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2259 - Tod von den Sternen

Titel: 2259 - Tod von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erinnerte er sich nicht mehr an den Namen der Gruppe, die Shriver am liebsten gespielt hatte, aber noch sehr genau an den Namen der Leadsängerin ...
    Grace Slick. Grace Slick ... sie hatte von Drogen und freier Liebe gesungen und mehr als nur kritische Passagen über Amerika eingeflochten. Ein verdammt heißer Feger, der Stimme und dem Plattencover nach zu urteilen, aber in Bulls Augen einwandfrei nicht das Richtige für die Army.
    Als er es nicht mehr ertragen konnte, war er aufgesprungen und hatte den Plattenspieler ausgestellt, unter dem kritischen nickelbebrillten Blick des Professors. „Hören Sie auf", hatte er ihn angebrüllt, „hören Sie auf mit diesem Schwachsinn und dieser verdammten Musik! Sie sind bei den Streitkräften, nicht bei einem Hippie-Treffen!"
    Shriver hatte nur kurz aufgeblickt. „Intolerant, leicht reizbar, unkritischer Befehlsempfänger ..." Sein Bleistift, schlecht angespitzt, kratzte über das raue Papier. „Das ist es also, was Sie wollen, Mister Bull?"
    Er war puterrot angelaufen und aus dem Zimmer gerannt, damit er endlich wieder frische Luft atmen konnte. Shriver... der verdammte Bastard ... er hatte die Phase, die man später nur noch mit freier Liebe und dem Summer of Love assoziierte, instrumentalisiert, um Bull an seine Grenzen zu führen, hatte ihm ein Feindbild geschaffen, das gar keines war: Nachdem Shriver endlich fort war, hatte Bully eingesehen, dass die „Blumenkinder" nicht so schlecht gewesen waren, wie er dank Shriver immer gedacht hatte. Einige Kriminelle hatten aus der anfangs harmlosen Drogenkultur bald das Gegenteil gemacht und den Kids die wirklich harten Gifte verkauft. Der Summer of Love war schnell vorbei gewesen, die Gegenkultur hatte sich selbst begraben. Aber die „Rebellen" waren oft Idealisten gewesen, viele von ihnen Visionäre, wie das Land, wie die Erde sie brauchte.
    Bull wusste das längst, aber in Shriver sah er alles Schlechte dieser Phase verkörpert, und Shruyver erinnerte ihn kolossal an damals. Jedes einzelne Vorurteil kam ihm wieder hoch ...
    Ich sollte ihm eine Chance geben, dachte er. Wenn Gucky und Prak-Noy ihm vertrauen, muss er was auf dem Kasten haben. Aber er kann was erleben, wenn er mich wegen einer Lappalie kommen lässt... „Ich bin in der Krankenstation zu finden", sagte er zu Ronta und leiser: „Behalte die Gurrads im Auge. Und wenn die Arkonidin wieder hier auftaucht, dann sag ihr ..."
    „Was soll ich sagen?", fragte Prageshs Stellvertreter.
    Reginald Bull winkte ab. „Nichts. Das mache ich schon. Lass dich nur nicht von ihr provozieren."
    Jan Shruyver, bis vor einem Tag so gut wie untätig, hatte nun auf einmal gleich zwei Patienten. Dabei hatte er bisher nicht einmal dem ersten helfen können. Prak-Noy schien ihm mehr zuzutrauen als er sich selber.
    Immerhin hatte er bei dem grünhäutigen Eingeborenen einen Anfang gefunden. Jerofe Gangan Ouwmar war wach, aber noch schwerfällig. Man hatte ihm ein leichtes Universal-Beruhigungsmittel injiziert: Der berühmte Mantar-Heiler Zheobitt hatte es entwickelt, nachdem er sein Amt angetreten hatte; es wirkte auf 97 Prozent aller bekannten Milchstraßenvölker, und die schlimmste bekannte Nebenwirkung waren leichte Zahnschmerzen. „Te-Zhe-Morph Gamma" - im Alltags Jargon auch kurz als TZM bezeichnet - hatte in den letzten Jahrzehnten einen beachtlichen Marktanteil im medizinischen Bereich erobert und Zheobitt noch wohlhabender gemacht als zuvor.
    Die Wirkung des Sedativums ließ nur langsam nach. Jan hatte diese allmähliche Phase des Wiedereintauchens in die Realität dazu genutzt, auf den Cortezen einzureden, leise und freundlich, aber nachdrücklich. Jerofe war noch nicht dazu gekommen, Angst zu haben, und hatte Jan lange schweigend zugehört. Danach hatte er selbst angefangen zu sprechen, erst zögernd, dann aber wie in Trance: von seinen Träumen und davon, dass sie immer wahr wurden, von seiner Furcht und von der Vertreibung aus Tragolfir.
    Als der Psychologe ihn verließ, hatte er zudem in Erfahrung gebracht, dass der Corteze die BURTON tatsächlich sehen konnte - wie wahrscheinlich alle Cortezen. Wie genau das funktionieren konnte - Shruyver hätte so etwas niemals für möglich gehalten -, würden andere herausfinden müssen, wahrscheinlich lagen die Ursachen im neurophysiologischen Bereich.
    Ein kurzer Komanruf genügte, um Reginald Bull die wichtigsten Informationen durchzugeben, doch der Expeditionsleiter bestand darauf, ihn in der Krankenstation aufzusuchen. Bis es so

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