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21st Century Thrill - Mind Games

21st Century Thrill - Mind Games

Titel: 21st Century Thrill - Mind Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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dem Geschäft hockte er sich auf den Rand eines Fahrradständers und starrte auf die Straße. An einigen Stellen war der Asphalt in der Hitze geplatzt. Kris trank. Das Wasser war eiskalt. Ein Motorrad rollte die stille Straße entlang. Direkt vor dem Fahrradständer gab der Fahrer Gas. Der Motor jaulte auf, das Bike bog um die nächste Ecke.
    Nachdenklich nahm Kris das Handy von Jons Vater aus seiner Jeanstasche. Keiner kannte die Nummer. Nur Herr Lasky, Jon und Val.
    Ein Entführer sollte clever genug sein, irgendwie Kontakt herzustellen, wenn er das will, dachte Kris. Zum Beispiel über die Telefonnummern meiner Freunde, die in meinem Adressbuch auf dem Notebook sind. Vielleicht war das sogar der Grund, warum die Ganoven die Rechner mitgenommen hatten.
    Aber weder Aki noch Kris hatten Kohle. Ihre Eltern hatten ihnen nicht viel hinterlassen. Das wenige Ersparte, das die Geschwister geerbt hatten, war ihr Notgroschen. Wenn Kris sich richtig erinnerte, ging es um 20.000 Euro. Kein Betrag, der als Lösegeld taugte. Mit Menschenraub wurden Millionen erpresst. Deswegen traf es vor allem die Verwandten von richtig reichen Leuten.
    Was zur nächsten unvermeidlichen Erkenntnis führte: Der Entführer wollte gar keinen Kontakt zu Kris aufnehmen. Weil es nämlich nicht um Lösegeld ging. Kris sollte gar nicht versuchen, Aki wiederzubekommen.
    Damit war eines klar: Aki war unwiederbringlich verloren. Aber das wollte Kris nicht denken, das war zu heftig.
    Er hatte heute schon gefühlte zehntausendmal ihre Nummer gewählt. Es war sinnlos. Aber er tat es trotzdem wieder. Mit feuchten Fingern tippte er die Nummer. Als der AB ansprang, ließ er das Handy sinken.
    Er klammerte sich an diese Anrufe, als könne er noch etwas von Aki und ihrem gemeinsamen Leben festhalten.
    Kris legte den Kopf in den Nacken und schüttelte die letzten Tropfen Wasser in seinen Mund. Dann gab er die Flasche ab.
    Wenige Minuten später war Kris am Alten Hafen. Die nordöstliche Spitze der Insel teilte Spree und Spreekanal wie der Bug eines Schiffes. Er setzte sich in den Schatten und sah hinüber zu den alten Dampfern, die auf den Spreewellen auf- und niedertanzten. Beim Anblick der Schiffe ergriff ihn Verzweiflung. Die auf dem Wasser glitzernden Sonnenstrahlen, die bunt bemalten Kajüten und Schornsteine erinnerten ihn zu sehr an sein Zuhause. Im Moment schien es, als hätte er seine Heimat für immer verloren. Kris legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme unter dem Nacken und blinzelte in den unverschämt blauen Himmel.
    Als das Handy in seiner Hosentasche klingelte, schrak er zusammen.
    „Hallo?“, fragte er aufgeregt.
    Niemand antwortete.
    „Hallo?“, rief Kris noch einmal. „Wer ist da?“
    Am anderen Ende der Leitung hörte er ein leises Brummen. Dann lachte jemand. Ein dunkles, hohles Lachen, das Kris das Blut in den Adern stocken ließ.
    „Wer ist da?“, keuchte er, während seine schweißnassen Finger das Handy umklammerten.
    Es klickte in der Leitung. Kris saß lange da, starrte auf das Telefon in seiner Hand und wagte kaum zu atmen. Schließlich sah er sich um. Hinter ihm ragten die Hochhäuser der Fischerinsel auf. Ein Frachtkahn schipperte die Spree hinauf. Aufmerksam spähte Kris hinüber zu den Bäumen. Seine Augen waren von der Sonne geblendet. Langsam verstaute er das Handy in seiner Jeanstasche und stand auf. Für einen Moment drehte sich alles.
    Zu den typischen Symptomen gehört es, Geräusche und Stimmen zu hören, die eigentlich nicht sein können.
    Panisch riss Kris das Handy wieder aus der Hosentasche und klickte auf „angenommene Anrufe“. Die Nummer war unterdrückt, aber die Uhrzeit stimmte.
    In einem Affenzahn flitzte Kris über die Brücke, weg von der Fischerinsel, bog in die Wallstraße ab und rannte im U-Bahnhof Märkisches Museum die Rolltreppen hinunter. Er sprang in die nächstbeste Bahn und merkte erst zwei Stationen später, dass er in die falsche Richtung fuhr. In Stadtmitte stieg er aus. Er nahm die nächste U-Bahn zurück. Dachte an das Gespräch mit Cäsar.
    Einer schwor Stein und Bein, im Rauchmelder wäre ein Kamera­auge, das ihn Tag und Nacht kontrolliert.
    Kris stöhnte auf. Die Frau im Hosenanzug, die ihm gegenübersaß, guckte ihn misstrauisch an.
    Die Kameras auf der Susanna … Waren das in Wirklichkeit Rauchmelder gewesen?
    Kris schluckte. Wieder hatte er Durst. Warum schaute ihn die Tussi so durchdringend an?
    Nicht durchdrehen, nur nicht durchdrehen.
    Es waren keine Rauchmelder,

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