23 Uhr, York Avenue
Billigung bedarf. Überdies können Sie …
Haskins: Ist ja schon gut, schon gut! Ich bin ja drauf und dran, alles auszupacken. Ich möcht' reden! Ich kenn' meine Rechte besser als du. Können wir nicht einfach zu quasseln anfangen - nur du und ich, zwei kleine Tommys?
Frage: Welche Aussagen auch immer Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Abwesenheit Ihres Rechtsberaters abgeben, entspringen Ihrem eigenen freien Willen und Entschluß. Und alles, was Sie sagen - ich wiederhole, alles, was Sie sagen, selbst das, was Ihnen völlig unverfänglich erscheinen mag -, kann in Zukunft möglicherweise gegen Sie verwendet werden. Verstehen Sie das?
Haskins: Selbstredend versteh' ich das.
Frage: Ist Ihnen alles klar?
Haskins: Ja, Tommylein, mir ist alles klar.
Frage: Außerdem …
Haskins: Oh, du lieber Himmel!
Frage: Außerdem liegt hier eine vorgedruckte Erklärung bereit, die Sie bitte in Gegenwart der als Zeugin anwesenden Polizeibeamtin Alice H.Hilkins unterschreiben wollen. Damit erklären Sie, daß Sie Ihre Rechte und Privilegien als Angeklagter unter den bereits genannten Gesetzen voll und ganz begreifen und daß jedwede Aussage, die Sie abgeben, unter völliger und uneingeschränkter Erfassung und Einbeziehung jener Rechte und Privilegien abgegeben wird.
Haskins: Sieh mal, Leutnant Bulle, ich möcht' reden, ich bin bereit zu reden, ich bin ganz geil darauf zu reden. Laß uns also …
Frage: Wollen Sie diese Erklärung unterschreiben?
Haskins: Aber gern, aber gern. Her mit dem gottverdammten Ding.
[Pause von vier Sekunden.]
Frage: Überdies liegt eine zweite Erklärung bereit, die…
Haskins: Oh, oh, oh. O Tommy, das halt' ich nimmer …
Frage: Diese zweite Erklärung tut kund, daß Sie nicht durch die Androhung körperlicher Gewalt dazu veranlaßt wurden, die erste Erklärung zu unterschreiben, daß Sie jene aus freiem Willen und eigenem Antrieb unterzeichnet haben und daß Ihnen keinerlei Versprechungen hinsichtlich des Strafausmaßes für das ihnen zur Last gelegte Verbrechen gemacht wurden. Überdies äußern, bekräftigen und beschwören Sie feierlich, daß …
Haskins: Beschissener Himmel noch mal, Tommy! Sag mal, wie macht man denn heutzutage 'n Geständnis?
[Pause von sieben Minuten dreizehn Sekunden.]
Haskins: … so daß mir eigentlich nur eins so richtig im Gedächtnis blieb, und das war 'n Ding, das Duke bei unserem letzten Treffen gesagt hatte, 'n Verbrechen, sagte er, das wär nichts anderes als 'n Krieg in Friedenszeiten. Und das wär' das Wichtigste, was wir aus dem Krieg lernen könnten, sagte er: daß es einfach menschenunmöglich ist, alles vorauszuplanen - ganz egal, wie gut der Plan ansonsten auch sein mag. Irgendwas kann immer schiefgehen, sagte er, oder unerwartete Dinge passieren, und man muß immer bereit sein, es mit solchen Sachen aufzunehmen. Er sagte - jetzt redet Duke, Sie verstehen, er sagte, daß er und andere - ja, das hat er gesagt: »andere« - unseren Plan so narrensicher ausgeheckt hätten, wie sie nur konnten, aber er wüßte, daß unerwartete Dinge passieren könnten, mit denen die Knaben nicht gerechnet hätten. Vielleicht würd' 'n Streifenwagen vor dem Häuschen halten. Vielleicht würd' einer von den Revierpolypen in die Halle kommen, um 'n bißchen mit dem Portier zu quasseln. Vielleicht würd' einer der Mieter 'ne Knarre ziehen. Er sagte, wir sollten mit dem Unerwarteten rechnen und uns dadurch nicht ins Bockshorn jagen lassen. Der Plan wär' gut, sagte er, aber 's könnten Dinge passieren, die kein Schwein eingeplant hätte… Als wir also dort gelandet waren, ging ich 'rum in die Halle und drückte den Summerknopf für die äußere Dienstbotentür. Der Knopf war genau an der Stelle, die Duke mir beschrieben hatte. Während ich dort war, warf ich 'nen Blick auf die Dienstkladde, die die Portiers führen. Die sagt ihnen, welche Lieferungen ins Haus stehen und welche Mieter übers Wochenende verreist sind - so Sachen eben. Ich sah sofort, daß der Kopfschrumpfer in seiner Ordination war und Überstunden rackerte. Außerdem gab's da zwei Gäste, die auf Zwei A wohnten. Da hatten wir also zwei von den unerwarteten Dingen, vor denen Duke uns gewarnt hatte. Und gleich in dem Augenblick, wo er durch die geöffnete Zwischentür des Dienstboteneingangs in die Halle 'raufkam, erzählte ich ihm auch davon. Er tätschelte meinen Arm. Das war das erste Mal, daß er mich je angefaßt hat…
Also nahm er und der Krauskopf den Doktor unter ihre Fittiche, schwupp, so einfach
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