2187 - Die Schwebenden Städte
Symbiont. Lass dich durch mich nicht aufhalten, Herr. Marmock Tecot verließ das Labor. Er war innerlich aufgewühlt. Was sollte er dem Souverän sagen, wenn dieser sich nach dem Stand des KATAPULT-Projekts erkundigte? Wie ein Schlafwandler passierte der Ehrwürdige Wissenschaftler die Gänge, nahm Schächte und vertraute sich wieder den Laufbändern an. Durch die transparente Hülle der Stadt sah er die Lava aus dem Vulkanschlund heraufschießen. Er bildete sich ein, dass der Feuerberg wütender sei als jemals zuvor. Der wirkliche Schock traf ihn, kurz bevor er den Eingang zum Gläsernen Saal. erreichte. Aus einem Seitengang trat ein Dhyraba'Katabe hervor - kein Geringerer als Annin Coffoal. „Du?", fragte Tecot entgeistert. „Was hast du hier zu suchen?"
„Ich denke, das Gleiche wie du, alter Mann", sagte sein Stellvertreter. „Der Souverän der Vernunft hat mich zu sich gerufen."
„Also uns beide", murmelte Tecot, die Hilferufe seines Wapirs missachtend. „So sieht es aus", sagte Coffoal und verzog plötzlich das Gesicht. Wieder griff er sich an die Brust. Er stöhnte und krümmte sich. Sein Gesicht wurde zur Grimasse. „Dein Wapir!", triumphierte Tecot. „Ich weiß, dass du einen trägst. Der Symbiont stirbt, nicht wahr?"
„Zum Teufel mit dir!", brachte Annin Coffoal heraus. Plötzlich öffnete sich vor ihnen die Tür. Die beiden Wissenschaftler konnten in den Gläsernen Saal sehen. Und sie sahen den Souverän der Vernunft, flankiert von seinem Roboter. Sofort senkten sie den Blick und fragten sich, ob es bereits zu spät war. Sie hatten seine Gestalt für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, und das nicht einmal willentlich. Aber wusste das auch der Souverän?
Seine Anwesenheit überströmte alles. Es war, als gäbe es nur ihn allein in der Halle. Es war noch schlimmer als beim ersten Mal, dachte Marmock Tecot - soweit er noch in der Lage war, klar zu denken. Sein Wapir schrie! Die Nähe von Coffoals Symbionten brachte es zur Raserei. Tecot spürte seine Zuckungen, als er sich mit seinem, Stellvertreter dem Herrn der Inquisition näherte, bis der Souverän eine Hand hob. Die beiden Wissenschaftler sahen es nicht, aber sie spürten es: Sie empfingen den eindringlichen Befehl: „Bis hierhin und nicht weiter!" Sie blieben stehen, erfüllt von kreatürlicher Angst. Jedenfalls ging es Marmock so. Wie sein Stellvertreter fühlte, wusste er nicht. Er konnte es sich jedoch vorstellen. Wie gut Annin Coffoal auch mit der Inquisition vertraut sein mochte - er musste ebenfalls unter dem furchtbaren psychischen Druck leiden, der von dem Souverän ausging.
Die beiden Dhyraba'Katabe spürten mit voller Wucht eine kaum gezügelte Wut, die ihnen entgegenschlug. „Marmock Tecot! Annin Coffoal!", vernahm der Ehrwürdige Wissenschaftler, während sich sein Körper unter Schmerzen bog. „Ich verlange zum letzten Mal Aufklärung über den Stand der Dinge. Das KATAPULT ist noch immer nicht betriebsbereit."
„Das ist richtig", antwortete Coffoal. „Aber der KATAPULT-Hort wird in fieberhafter Eile startbereit gemacht. Die letzten Baugruppen des eigentlichen KATAPULTS werden aus Zeitmangel nicht montiert, aber doch wenigstens verladen. Ich bitte dich zu bedenken, dass draußen im All die Schlacht um Rifa in vollem Gang ist."
„Glaubst du, ich wüsste das nicht, Törichter?", klang die Stimme des Souveräns auf. „Ich habe weiterhin erfahren, dass das KATAPULT eigentlich längst hätte fertig sein können - und dass ein Konflikt zwischen euch beiden daran schuld ist, dass dies nicht der Fall ist!"
Tecot war wie vor den Kopf geschlagen. Neben ihm stand sein Widersacher - und der Souverän der Vernunft wusste genau um die Dinge! Der Souverän schwieg. Er wartete auf eine Antwort, eine Rechtfertigung. Aber was sollte er sagen? Auf keinen Fall durfte er seinem Stellvertreter das erste Wort überlassen. Der Ehrwürdige Wissenschaftler begriff, dass an diesem Punkt nur noch die Flucht nach vorn helfen konnte. Nur einer der beiden Dhyraba'Katabe würde den Gläsernen Saal in der Schwebenden Stadt lebendig verlassen können.
Das sterbende Wapir bestärkte ihn darin. Mit letzter Kraft peitschte es ihn voran, erleichterte ihm die Initiative. Als Marmock Tecot endlich sprach, kam es. ihm vor, als kämen die Worte aus einem fremden Mund. Aber der Bann war gebrochen. „Es ist richtig", sagte er, „dass es einen Konflikt zwischen meinem Stellvertreter und mir gibt. Aber er sieht so aus, dass mich Annin Coffoal lange Zeit
Weitere Kostenlose Bücher