233 - Enklave der Träumer
es tatsächlich eine Art Ruf? »Vielleicht gibt es noch einen zweiten Finder«, überlegte er schaudernd. »Vielleicht sind es Brüder, die beiden Felsen…«
Aruula schüttelte das schwarze Haar. »Das glaube ich nicht. Ich hätte es gespürt. Ich war an diesem Felsen. Dort war nichts Außergewöhnliches. Es kann kein zweiter Finder sein.«
Matt brach der Schweiß aus. »Aber etwas ist da… Etwas greift nach mir…« Die Realität versank in Schatten. Wieder war er im All.
Nein, ich bin wach! Ich kann nicht träumen! Ich bin wach!
»Aruula…«, brachte er gequält hervor. Einen Moment versuchte er noch gegen die Bilder anzukämpfen. Dann versank er in der Schwärze des Alls. Er sah Pluto, Neptun und Uranus. Alle tot, abgestorben in einer hässlichen Farbe.
Das ist nicht real! Ich darf das nicht zulassen! Es ist nicht real! Matt klammerte sich an den Gedanken. Er fühlte IHN. ER nahte. ER würde nichts von diesem Sonnensystem übrig lassen. Der Saturn zog an ihm vorbei. Erstarrt. Die Ringe zerstört. Dahinter glühte der Jupiter auf. Flammen zuckten auf seiner gasigen Oberfläche.
Matt versuchte verzweifelt sich gegen die Vision zu wehren, doch unaufhaltsam versank er in ihr. Mit den Bildern kehrten die Gefühle der letzten Nacht zurück. Der Streiter warf seine Schatten über das All, und mit ihnen kam die Angst.
Matt spürte sein Herz, das wild gegen den Brustkorb hämmerte. Seine Reise durch das System verlief irrwitzig schnell. Wie in Zeitraffer flog er an den Planeten vorüber. Sein Düsenjet raste durch das All. Ihm war, als würde er wie ein Magnet angezogen. Gleichzeitig nahm seine Angst ab. Was fürchtete er sich? Das Ende war unausweichlich. Es war besser, sich zu beugen, besser, die namenlose Schwärze anzubeten, die der Welt endgültig ein Ende bereiten würde.
Dankbar. Wir müssen dankbar sein. Matts Gedanken verwirrten sich mehr und mehr während er auf einen roten Planeten zuraste.
Der Mars! Matt erkannte ihn. Erinnerungen mischten sich mit Entsetzen und Schrecken. Was dachte er da nur? Warum sollte er dankbar über die Vernichtung der Welt sein? Seit Jahren kämpfte er für diese Welt! Was hatte er nicht alles gegeben und geopfert…
»Maddrax!« Die laute Stimme schaffte es, ihn für einige Sekunden in die Gegenwart zurückzuholen. Er war bei Aruula. Er musste klar bleiben. Seine Sicht verschwamm. Er fühlte, wie er das Bewusstsein verlor.
»Jetzt geht es zu Ende«, murmelte er zusammenhanglos, verdrehte die Augen und brach auf dem Boden des U-Bootes zuckend zusammen.
»Maddrax!« Aruula hielt ihn gepackt, doch Matthew Drax wehrte sich wie ein Berserker. Er schlug wild um sich. Sie konnte seiner Faust gerade noch ausweichen. Tara und Daan kamen ihr zu Hilfe. Sie fassten Matt an Armen und Beinen.
»Was ist denn los?« Airin packte ebenfalls mit an, doch Matt war kaum zu halten. Hätten sie ihn nicht gemeinsam zu Boden gedrückt, hätte er die Sitze zerlegt.
»Ich weiß es nicht.« Aruula hatte Angst. »Ich verstehe das nicht. Er hat nicht gesagt, dass die Träume für ihn so schlimm geworden sind…«
»Je näher wir dem falschen Uluru kommen, desto schlimmer wird es werden«, mutmaßte Tara düster. »Die Dämonen werden mächtiger.«
Unter ihnen beruhigte sich Matt ein wenig. Seine Augenlider zuckten. Er wirkte jetzt, als würde er träumen.
»Er ist nicht einmal telepathisch begabt… Er kann nicht lauschen !« Aruula wünschte, sie wäre an Maddrax’ Stelle. Es tat ihr weh, ihn so hilflos zu sehen. »Es muss damit zu tun haben, dass er früher schon vom Streiter träumte…«
»Vielleicht sollten wir ihn fesseln«, schlug Airin vor.
Aruula schüttelte den Kopf. »Nein!« Der Gedanke, Maddrax fesseln zu müssen, war ihr unerträglich. »Er hat sich beruhigt.«
»Lassen wir ihn eine Weile«, meinte Daan beschwichtigend. »Bei Gabri und Doran waren die Anfälle am Anfang auch heftig, aber sie gingen nach einer Weile wieder von selbst vorbei.«
»Das hier hat bei den beiden geholfen.« Airin nahm ein Kraut aus einem Beutel an ihrer Hüfte. »Wir Perons kennen viele Kräuter, und das hier kann helfen…« Sie stutzte. »Aber dafür muss er bei Bewusstsein sein. Das Kraut muss lange gekaut werden.«
»Gib es mir.« Aruula nahm eine Handvoll des Krautes.
»Behalte ihn im Auge.« Airin sah besorgt auf den nur noch leicht zuckenden Mann. »Sobald er aufwacht, gib ihm das Kraut.«
Aruula bettete Maddrax’ Kopf auf ihre Knie. »Okee. Ich kümmere mich um ihn. Ich passe auf.«
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