die Immobilie erworben hatte. „>Ich habe es von dem Geld gekauft, das ich bei Gladiatorenkämpfen in der Arena gewonnen habe."
Bei diesen Worten wechselten die Bilder, und er fand sich mitten in blutigen Kämpfen gegen zwei Umweltangepasste wieder, die mit flimmernden Desintegratorschwertern auf ihn eindrangen und ihn töten wollten. Er wehrte sich mit zentimeterlangen Wurfspießen aus Formenergie, und er verletzte sie, und in dieser Phase des Kampfes wusste er, dass er ein Vermögen verdiente, wenn er gewann. Danach konnte er die Therapie für Laura mühelos bezahlen.
Die Bilder verblassten. Zugleich verschwand die Todesangst, und er versuchte, in seiner Erinnerung zu graben, um zutage zu fördern, wie es weitergegangen war. Er hatte gewonnen, denn sonst hätte er sich das Haus nicht leisten können und
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