2211 - PRAETORIA
Liga Freier Terraner weitere Gebiete abzunehmen – welchen Grund hätte er sonst gehabt, seine GWALON-Flotte zu verbergen?"
Es war bekannt, dass Bull und Bostich Intimfeinde bis aufs Blut waren. Die Bewertung der Situation durch den Residenz-Minister war aber rein sachlich und entsprach der Einschätzung des Flottenoberkommandos. Wir gingen davon aus, dass Bostich riskant spielte und hierbei womöglich einen entscheidenden Fehler zu machen drohte. Durch einen Zellaktivator potenziell unsterblich geworden, waren seine Pläne langfristig angelegt. Gut möglich, dass nun die kurzfristige massive Veränderung der Hyperimpedanz diese komplett über den Haufen wirft.
„Es fragt sich weiter: Was können wir dagegen unternehmen? Die Militärmacht der Arkoniden hat ein Stadium erreicht, dass auch die LFT keinen Widerstand leisten könnte, sollte es das Kristallimperium auf einen neuerlichen Krieg anlegen. Hinzu kommt, dass Terra niemals in ähnlicher Weise aufrüsten wird wie das Kristallimperium; dies wäre nur möglich, würde die Liga in eine Militärdiktatur verwandelt. Die LFT aber ist eine Demokratie, und in einer Demokratie soll nicht jeder die Hälfte oder mehr seines Lebens unter Waffen stehen, sondern nach eigener Fasson leben. Schon jetzt verschlingt unsere Flotte Unsummen. Die Kosten der Vorbereitung auf alle Eventualitäten im Zusammenhang mit der Hyperimpedanz sind noch gar nicht eingerechnet. Allein diese Kosten haben schon eine merkliche Einbuße an Wohlstand für die Bürger der LFT mit sich gebracht! Doch wir können immerhin das Heft des Handelns in die eigenen Hände nehmen – und dann abwarten, was die Erhöhung der Hyperimpedanz weiterhin an Folgen mit sich bringt."
„Das Heft des Handelns?", wollte Pearl TenWafer wissen. Der epsalischen Kommandantin der LEIF ERIKSSON war die Frage anzusehen, die ihr auf der Zuge lag: Was meint er damit?
Ich konnte ein mattes Lächeln nicht unterdrücken. Während im Sektor Hayok der Qa'pesh-Hypersturm seine Wirkung zu entfalten begann, hatte Bull mit ähnlichem Grad von Geheimhaltung wie Arkon die schon seit Tagen in Alarmbereitschaft versetzte Flotte herbeibeordert. Er war nun an der Zeit, den noch nicht eingeweihten Mitarbeitern die Pläne vorzustellen.
„Halten wir fest", sagte er, „dass nach den letzten Aktivitäten des Kristallimperiums die Marschrichtung klar ist: Arkon will seine weitere Expansion brachial durchsetzen. Somit hat sich die strategische Bedeutung des Hayok-Sektors nochmals potenziert. Im Sternenarchipel selbst verfügt die Liga Freier Terraner über keinerlei Stützpunkte – als einzige Einheiten waren zweitausend LFT-Schiffe sowie zweitausend Fragmentraumer der verbündeten Posbis beim inzwischen erloschenen Sternenfenster stationiert."
Er hob die Stimme. „Ich bin nicht bereit, mich von einer strategisch wichtigen Position so einfach ausschließen zu lassen, insbesondere nicht, solange Rhodan und Atlan im Hyperkokon verschwunden sind! Nicht, solange eine Gefahr vom Sternenozean von Jamondi ausgehen könnte.
Wir werden also im militärischen Handstreich einen der Steinbrocken des Sternenarchipels übernehmen und zu einer LFT-Basis ausbauen! Entsprechend den vielfältigen Vorbereitungen fiel die Wahl auf eine ansonsten unbrauchbare Ödwelt, die als Brocken viervier bezeichnet wird – abgeleitet von der Sonnenbezeichnung Hnullviervier. Die Distanz zu Hayok beträgt 9,27 Lichtjahre, zu Hnullsiebensechs 8,06 Lichtjahre, zu Rumal 1446 Lichtjahre, zum Solsystem 9222 Lichtjahre." Nun richtete er seinen Blick auf meinen direkten Vorgesetzten. „Admiral Dosar?"
Während der Admiral die Planung erläuterte, funkelten Dutzende taktische und strategische Sternkartenprojektionen in perfekter 3-D-Darstellung. Displays überzogen sich mit Texten, Diagrammen und Bildsequenzen. Über einem konischen Multifunktionsprojektor des Konferenztisches erschien ein Holo, in dem das H-044-System dargestellt war.
Mit der Besprechung verbunden war ein nochmaliges Durchgehen des Gesamtplans und seiner Einzelheiten, um auch letzte Schwachstellen auszumerzen, politische Bedenken auszuräumen und sich über die Gesamtsituation klar zu werden. Im taktischen Holo bewegten sich Verbandssymbole, blausilberne Pfeile wurden eingeblendet. Begleitet von positronischer Fehlerkontrolle und Detailfestlegung, wurde das endgültige Vorgehen einschließlich der Alternativentwürfe ausgearbeitet. Mit den gefassten Beschlüssen erhielt jeder in der Einsatzflotte die
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