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2099 - Sekundärwaffe Geistertanz

Titel: 2099 - Sekundärwaffe Geistertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mittagssonne. Das Wasser schoss ihm in die Augen, aber selbst als er die Arme hoch riss und die Hände im Gesicht verkrallte, änderte das nichts. Wie lange er dastand, breitbeinig die Füße in den Arenaboden gestemmt und den Oberkörper wie zum Sprung geduckt, wusste er nicht. Gierig sog er die neuen Eindrücke auf, die ebenso jäh über ihn hereingebrochen waren wie das grelle Licht. Er roch den Schweiß der Menge und das Blut, das der Boden. ausdünstete, und der kaum wahrnehmbare Wind trug aus der Ferne fremde Gerüche heran. Ozon ... Metalllegierungen... Woher weiß ich das? Die Frage blieb unausgesprochen. Irgendwo hinter ihm erklang ein scharfes Fauchen. Es signalisierte Gefahr. Er spürte das ebenso an dem plötzlich atemlosen Schweigen der Menge. Als das Schaben scharfer Klauen zwischen. Sand und Kies wahrzunehmen war, spannte sich vor seinem inneren Auge ein mächtiger, konturloser Leib zum Sprung. Zugleich schnellte er sich mit der letzten Kraft seiner ausgemergelten Muskeln zur Seite.
    Etwas Schweres, Hartes streifte ihn, dann schlug er auf, bremste den Sturz halbwegs mit den Armen und rollte sich über die Schultern ab. Mit beiden Händen griff er in den Kies. Die Steine waren eine lächerliche Verteidigung, aber sie vermittelten wenigstens die Hoffnung, nicht völlig wehrlos zu sein.
    Schwankend kam er auf die Beine und starrte in die Helligkeit, die erste Konturen gebar. Die hohe graue Mauer der Arena weckte Erinnerungen, die er noch nicht einzuordnen vermochte. Es war nicht lange her, da hatte er sich an diesem oder einem ähnlichen Platz aufgehalten. Vage entsann er sich. Es war keineswegs die angenehmste Zeit seines Lebens gewesen.
    Fahle Gesichter starrten aus der Höhe auf ihn herab. Sie verschmolzen zu einer anonymen Masse. Ebenso wie die prunkvollen Gewänder, die diese Leute trugen. Arkoniden, entsann er sich, ohne darüber nachgedacht zu haben. Wahrscheinlich gab es vieles, was er eben noch gewusst hatte, an das er sich aber erst mühsam wieder erinnern musste. Nicht jetzt! Fast hätte er sich ablenken lassen. Nur ein blitzschneller Sprung zur Seite rettete ihn vor einer klauenbewehrten Pranke. Erste Teileindrücke formten sich, ließen in ihm ein Bild des Angreifers entstehen.
    Von acht Gliedmaßen waren die hinteren zu kräftigen Sprungbeinen ausgebildet, während die beiden vorderen Paare, mit blitzenden Widerhaken versehen, ebenso tödliche Waffen wie hervorragende Kletterwerkzeuge zu sein schienen. Nach vorne wurde der Körper schlanker und wohl auch beweglicher. Der Schädel pendelte auf drei schlauchdünnen Hälsen, die jede Drehung ermöglichten. Rotglühende Augen fixierten ihr vermeintliches Opfer. Er spürte, dass diese Augen ihn lähmten. Es waren eigenartige Augen, voll Gier und Mordlust, aber zugleich so unergründlich tief, als spiegelte sich das Universum in ihnen.
    Eine wohlige Müdigkeit stieg in ihm auf. Unmöglich, den Blick noch abzuwenden, das Gefühl der Schwerelosigkeit zu verdrängen, das ihn zu den Sternen trug. Arkon... Der Kugelsternhaufen M13, Thantur-Lok ... Dann die Milchstraße ... Andromeda ... Die Galaxien der Lokalen Gruppe, die Mächtigkeitsballung von ES ... „Du kennst den Weg zur Macht", dröhnte es in seinen Gedanken. „Zeige ihn mir, Terraner!" Der Wunsch, sich herumzuwerfen und zu fliehen, wurde übermächtig, egal was danach mit ihm geschah. Doch er war viel zu müde und erschöpft.
    Matt schweifte sein Blick durch die Arena. Und endlich erkannte er den Gegner: Wrehemo Seelenquell lag vor ihm. Genau so, wie er den kleinen Fremden zum erstenmal in den Anden gesehen hatte. Eine humanoide, extrem zarte Gestalt von nicht mehr als sechzig Zentimetern Größe. Wrehemos dünne Beine hingen noch mit den Widerhaken an der Brust des Silberträgers, und der Kopf bewegte sich auf den drei Schlauchhälsen von einer Seite auf die andere.
    Ein dumpfer Schmerz durchbrach seine Wahrnehmungen. Zugleich kam die Kälte. Als hätte man ihn bei vollem Bewusstsein in eine Kryogenkammer gesperrt. Er wollte schreien, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Weil sich glutflüssige Lava in seinen Adern auszubreiten schien, von einer winzigen pochenden Stelle im Nacken ausgehend.
    Der Schmerz wurde unerträglich und brachte ihn halbwegs zur Besinnung. Perry Rhodan erkannte, dass der Anzug reagiert und ihn mit Medikamenten oder Drogen vollgepumpt hatte. Details wollte er gar nicht wissen. Ihm genügte die Erkenntnis, dass er sich in einem körperlichen und geistigen

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