2145 - Gestrandet auf Vision
Vertyrenschnauze in den großen Händen. Diese da, dachte er, sind das die anderen, von denen die Mentalstimme sprach?
Die Wesen mit ihren Schlitten teilten sich. Eine Gruppe folgte dem Grasland nach Norden, die andere wanderte in Richtung der Schneeberge. Kewin Kirrik und Get Leshishi berieten sich leise. Sie beschlossen, der Gruppe zu den Bergen zu folgen. Im Abstand von zwanzig Körperlängen schwebten die beiden Cynos neben dem Zug her. Die Einwohner Zabar-Ardarans transportierten Stoffballen aus Pflanzenfasern. Der Gedanke lag nahe, dass es sich um Kaufleute handelte, die Ansiedlungen ihres Volkes mit Waren belieferten.
Die beiden Cynos nutzten die Gelegenheit, die Wesen einer intensiven Musterung zu unterziehen. Sie waren etwas mehr als halb so groß wie Vertyren, völlig haarlos und von der Körperform humanoid, mit zwei Armen und zwei Beinen. Die Haut schimmerte rotbraun. Die Augenfarbe unterschied sich von der des Körpers lediglich durch einen etwas dunkleren Ton. Hände und Füße besaßen jeweils fünf Glieder. Auffällig war die Schweigsamkeit dieser Wesen. Sie verständigten sich durch Blicke, ab und zu gaben sie sich ein Handzeichen. Als die Sonne höher am Himmel emporstieg, ließ der eine oder andere ein unwilliges Brummen hören. Sie rafften ihre Umhänge fester, wanden sich die Zipfel um den Kopf.
Kewin Kirrik hielt es für einen typischen Hinweis auf Höhlenbewohner. Gleichzeitig wunderte er sich, dass sie ihre empfindlichen Augen nicht gegen das grelle Licht schützten. Die vierzehn Wesen wanderten unbeirrt weiter, einem fernen Markierungspunkt entgegen. Kein einziges Mal wichen die Humanoiden von der Ideallinie ihres Weges ab. Dort, wo das Grasland in die bewaldeten Säume des Gebirges überging, machten sie zum ersten Mal Halt. „Bhanna" und „Whunna" waren die einzigen Wörter, die sie in dieser halben Stunde sprachen. Sie gestikulierten dafür umso eindringlicher, fuhren mit gespreizten Fingern durch die Luft, als wollten sie den fernen Horizont abtasten. Plötzlich erhoben sie sich wie auf ein Kommando. Sie starrten nach Südwesten. „Bikarra."
Augenblicke später marschierten sie in ihrem typischen Trippelschritt weiter, die Blicke ununterbrochen auf den Horizont gerichtet. Die beiden Cynos begleiteten sie bis zum Einbruch der Dunkelheit. Hinter den ersten Bodenwellen des bewaldeten Gebirgshangs ragte ein Felsblock in die Höhe. Auf seiner Spitze entdeckte Kewin Kirrik eine liegende Gestalt. In der rechten Hand hielt sie einen hölzernen Speer. Die Karawane hielt an. Ihr Vormann gab dem Artgenossen auf dem Felsen Handzeichen. Der erwiderte sie. Das Ergebnis der Unterhaltung schien beide Seiten zufrieden zu stellen. Die Karawane zog weiter. Ein schmaler, gewundener Pfad zwischen den Bäumen führte zu einer Schlucht. An deren Ende öffnete sich ein Talkessel. „Bhanna!"
Eine Siedlung aus ungefähr hundert Hütten lag vor ihnen. Ein kleiner Bach floss mitten durch den Kessel. Am vorderen Ende versiegte er im Boden.
Kewin Kirrik gab ein Zeichen. Die Cynos zogen sich in die Schlucht zurück. „Eine Oberflächensiedlung", flüsterte er. „Es kann nicht sein. Der Scanner hätte sie entdecken müssen."
„Er hat es nicht getan, aus welchen Gründen auch immer." Get Leshishi hielt es für höchste Zeit, die Gefährten zu informieren. „„Nein. Es ist zu früh. Wir sollten die. Eingeborenen erst eine Weile beobachten." Und dann mit handfesten Ergebnissen zurückkehren!, fügte er in Gedanken hinzu. Kamattagira mit der Waffe in der Hand das Bild ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Deutete ihr Verhalten darauf hin, dass sie von den Planetariern wusste?
Die beiden Cynos kehrten zum Rand des Talkessels zurück. Mit Hilfe der Teleoptik ihrer Anzüge und der Nachtsichtgeräte beobachteten sie das Treiben in der Siedlung. Frauen und Kinder waren in der Überzahl. Gesprochen wurde auch in Bhanna ziemlich wenig. Den Technotroniken reichte es nicht aus, ein komplettes Sprachschema für eine Verständigung zu erstellen. Bald kehrte Ruhe ein. Kewin Kirrik und Get Leshishi verließen den Talkessel und die Schlucht, suchten sich ein Versteck im dichten Wald. Dort schalteten sie die Funktionen ihrer Anzüge ab, um Energie zu sparen.
Kewin verspürte weder Hunger noch Durst. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um das Ergebnis des Planetenscans. „Es muss an dem Schemen gelegen haben", meinte er nach langem Nachdenken, als Get Leshishi bereits die Augen zufielen. „Seine mentale Botschaft
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