21st Century Thrill: Dangerous Deal (German Edition)
Seine Erklärung: „So wie der gewütet hat, war er vermutlich stark auf Entzug. D a fasst man keinen klaren Gedanken mehr, sondern sucht eher panisch nach Geld, um sich möglichst schnell den nächsten Schuss besorgen zu können.“
„Aha“, erwiderte Christoph, der es besser wusste, knapp und beobachtete weiter die Arbeit der Polizisten, die tatsächlich so aussah, wie er es aus dem Fernsehen kannte: Der Fensterrahmen wurde eingepinselt, um Fingerabdrücke zu nehmen, die Tür, durch die der Typ eingebrochen war, wurde aus allen erdenklichen Blickwinkeln fotografiert.
Christoph entschloss sich, nichts über die Daten und den Motorradfahrer zu erzählen. So, wie er es mit Benni und Lukas besprochen hatte und letztlich auch mit Laura, erschien ihm die Sache zu heikel, um sie irgendeinem Polizisten auf die Nase zu binden.
Beschaffungskriminalität! So ein Unsinn. Weder bei ihm noch in der Wohnung von Sebastian König war irgendetwas weggekommen. Als ob ein Junkie, der Kohle brauchte, einen iPod, CD-Player, Digicam und Ähnliches liegen lassen würde. Alles Dinge, die sich prima am Bahnhof verticken ließen. Aber das alles schien die Polizisten nicht zu stören, weil sie entweder nicht auf die Idee kamen, was sonst das Motiv für einen Einbruch sein könnte, oder weil es ihnen lieber war, es bei einem so einfachen Delikt zu belassen. Schließlich war niemand zu Schaden gekommen, was sollte man da eine große Ermittlung in Gang setzen? Sie kamen ja auch nicht einmal entfernt auf den Gedanken, dass Sebastian König nicht durch einen Verkehrsunfall gestorben war, sondern ermordet wurde, so wie auch Kostawa. Und erst recht stellten sie keinen Zusammenhang her zwischen dem Tod der beiden und diesem Einbruch.
C hristoph fragte sich, weshalb die Beamten überhaupt alles so genau unter die Lupe nahmen, denn sie vermittelten stark den Eindruck, dass sie selbst nicht daran glaubten, den „Junkie“ jemals zu fassen …
Nach einer Stunde akkurater Bestandsaufnahme verließ die Polizei die Wohnung und Christoph machte sich daran, das ganze Chaos wieder zu beseitigen.
Seine Eltern hatten wie immer um halb acht das Haus verlassen. Jetzt war es kurz vor halb neun und Christoph entschloss sich, heute nicht zur Schule zu gehen.
Als Erstes schaltete er den PC an. Mit Musik ließ sich einfach besser aufräumen. Ihm fiel siedend heiß ein, was wäre, wenn der Einbrecher wirklich den Computer gestohlen hätte. Es wurde Zeit, eine neue Sicherungskopie all seiner Musik anzulegen …
Da um diese Zeit am Vormittag niemand im Haus war, konnte er ordentlich aufdrehen. Er klickte die Toten Hosen an und musste an Laura denken. Es war ein schöner Abend mit ihr gewesen und eine noch schönere Nacht. Sie hatte es tatsächlich geschafft, dass er die Daten, die Morde, den Einbruch, einfach alles für eine Zeit lang vergessen hatte und sie sich vollends gemeinsam aufeinander einlassen konnten.
Auch dieser Morgen, als der Wecker zwar viel zu früh geklingelt hatte, aber dafür Laura nur mit einem dünnen Hemd bekleidet und zwei Bechern Kaffee ans Bett gekommen war, hätte kaum schöner für ihn beginnen können. Erst die Polizisten und das Chaos in seinem Zimmer hatten ihn in die Realität zurückkatapultiert und daran erinnert, dass er ein Problem hatte. Ein dickes, lebensgefährli c hes Problem. Für den Nachmittag hatte er sich mit Laura verabredet. Sie hatte ihm zugesagt, gemeinsam mit ihm herauszubekommen, wozu der gefundene Schlüssel passen könnte.
Als Christoph die ersten T-Shirts in den Schrank zurücklegte, überlegte er, ob er nicht die Gelegenheit nutzen sollte, sein Zimmer endlich mal gründlich aufzuräumen. Das grüne T-Shirt zum Beispiel, das er gerade in der Hand hielt, hatte er bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr getragen. Vermutlich passte es ihm gar nicht mehr. Vor dem Spiegel hielt er es sich an die Brust. Tatsächlich, zu klein und …
… nanu? War da eben etwas im Spiegelbild vorbeigehuscht, hinter ihm im Flur? Christoph drehte sich schnell um. Dann stoppte er die Musik und verhielt sich still. Sah er jetzt schon Gespenster?
Er ging zwei Schritte bis zur Türschwelle.
„Hallo?“, rief er, obwohl er das jedes Mal total bescheuert fand, wenn er so etwas im Fernsehen sah. Als ob ein Eindringling nun aus seinem Versteck rufen würde: Huhu, hier bin ich. Schade, dass du mich entdeckt hast!
Aber irgendwie beruhigte es, wenn man in die Stille hineinrief. Er wagte sich zwei weitere Schritte in den Flur, warf von dort
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