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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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zum Morgengrauen.
    Agat’ol versuchte jeden Gedanken an das letzte Treffen bei Seite zu schieben. Doch es gelang ihm nicht. Da war eine junge Schönheit gewesen, Tara’nea. Er hatte sich mit ihr auf Augustus Island verabredet und so sehr gehofft, dass sie ihn aus seiner Einsamkeit erlösen würde. Dem schwarzroten Hydriten haftete ein Geburtsfehler an, der ihn zum Außenseiter machte: Agat’ol hatte zwei Flossenkämme statt des üblichen einen – man vermutete, dass er ein verwachsener Zwilling war. Krüppel nannten ihn die wenig feinfühligen Mar’os-Krieger, und es kümmerte sie einen toten Fisch, was für Narben das auf seiner Seele hinterließ.
    Tara’nea erschien nicht in jener Nacht. Dafür traf Agat’ol unvermutet auf den Hydriten Quart’ol, der sich am Strand mit zwei seltsam aussehenden Menschen unterhielt. Agat’ol belauschte sie und erfuhr so von der anstehenden Suche nach Gilam’esh’gad. Er entschied, den Dreien zu folgen und sie zu töten, sobald die Stadt gefunden war. Anschließend wollte er als Entdecker des versunkenen Reichs zurückkehren – und was für eine triumphale Rückkehr wäre das geworden! Niemand hätte ihn je wieder versetzt, ignoriert oder gekränkt! Er wäre ein Held gewesen für Seinesgleichen, hätte die Mar’osianer in den Krieg führen können. Tod den Menschen, und Tod allen Hydriten, die Fisch und Fleisch als Nahrung verschmähten!
    So war Agat’ol nach Gilam’esh’gad gelangt. Und hier gestrandet. Er hatte seinen Soord’finn (Großer, aggressiver Reitfisch der Mar’os-Krieger) verloren, den Ausbruch der entsetzlichen Fischsaurier miterlebt, und war nur mit größter Not dem Würgegriff einer unheimlichen, Fleisch fressenden Pflanze entkommen. Unten im Park. Agat’ol hatte damals ein entstelltes Wesen zu sehen geglaubt, das nach ihm griff. Er konnte jedoch bis heute nicht sagen, ob es wirklich da gewesen war oder ob er es sich nur eingebildet hatte.
    Eine fette Languste tickelte über seinen Bauch, den sie fälschlicherweise für ein harmloses Hindernis hielt. Die Hand des Mar’osianers schnellte vor.
    Aber Tatsache ist, dass hier jemand lebt! Agat’ol riss dem Krustentier den Kopf ab, setzte sich auf und begann das unerwartete Nachtmahl aus der Schale zu pellen. Dabei ließ er den einen oder anderen seiner Streifzüge durch Gilam’esh’gad noch einmal Revue passieren. Und was hatte Agat’ol nicht schon alles entdeckt! Versunkene Stätten, rätselhafte Produktionsanlagen, Gold…
    Da waren manchmal huschende Bewegungen gewesen, nur aus den Augenwinkeln erkennbar. Fische konnten das nicht sein, die hätte der Mar’osianer gewittert. Was sich da seinen Blicken entzog, handelte auch zu zielstrebig – tauchte ab, versteckte sich, erstarrte hinter einem Algenvorhang…
    Agat’ol interessierte das Geheimnis der Verborgenen wenig. Sie waren da, nun gut, aber so lange sie ihn in Ruhe ließen, würde er sich nicht näher mit ihnen beschäftigen.
    Quart’ol und die Oberflächenkriecher, ja, das war eine andere Sache! Der Mar’osianer stieß ein Stück Langustenschale aus, fuhr sich über den Mund. Irgendwann töte ich sie, alle drei! Wenn die Gelegenheit günstig ist.
    Agat’ol scheute vor dem Zentrum Gilam’esh’gads zurück. Es gab dort eine Art Tempel, sechzig Meter hoch und mit zwei Portalen, über denen die Worte Kammer der Macht und Kammer des Wissens standen. Etwas Seltsames ging von dem Gebäude aus. Es lockte, und es drohte zugleich; Der Mar’os-Krieger hatte einmal versucht, die Kammer der Macht zu öffnen. Dabei waren seltsame Wisperstimmen aus den Wänden gedrungen, hatten ihm suggeriert, sich mit übermächtigen Gegnern anzulegen, sollte er in der Stadt etwas Unrechtes tun.
    Kann auch ein Trick gewesen sein! Ei’don-Hydriten ist alles zuzutrauen! Agat’ol gähnte, sank auf sein Nachtlager zurück und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Der Mar’osianer wusste natürlich, dass ihn eher Neugier als das Mauergewisper zögern ließ, Quart’ol und die beiden Menschen zu töten. Es musste einen Grund geben, warum die Drei noch immer keine Anstalten machten, den Heimweg anzutreten.
    Sie verhalten sich, als würden sie hier wohnen: Der eine pflegt den Park, die anderen reparieren Löcher in der Felsendecke… ich wette, sie suchen was! Etwas, das es wert ist, so viele Monate dafür zu opfern. Und was könnte das schon sein außer dem Schlüssel zur Macht? Agat’ol nickte bedächtig. Sobald sie ihn gefunden haben, sind sie fällig!
    Ein leises,

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