2247 - Attentat auf Hayok
nicht.
6.
Kantiran
Hatte ich es gewollt? Ich hatte nichts getan, um es zu verhindern, und ich hatte bestimmt auch nichts dagegen.
Aber hatte ich es auch gewollt?
Warum war ich nicht so wie Mal? Er hatte eine Liebschaft, und zwar nicht die erste im letzten halben Jahr. Er trieb sich fast ununterbrochen mit der trinkfesten, kräftigen, äußerst lebensfreudigen Kashmate herum, und ich musste ihn nur ansehen, um zu wissen, dass es eine glückliche Zeit für sie beide war.
Ganz im Gegensatz zu mir. Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte -ich war einfach nicht verliebt. Die Gefühle, die Sca mir entgegenbrachte, wollten sich bei mir einfach nicht einstellen.
Und das war ein Problem.
Ich lernte an ihrem Beispiel Tag für Tag von neuem, wie es war, wenn eine Frau mir Selbstlosigkeit entgegenbrachte. Denn Sca war Hals über Kopf in mich verliebt, daran gab es nichts zu deuteln.
Warum schlief ich dann mit ihr? Warum schenkte ich ihr keinen reinen Wein ein? War ich wirklich solch ein Schwein?
Unsere Liaison war eine ohne Politik, aber nicht ohne Hintergedanken. Denn ich benutzte Sca im Grunde, um Abstand von den Ereignissen der letzten Monate zu gewinnen. „Kant? Was ist mit dir, Kant?" Ich öffnete die Augen, sah die ihren. Riesig groß, direkt vor den meinen, leicht schräg stehend und in einer undefinierbaren Mischung gefärbt. Ihre Augen, die mich immer wieder verzauberten.
Sie schauten besorgt drein. „Nein, alles in Ordnung. Ich muss kurz eingenickt sein", log ich, verschwieg ihr zumindest meine Gedanken.
Sie seufzte. „Mit dir ist es wunderschön. Ich könnte für alle Ewigkeit in deinen Armen liegen. Ich will nur bei dir sein ... für immer!" Sie streckte sich wohlig aus. Wir saßen, wie die Natur uns geschaffen hatte, auf einer bequemen Couch.
Natürlich genoss ich es, von ihr so geliebt zu werden. Aber was ist mit mir? Ich mag sie, es ist schön mit ihr.
Doch tief in meinem Herzen ist kein Platz für sie. Es war erfüllt von Thereme ... irgendwie ist sie noch immer da.
Verdammt, gäbe es einen Knopf, den ich nur herunterzudrücken brauchte, dann würde ich Sca genauso lieben, wie sie es verdient!
Sie küsste mich aus meinen Gedanken. „Woran denkst du? Hoffentlich an etwas Gutes. Schließlich sind wir heute auf den Tag genau einen Monat zusammen!"
„Klar!" Ich log, ohne rot zu werden. „Ich überlegte gerade, wo wir unsere erste Begegnung gebührend feiern können."
„Was musst du da lange überlegen? Mal und Kashmate sind sicher schon da. Sie würden sich riesig freuen, wenn wir auch kämen."
Schon da ... Sie meinte das Battory, die Bar, in der Isopropanol ausgeschenkt wurde.
Ich seufzte. „Wie du meinst. Dann ziehe ich mich mal an ..."
„Das sollte ich auch tun. Obwohl ... der Barkeeper würde mir sicher einen ausgeben, wenn ich da so reinspazierte." Sie lachte und wuschelte mir durch die Haare. „Guck nicht so ernst. Keiner der Gäste wird sich nach dir umdrehen. Deinen Absturz haben die schon längst vergessen. So was sehen die jeden Tag, glaub mir."
Mit diesen Worten verschwand sie in der Hygienezelle.
Die vielleicht, aber ich nicht! Und ich wusste nicht, wie ich reagieren würde, wenn mir einer blöd kam. Ich war nicht mehr besonders geduldig.
Eigentlich hatte ich allen Grund, gut gelaunt zu sein. Unser Leben im Etymba-Viertel war angenehm normal.
Aber tief in mir gab es eine Unzufriedenheit, die ich nicht erklären konnte.
Die ich vielleicht auch gar nicht ergründen wollte. Oder die ich schon längst ergründet hatte ... während Sca im siebenten Himmel schwebte und gleichzeitig in meinen Armen lag.
War ich wirklich solch ein Schwein?
In diesem Moment vernahm ich hinter mir die piepsige Stimme.
Die Stimme, von der ich seit Wochen befürchtet hatte, dass ich sie irgendwann völlig überraschend hören würde.
Nicht nur befürchtet. Gewusst. „Hallo, Kantiran."
„Hallo, Gucky", sagte ich, ohne mich umzudrehen. „Tut mir Leid, dass ich einfach so in deine Privatsphäre eindringe. Leider fiel mir keine bessere Lösung ein, mit dir in Kontakt zu treten."
Wenigstens hatte er gewartet, bis Sce in der Hygienezelle war. Ich hörte Wasser rauschen. „Wie wäre es mit einer Holonachricht gewesen?" Ich drehte mich langsam um und musterte den pelzigen Mausbiber.
Er schaute sich kurz um und betrachtete mich dann neugierig mit seinen schwarzen Augen. „Hübsch heimelig hast du es hier. Nein, wirklich. Eigenwillig, aber für eine Junggesellenbude okay. Was
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