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2229 - Zuflucht der Motana

Titel: 2229 - Zuflucht der Motana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entblößen." Sie ließ den Blick über die Versammelten wandern. Die Motana hatten es sich in kleinen Grüppchen überall in der Höhle bequem gemacht, manche auf Zephydas, der unteren Ebene, andere auf der Ebene, die in Deck 4 überging. „Wir sind hier, um zu Gericht zu sitzen !"
    Der Singsang erstarb. Nach einigen Momenten des stummen Staunens fragte eine Stimme: „Über wen?"
    „Darauf kommst du selbst. Zu Gericht sitzt man über denjenigen, der nicht anwesend ist. Sieh dich um.
    Wer unserer Gemeinschaft fehlt?"
    Nicht nur die Fragestellerin, alle Anwesenden verdrehten die Köpfe. Kurze Zeit später kam ein unsicheres „Keiner" als Antwort, nicht aus einem, aus vielen Mündern. „Keiner?", nahm Zephyda die Antwort auf. „Dann hatte er Recht, ihr habt ihn längst ausgeschlossen. Ihr glaubt, dass er nicht mehr zu euch gehört. In der kurzen Zeit habt ihr es geschafft, ihn aus euren Herzen zu verbannen: Selboo, den Mann, der uns alle gerettet hat."
    „Der Todbringer!"
    „Ja, der Todbringer."
    Aicha erhob sich. Sie war noch jung, aber als die zweite Epha-Motana, wenn auch von geringerem Talent als Zephyda, genoss sie unter der Besatzung ein hohes Ansehen. „Du darfst nicht von ihm sprechen, Zephyda, du weißt so gut wie wir alle, dass seinesgleichen Unglück bringt."
    „Das sind Legenden, Schauermärchen, die geschaffen wurden, nachdem unser Volk aus dem Weltraum in die Wälder gestürzt wurde. Märchen, die uns harmlos und verwundbar werden ließen, Sagen, die aus den Motana Opfer machten. Wir sollten sie hinter uns lassen."
    „Legenden ... wie die von Rorkhete dem Nomaden?"
    Beifälliger Gesang erhob sich. Zephyda erstarrte innerlich. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihre Vorstellungen widerstandslos durchsetzen zu können, aber die Entschlossenheit Aichas verblüffte sie.
    Was steckte dahinter? Der Neid der Jüngeren auf ihre überlegene Gabe, auf die Tatsache, dass sie Atlan - wenn vielleicht auch nur zeitweilig - für sich erobert hatte? Oder war es nackte Furcht?
    Wahrscheinlich eine Mischung aus allem, dachte Zephyda. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie war die Kommandantin der SCHWERT. Auf ihren Befehl hin würde die Besatzung an jeden Ort des Sternenozeans fliegen, nötigenfalls auch in den Tod. Doch Zephyda konnte Aicha und den Übrigen nicht befehlen, ihren Glauben abzulegen. Sie musste sie überzeugen oder scheitern. „Rorkhete war ebenfalls eine Legende, ja", räumte Zephyda ein. „Aber eine positive, ein Symbol der Hoffnung für uns Motana. Ein Appell, nicht zu verzweifeln, nach einem besseren Morgen zu streben."
    „Schöne Worte, doch woher willst du das wissen?"
    „Es ist offensichtlich." Zephyda ließ ihren Blick über die versammelten Motana wandern. „Denkt doch nach! Wir alle kommen von Baikhal Cain, die meisten aus dem Wald von Pardahn, die Übrigen aus anderen Wäldern und Hainen. Vor wenigen Wochen noch stellten sie unsere ganze Welt dar. Mehr existierte für uns nicht. Ich frage euch: Ist jemand unter uns, der schon einmal seine Heimat verlassen hat, freiwillig, nicht als Sklave der Kybb-Cranar, und andere Welten gesehen hat?"
    Niemand meldete sich. „Was wussten wir schon, damals? Wir hörten von der Existenz des Sternenozeans, aber wer besaß schon genug Phantasie, um sich auszumalen, was das tatsächlich bedeutet? Ich nicht, und ich bin sicher, dass niemand unter uns das von sich behaupten kann. Das Universum ist viel, viel größer, als wir je ahnten. Der Stemenozean ist nur ein winziger Teil davon, doch selbst er besteht aus mehr Welten, als wir uns ausmalen können."
    Aicha unterbrach sie. „Worauf willst du hinaus? Deine Ausführungen in allen Ehren, aber was haben sie mit dem Todbringer zu tun?"
    „Viel. Ich will damit sagen, dass wir der Wahrheit ins Angesicht blicken müssen. Nämlich, dass bis vor kurzer Zeit unser Horizont auf die Aufgabe des Überlebens eingeschränkt war. Wir Motana sind klug, aber wir haben unsere Klugheit nur darauf verwandt, den Kybb-Cranar zu entgehen, nicht darauf, wie wir sie loswerden."
    Einige der Motana gaben empörte Rufe von sich. Zephyda schenkte ihnen keine Beachtung. „Die Kybb-Cranar dagegen sind seit Jahrtausenden die Herrscher. Und auch wenn wir das nicht gerne hören, sie sind geschickte Herrscher. Würde in diesen Tagen nicht ihre Technik versagen, wir hätten nicht den Hauch einer Chance gegen sie."
    Zephyda bemerkte, dass Venga sie aus großen, ausdruckslosen Augen anstarrte. Ein Gedanke kam ihr: Was wird sie ihrer

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