21st Century Thrill: Dangerous Deal (German Edition)
Eindringling wie vielleicht ein Butler des Buckingham-Palastes einen Stadtstreicher mustern würde, der um eine persönliche Audienz bei der Queen gebeten hatte.
Bernhard schien einen Moment nachzudenken, ob er Lauras Erklärung akzeptieren würde, drehte sich dann um und schritt majestätisch durch den Flur zurück ins Wohnzimmer, ohne sich auch nur noch für eine Sekunde mit dem Fremden zu beschäftigen. Die Machtverhältnisse in diesem Haus waren geklärt. Damit war für Bernhard die Sache erledigt.
Christoph stand immer noch bewegungslos im Flur. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet.
„Hoffentlich lässt er dich auch so ungeschoren wieder hinaus“, sagte Laura ernst.
Entsetzt schaute Christoph sie an.
Laura kicherte: „Das war ein Scherz!“
Sie führte Christoph in ihr Zimmer, schloss die Tür, was Christoph sehr beruhigte, obwohl Bernhard nicht im Traum daran gedacht hätte, Lauras Zimmer grundlos zu betreten. Zumindest glaubte Laura das.
Christoph setzte sich neben sie aufs Bett und legte Sebastian Königs Laptop auf seine Knie.
Der erste Blick in die CD entpuppte sich als herbe Enttäuschung. Auf der CD befand sich nur eine klitzekleine Datei, die eine kryptische Tabelle enthielt.
„Was soll das denn sein?“, fragte Laura.
U nd auch Christoph konnte damit nichts anfangen außer: „Ein Raster. Sieht aus wie eine Algorithmus-Tabelle oder so“, die ihn an Kinski erinnerte und daran, dass er eigentlich zu Hause sitzen sollte, um Mathe zu pauken. Er stöhnte auf. Algorithmen! Die versauten ihm vermutlich schon sein Abi, wenn es übel kam, und jetzt sollte noch viel Schlimmeres davon abhängen, ob er Algorithmen richtig entschlüsselte?
Plötzlich aber läutete es in seinem Kopf wie Kirchenglocken zu Weihnachten.
„Wow!“, rief er. „Das ist es!“ Und sprang auf.
„Was ist denn nun los?“, wunderte Laura sich.
Und selbst Bernhard schien ein wenig irritiert. Christophs Freudenschrei musste so laut gewesen sein, dass der Herrscher des Hauses sich in seiner Ruhe gestört fühlte. Ein kurzes dumpfes „Wuff!“ dröhnte aus dem Wohnzimmer.
„Was hast du entdeckt?“, wollte Laura wissen.
„Entschlüsselung!“, erklärte Christoph ihr seinen freudigen Ausbruch. „Mithilfe dieser Tabelle kann man die Zahlen-und Buchstabenkolonnen auf dem Laptop entschlüsseln!“
Er griff sich die Flasche Mineralwasser, die neben dem Bett stand, setzte sie an und trank einen großen Schluck.
„Echt?“, staunte Laura unterdessen. „Und wie funktioniert das?“
Er setzte die Flasche wieder ab und konnte einen Rülpser nur schwer unterdrücken. Dann zuckte er mit den Schultern.
„Ich habe leider keine Ahnung!“, gestand er.
Laura verzog eine Miene. „Spinnst du jetzt total?“, schimpfte sie. „Und weshalb machst du dann so ein Theater?“
C hristoph kehrte mit einem Lächeln auf den Lippen zu seinem Platz auf dem Bett zurück. „Weil ich jemanden kenne, der es wissen könnte: Benni!“
Laura verzog erneut enttäuscht das Gesicht. Sie hielt es für keine gute Idee, Benni weiter mit in die Sache einzubeziehen. Sie traute ihm nicht, oder besser gesagt umgekehrt: Sie traute ihm nahezu alles zu! Ihrer Meinung nach war Benni nur auf Kohle aus – und ansonsten eine ziemlich verantwortungslose Hohlbirne. Christoph wusste, dass die beiden sich nicht mochten. Aber Benni gehörte nun mal zu seinen besten Freunden; er besaß durchaus auch gute Seiten, die Laura leider nur nicht erkannte. Das Wichtigste aber war, und das musste auch Laura zugeben, dass sie niemand anderen kannten, der sich so gut mit Computern auskannte wie Benni. Gut, er hätte auch nicht gerade als Experte im Chaos Computer Club mitmachen können, aber für den Hausgebrauch wusste er erstaunlich viel.
Es fiel Christoph ohnehin schon schwer, sich Benni und Lukas vom Hals zu halten. Natürlich fragten die beiden ständig nach, wie die Dinge stünden, ob sich jemand bei ihm gemeldet hätte und so weiter. Und natürlich hatten die beiden mitbekommen, dass Laura und er jetzt zusammen waren, und hatten Christophs Rückzug darauf geschoben, was ihm sehr recht war.
Jetzt aber benötigte er Bennis Hilfe. Laura übte sich im Schweigen, bis auf einen Satz. „Es sind ja deine Freunde“, sagte sie nur und überließ damit die Entscheidung ganz und gar ihm.
Am nächsten Morgen fuhr Christoph extra früh zur Schule, um Benni und Lukas noch vor der ersten Stunde von dem Fund im Schließfach zu erzählen und die ausgedruckte
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